Wird Deutsche Bank die nächste Credit Suisse? Angst vor der Bankenkrise

Nach einem kurzen Aufatmen nach der Übernahme der Credit Suisse durch die Schweizer Bank UBS gibt es erneut Befürchtungen um die Stabilität des Finanzsystems. Während einige Experten die Deutsche Bank für stabil halten, sind sich andere da nicht so sicher.
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Ein Blick auf das Gebäude der Deutschen Bank im Zentrum von London.Foto: Leon Neal/Getty Images
Von 25. März 2023

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Erneute Kurseinbrüche bei der Commerzbank und der Deutschen Bank haben bei den Anlegern Alarm ausgelöst. Auch außerhalb Deutschlands ging es für die Bankenaktien bergab. Das hat erneut Sorge um die Stabilität des Finanzsystems geschürt. Die Kurse der Deutschen Bank verloren rund 14 Prozent, der Konkurrent der Commerzbank bis zu knapp neun Prozent. Dadurch verlor die Deutsche Bank insgesamt 30 Milliarden ihres Gesamtmarktwerts, wie die englischsprachige Epoch Times berichtete.

Analysten zufolge könnte der Fall der Kurse an den gestiegenen Kosten für Ausfallversicherungen liegen. Wollen Anleger ihre Einlagen versichern, mussten sie seit Donnerstag bereits erheblich tiefer in die Tasche greifen. Eine Summe von 10 Millionen Euro zu versichern, kostete Mitte der Woche noch 140.000 Euro. Am Freitagmittag war der Betrag bereits auf 200.000 Euro angestiegen. Auf Twitter hatte der Hedgefonds-Manager Boaz Weinstein bereits am Freitag auf den „wirklich gewaltigen“ Anstieg der Risikoprämien bei Kreditderivaten nachrangiger Anleihen von Deutscher Bank und Barclays hingewiesen.

In der Bankenbranche lassen sich die Preise für die Kreditversicherungen an sogenannten „Credit Default Swaps“ (CDS) ablesen. Je höher die CDS-Werte, desto größer die Sorge der Anleger, dass die Bank zahlungsunfähig werden oder pleitegehen könnte. Diese sind nun bei der Deutschen Bank wieder deutlich angestiegen.

Allerdings wies der leitende Kreditanalyst von Independent Credit View, Guido Versondert, darauf hin, dass nur etwa 20 große Banken überhaupt Kurse für solche Absicherungen stellen. „Sichern sich bei Unruhen im Bankenwesen plötzlich viele Großanleger stärker ab, trifft dies auf ein strukturell viel zu geringes Angebot“, so der Bankenexperte laut „Süddeutsche Zeitung“. Über die tatsächliche Verfassung einer Bank sage das aber wenig aus.

Einleger ziehen ihr Geld ab

Ein weiterer Unruhefaktor sei der Zeitung zufolge, dass viele Unternehmen aktuell ihre Kontoeinlagen auf verschiedene Banken umschichten würden. Bereits in der vergangenen Woche hätten Unternehmen und Investoren schätzungsweise rund 100 Milliarden US-Dollar von Konten in sogenannte Geldmarktfonds geschoben. Diese gelten als sicherer als Bankkonten. Für private Einleger gilt in Deutschland eine gesetzliche Einlagensicherung bis 100.000 Euro pro Person und Bank.

Wie das „Handelsblatt“ berichtet, sehen Experten der Landesbank Baden-Württemberg den Bankensektor zwar wesentlich besser aufgestellt als zur Finanzkrise im Jahr 2008, schließen aber nicht aus, dass nach der Credit Suisse demnächst ein weiteres Geldinstitut Probleme bekommen könnte.

Die wichtigsten Notenbanken würden zwar versuchen, „die Finanzstabilität möglichst sicherzustellen“, allerdings würden sie dem „Kampf gegen die Inflation weiterhin den Vorrang über den Schutz der Konjunktur“ geben. Die Landesbank rät Banken nach wie vor zur Vorsicht. Am Mittwoch hatte die Fed erneut ihren Zinssatz um 0,25 Prozent angehoben, wodurch die Einlagen Verluste erlitten.

AT1-Bonds der Deutschen Bank stark gefallen

Zudem sorgte der Fall der AT1-Bonds der Deutschen Bank für Verunsicherung. Diese Anlageform geriet durch die Rettungsaktion der Credit Suisse in die Schlagzeilen. Die AT1 Dollar-Anleihen rutschten von 7,5 % AT1 auf 74,716 Cents pro Dollar ab, wie „Investing.com“ berichtete.

AT1-Anleihen können im Falle einer Krise in Eigenkapital umgewandelt oder abgeschrieben werden. Sie gerieten diese Woche in den Fokus von Investoren, nachdem AT1-Anleihen der Credit Suisse im Volumen von 17 Milliarden Dollar nach der Übernahme der Bank durch die UBS wertlos geworden waren. Mehrere Anleger planen derweil, die Credit Suisse zu verklagen, so die „Handelszeitung“. Laut einer Mitteilung will die Deutsche Bank nun bestimmte nachrangige Anleihen tilgen, um die Anleger zu beruhigen.

Manche Finanzexperten sind weiterhin optimistisch

Manche Finanzexperten halten die Deutsche Bank trotz der angespannten Lage für widerstandsfähig: „Wir sind relativ entspannt angesichts des robusten Eigenkapitals und der Liquiditätspositionen der Bank“, schrieben Analysten von Autonomous Research in ihrer Analyse. „Um es klar zu sagen: Die Deutsche Bank ist nicht die nächste Credit Suisse.“ Die Sorgen, die sie von Anlegern mitbekämen, bezögen sich vielmehr auf das Engagement am US-Gewerbeimmobilienmarkt und das große Derivatebuch der Bank, schreiben sie. Beides sei zum einen bekannt und zum anderen nicht besonders besorgniserregend.

Die Deutsche Bank hat zehn aufeinanderfolgende Quartale mit Gewinnen abgeschlossen, einschließlich eines Nettogewinns von 1,98 Milliarden US-Dollar im vierten Quartal, wobei der Jahresüberschuss im Vergleich zum Vorjahr um 159 Prozent gestiegen ist. Die Deutsche Bank verfügt derzeit über ein Vermögen von 1,4 Billionen Dollar und verwaltet ein Vermögen von 880 Milliarden Dollar.

Auch Bundeskanzler Olaf Scholz hat mittlerweile Entwarnung gegeben: „Die Deutsche Bank hat ihre Arbeitsweise modernisiert und organisiert. Sie ist eine sehr profitable Bank. Es gibt keinen Grund zur Besorgnis“, sagte er nach einem EU-Gipfel der Staats- und Regierungschefs und schloss eine Rettung der Bank seitens der Regierung aus.

Parallelen zur Credit Suisse

Stuart Cole, leitender Makroökonom bei Equiti Capital, sieht hingegen schon gewisse Parallelen zur Credit Suisse: „Die Deutsche Bank steht schon seit einiger Zeit im Rampenlicht, ähnlich wie die Credit Suisse“, so der Ökonom laut „Aktionär“. „Es hat verschiedene Umstrukturierungen und Führungswechsel durchlaufen, um die Bank wieder auf eine solide Basis zu stellen, aber bisher scheint keine dieser Bemühungen wirklich funktioniert zu haben.“

Das Unternehmen durchläuft seit 2019 einen umfassenden Restrukturierungsplan. Der Geschäftsführer Christian Sewing bezeichnete die Bank als „erfolgreich transformiert“. „Durch die Neuausrichtung unseres Geschäfts auf unsere Kernkompetenzen sind wir deutlich profitabler, ausgewogener und kosteneffizienter geworden. Im Jahr 2022 haben wir dies mit den besten Ergebnissen seit fünfzehn Jahren unter Beweis gestellt“, so Sewing in einer Erklärung vom Februar.

Die Deutsche Bank hat in den letzten zehn Jahren eine Reihe von Skandalen erlebt. Zwischen 2013 und 2015 verhängten US-amerikanische, britische und europäische Aufsichtsbehörden Bußgelder in Höhe von mehr als 3 Milliarden US-Dollar gegen das Unternehmen, nachdem aufgedeckt worden war, dass Händler Zinssätze manipuliert hatten.

Im Jahr 2015 zahlte die Deutsche Bank 260 Millionen US-Dollar an Bußgeldern, weil die Bank gegen ein US-Embargo gegen den Iran verstoßen hatte. Außerdem wurde 2015 aufgedeckt, dass die Deutsche Bank Aktientransaktionen nutzte, um rund 10 Milliarden US-Dollar Schwarzgeld in russischen Rubel zu waschen. Daraufhin zahlte das Finanzinstitut eine Strafe von 600 Millionen Dollar an die US-Regierung. Seit dem Börsengang im November 1996 sind die Aktien der Deutschen Bank um 70 Prozent eingebrochen.

(Mit Material von The Epoch Times)



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