JPMorgan-Chef: Die Amerikaner irren sich gewaltig, wenn sie das Narrativ des US-Wirtschaftsbooms glauben

Wenn es nach dem Chef der amerikanischen Bank JPMorgan geht, werden die Amerikaner künftig den Gürtel noch enger schnallen müssen. Aber auch Chinas Wirtschaft sei nicht mehr das, was sie einmal war. „Das Risiko ist hoch“, sagte er.
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JPMorgan Chase & Co.-CEO Jamie Dimon spricht während des Business Roundtable CEO Innovation Summit in Washington D.C., am 6. Dezember 2018.Foto: Jim Waton/AFP via Getty Images
Von 13. September 2023

Jamie Dimon, Geschäftsführer von JPMorgan Chase, erklärte am Montag, es sei ein großer Irrtum zu glauben, dass die amerikanische Wirtschaft noch jahrelang wegen der starken Kaufkraft der Amerikaner boomen werde.

„Die Annahme, dass der Verbraucher heute stark ist und dass das bedeutet, dass wir über Jahre hinweg ein boomendes Umfeld haben werden, ist ein gewaltiger Irrtum“, sagte er auf der Barclays Global Financial Services Conference New York am 11. September.

Risiken für die US-Wirtschaft seien aus seiner Sicht der Ukraine-Krieg, die immer straffere Geldpolitik der US-Notenbank sowie die hohen Staatsausgaben.

In den letzten Monaten war in Finanzkreisen immer mehr von einer boomenden Wirtschaft die Rede. Der Grund dafür waren starke Einzelhandelsumsätze und Lohnzuwächse, sodass die Ängste vor einer Rezession nachließen.

Es gibt jedoch Anzeichen dafür, dass der jüngste Stimmungsaufschwung bei den Verbrauchern nur von kurzer Dauer ist und die Wirtschaft mit starkem Gegenwind zu kämpfen haben wird.

Wie ist es um die Kauflaune bestellt?

Die Verbraucherausgaben, die etwa 70 Prozent des US-Bruttoinlandsprodukts ausmachen, verzeichneten den neusten Daten vom Juli nach ein solides Wachstum. Ökonomen gehen jedoch davon aus, dass die aggressiven Zinserhöhungen der Fed im vergangenen Jahr die Inlandsnachfrage stärker belasten werden.

Den Einzelhandelsumsätzen nach gaben die Amerikaner im Juli mehr als erwartet aus und investierten unter anderem in Hobbys, Sportartikel und Kleidung. Das hatte die Ökonomen von Goldman Sachs dazu veranlasst, ihre Schätzung des Bruttoinlandsprodukts für das dritte Quartal um sieben Zehntel Prozentpunkte auf eine annualisierte Rate von 2,2 Prozent anzuheben.

Anzeichen deuten jedoch darauf hin, dass der Trend nicht von Dauer sein könnte. Nach Angaben des Consumer Trackers von Deloitte für August stagniert die Konsumlaune der Amerikaner.

Der Prozentsatz der Verbraucher, die sich Sorgen um ihre Ersparnisse machen und größere Anschaffungen aufschieben, ist gestiegen, während die Absicht, Ausgaben zu tätigen, „weiterhin im langfristigen Abwärtstrend liegt“.

Rezession im Anmarsch?

Ein separates Barometer von Conference Board für das Verbrauchervertrauen stellte fest, dass der Messwert nach einem starken Anstieg im Juli auf „knapp über 80“ zurückgegangen ist – ein Wert, der historisch gesehen auf eine Rezession innerhalb des nächsten Jahres hindeutet.

Während die Finanzmärkte in diesem Sommer Rezessionsängste weitgehend abgetan haben, deuten neue Daten darauf hin, dass die Wirtschaft Amerikas möglicherweise „stagniert“.

„Ein Beinahestillstand der Wirtschaftstätigkeit im August lässt Zweifel an der Stärke des US-Wirtschaftswachstums im dritten Quartal aufkommen“, schrieb Chris Williamson, leitender Wirtschaftswissenschaftler bei S&P Global Market Intelligence, in einem Bericht. Anzeichen dafür seien der Rückgang der Auftragseingänge, ein Anstieg der Eingangskosten und ein schwacher Arbeitsmarkt.

Die Äußerungen von Dimon auf der Konferenz am Montag spiegelten exakt zu diesen Daten wider. Dem JPMorgan-Chef zufolge gehe es den US-Verbrauchern und -Unternehmen immer noch „ziemlich gut“. Allerdings warnte er davor, zu zuversichtlich zu sein.

Als Hauptgründe nannte er das Vorhaben der Zentralbanken, die Politik des leichten Geldes zurückzufahren, welche die Inflation auf ein Jahrzehnthoch getrieben hat, sowie die Tatsache, dass die Regierungen Geld „wie betrunkene Matrosen ausgeben“ würden.

„Ich glaube, es vermittelt ein falsches Sicherheitsgefühl, dass diese beiden Punkte am Ende in Ordnung gebracht werden. Ich weiß es nicht“, sagte er.

Höhere Kapitalanforderungen

Auf der Konferenz nahm Dimon auch die höheren Kapitalanforderungen aufs Korn, welche die US-Regulierungsbehörden für Banken vorgeschlagen haben. Den neuen Regeln nach müssten größere US-Banken mit einer Bilanzsumme von 100 Milliarden Dollar mehrere Milliarden Dollar beiseitelegen, um Verluste in schwierigen Zeiten aufzufangen.

Für JPMorgan würde das konkret bedeuten, 30 Prozent mehr Kapital zu halten als ein europäischer Kreditgeber. Das sei Dimons Meinung nach eine unfaire Belastung für US-Banken.

Er warnte, dass solche Maßnahmen die Wirtschaft aushungern und ein weiteres Wachstumshindernis darstellen könnten. „Ich wäre kein großer Käufer einer Bank“, sagte er unter dem Gelächter der Zuhörer und nannte den Vorschlag „äußerst enttäuschend“.

„Alles, was ich will, ist Fairness, Transparenz und Offenheit“, sagte Dimon im Hinblick auf den Regulierungsvorschlag.

Greg Baer, Präsident und CEO des Bank Policy Institute (BPI), warnte in einer Erklärung, die der Epoch Times vorliegt, vor „höheren Kosten für die Verbraucher und größerer Marktinstabilität“.

Chinas Markt nicht mehr so attraktiv wie früher

Ganz im Gegensatz zu Dimons Auffassung geht der Vorschlag einigen US-Regulierungsbehörden noch nicht weit genug.

Der Präsident der Federal Reserve Minneapolis, Neel Kashkari, sagte kürzlich, er erwarte angesichts der jüngsten Bankzusammenbrüche eine stärkere staatliche Regulierung des Bankensektors.

Kashkari zufolge sollten die vorgeschlagenen Kapitalanforderungen auch auf kleinere Institute mit einer Bilanzsumme von weniger als 100 Milliarden Dollar ausgeweitet werden, obwohl er nicht näher spezifizierte, welche Schwelle ihm vorschwebte.

Auf der Konferenz am Montag sagte Dimon auch, dass er glaubt, dass der chinesische Markt nicht mehr so attraktiv für ausländische Investoren ist, wie er es einmal war.

„In Bezug auf unser eigenes Geschäft ist das Risiko-Nutzen-Verhältnis [bezüglich China], das früher sehr gut war, nur noch passabel. Das Risiko ist hoch“, sagte er und fügte hinzu, dass JPMorgan beim Risikomanagement vorsichtiger geworden sei.

Auch auf dem amerikanischen Eigenheimmarkt ist Vorsicht angesagt: Die Hypothekenanträge fielen letzte Woche auf den niedrigsten Stand seit 1996.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: “Americans Are Making ‚Huge Mistake‘ to Believe Certain ‚Booming‘ Economy Narratives: Jamie Dimon (deutsche Bearbeitung nh)



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