Jahresbericht vom Energy Institute: Fossile Energieträger dominieren die Energieerzeugung

Die wichtigsten Energieträger im vergangenen Jahr waren erneut fossiler Natur. Das zeigt der aktuelle Jahresbericht des Energy Institute. Der Abstand zu den Erneuerbaren ist dabei noch so groß, dass Kohle, Erdgas und Erdöl wohl noch viele Jahre – oder gar Jahrzehnte – ihre Dominanz verteidigen dürften.
Titelbild
Ein Ölladeterminal eines Hafens mit großen Lagertanks. Erdöl war 2022 der wichtigste Energielieferant der Welt.Foto: iStock
Von 19. August 2023

Der 72. Jahresbericht des Energy Institute (Energieinstitut) gibt Einblick über die Daten der Weltenergiemärkte des vergangenen Jahres. Es zeigt, dass fossile Energieträger wie Kohle, Erdöl und Erdgas weiterhin die tragende Säule der weltweiten Energieerzeugung sind. 2022 stieg der weltweite Primärenergieverbrauch um ein Prozent im Vergleich zu 2021 an.

Trotz Wachstum spielen die erneuerbaren¹ Energien (ohne Wasserkraft) weiterhin nur eine Nebenrolle. Der statistische Überblick liefert seit 1952 zeitnahe umfassende Daten für die weltweite Energiegemeinschaft.

82 Prozent Energie durch die Fossilen

Erdöl, Kohle und Erdgas sind weiterhin die dominanten Energieträger, die die Prozesse unserer Zivilisation am Laufen halten. Diese Rohstoffe sind gefragt wie nie zuvor. Dabei hat das Öl seinen Status als bedeutendster fossiler Brennstoff seit beinahe 70 Jahren nicht verloren, wie die „Deutschen Wirtschaftsnachrichten“ berichten. Der flüssige Rohstoff deckte im Vorjahr 32 Prozent der globalen Primärenergie ab.

In Kombination hielt sich der Anteil des Verbrauchs fossiler Brennstoffe am Primärenergieverbrauch konstant bei 82 Prozent. Kohle hält sich auf Platz zwei mit rund 26 Prozent und Erdgas nach kleinem Rückgang stabil an dritter Stelle mit rund 24 Prozent.

Dekarbonisierung? Von wegen – Fossile Energieträger boomen

Anteil der Energieformen an der globalen Primärenergie von 2000 bis 2022. Legende: Oil = Erdöl, Coal = Kohle, Natural gas = Erdgas, Nuclear energy = Kernenergie, Hydroelectricity = Wasserkraft, Renewables = erneuerbare Energien. Foto: Energy Institute (EI) Statistical Review of World Energy™, 72. Ausgabe

Höherer Ölverbrauch

Der Ölverbrauch nahm 2022 weiter zu und stieg um 2,9 Millionen Barrel pro Tag (b/d) auf 97,3 Millionen b/d. Das ist ein geringerer Anstieg, als zwischen 2020 und 2021 zu verzeichnen war. Damit blieb der Verbrauch leicht unter dem Niveau von 2019. Der Verbrauch der OECD-Staaten stieg um 1,4 Millionen b/d und der der Nicht-OECD-Staaten um 1,5 Millionen b/d. Der größte Teil des Wachstums entfiel auf Kerosin (0,9 Millionen b/d) und Diesel (0,7 Millionen b/d).

Die weltweite Ölproduktion stieg 2022 um 3,8 Millionen b/d, wobei mehr als 60 Prozent des Anstiegs auf die OPEC+ entfielen. Unter den Ländern verzeichneten Saudi-Arabien (1.182.000 b/d) und die USA (1.091.000b/d) die größten Zuwächse. Nigeria meldete den größten Produktionsrückgang auf 184.000 b/d.

Auch in diesem Jahr ist ein weiterer globaler Anstieg zu verzeichnen. Mit 102,5 Millionen b/d wurde der bisherige Verbrauchsrekord aus dem Jahr 2019 in den letzten Julitagen dieses Jahres übertroffen. Mehr als ein Drittel davon verfeuerten die USA und China.

Benzin nimmt bei der Nachfragesteigerung eine führende Rolle ein. Diesen Kraftstoff haben die Befürworter der Elektromobilität besonders im Visier. Doch entgegen dem Narrativ des Booms der Elektroautos nimmt die absolute Zahl der benzinbetriebenen Fahrzeuge weiterhin zu.

Kohlebedarf auf neuem Rekordwert

Der weltweite Kohlebedarf stieg im vergangenen Jahr auf einen neuen Rekordwert von rund 8,3 Milliarden Tonnen – Tendenz weiterhin steigend. Weltweit produzierten die Kohlekraftwerke 2022 rund 10.350 Terawattstunden Strom. Das bestätigte auch schon die Internationale Energieagentur. Der Kohleverbrauch nahm im vergangenen Jahr weiter zu und stieg um über sieben Prozent auf das Rekordhoch von 175 EJ (Exajoule, Einheit für Arbeit, Wärme und Energie, 1 EJ ≈ 278 TWh). Auf China, Indien und Indonesien entfielen über 95 Prozent des Anstiegs der weltweiten Produktion.

Das Nachfragewachstum für Kohle ging hauptsächlich von China (plus 1 Prozent) und Indien (plus 4 Prozent) aus. Ihr gemeinsames Wachstum von 1,7 EJ reichte aus, um die Rückgänge in anderen Regionen um 0,6 EJ auszugleichen. Der Kohleverbrauch in Nordamerika und Europa sank hingegen um 6,8 Prozent beziehungsweise um 3,1 Prozent aufgrund strengerer Emissionsvorgaben. Im Jahr 2022 lag der OECD-Verbrauch rund zehn Prozent unter dem Niveau von 2019. Der Kohleverbrauch der Nicht-OECD-Länder war um über 6 Prozent höher.

Mit der gestiegenen Nachfrage nahmen auch die globalen CO₂-Emissionen zu. Im Bereich der Energienutzung, der industriellen Prozesse und dem Abfackeln stiegen sie um 0,8 Prozent auf einen neuen Höchststand von 39,3 Gigatonnen CO₂-Äquivalent (GtCO2e) an.

Immer mehr Wind- und Solaranlagen

Mit großem Abstand zu den fossilen Energieträgern liegen die erneuerbaren Energien beim Anteil am Primärenergieverbrauch auf Platz vier. Dieser betrug 7,5 Prozent – ein Anstieg um fast einen Prozentpunkt gegenüber dem Vorjahr. Die Wachstumsrate sank im Vergleich zu 2021 jedoch leicht. Dennoch überholten die Erneuerbaren die Leistung der Wasserkraftwerke, die in den vergangenen 20 Jahren relativ unverändert blieb.

Seit 2001 erlebte die kombinierte Erzeugung aus Wind, Sonne, Erdwärme, Biomasse und anderen direkt emissionsfreien Stromerzeugungstechnologien einen exponentiellen Anstieg. Solar- und Windenergie verzeichneten einen neuen Rekordzuwachs von 266 Gigawatt im Jahr 2022, knapp drei Viertel entfielen davon auf die Photovoltaik. Der größte Teil des weltweiten Kapazitätszuwachses bei den Erneuerbaren fand in China statt – 37 Prozent beim Wind und 41 Prozent in der Sparte der Solaranlagen.

Insgesamt steigt der weltweite Energiebedarf immer weiter an. Im Vergleich zu 1965 hat er sich bereits vervierfacht. Allein in den letzten knapp 40 Jahren nahm die Nachfrage um mehr als 100 Prozent zu.

Die Stromerzeugung aus Wasserkraft stieg im Jahr 2022 um 1,1 Prozent, während die Leistung der Kernenergie um 4,4 Prozent zurückging.

[1] Der Begriff „erneuerbare Energien“ hat sich zwar gesellschaftlich etabliert, nach dem Energieerhaltungssatz ist Energie aber grundsätzlich nicht erneuerbar. Sie kann nur umgewandelt werden.



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