Internetbetrug bedroht die US-Wirtschaft

„Phishen“ krimineller als Hacken
Von 27. Februar 2005

Gegenwärtig sieht sich die amerikanische Wirtschaft etlichen, meist hausgemachten Bedrohungen gegenüber, angefangen vom unsicheren Dollarkurs bis hin zum Handelsbilanzdefizit.

Seit einiger Zeit gibt es noch einen neuen Feind, für den die Verantwortlichen wohl nur bedingt die Verantwortung tragen, den Internetbetrug. Die Internetbetrüger, motiviert vom geldwerten Vorteil, und mit hochmoderner Technologie ausgestattet, stellen eine Gefahr für die Wirtschaft dar, indem sie geheime Daten von Firmen und Privatpersonen stehlen. Dies behauptete in der letzten Woche der Chef eines amerikanischen Geheimdienstes auf einem Symposium.

„Es gibt keinen Zweifel mehr über diese Bedrohung… Mit ein paar Tastenhieben können die Onlinebetrüger unsere Wirtschaft kaputtmachen“, meinte Ralph Basham auf der RSA Sicherheitskonferenz in San Francisco. Der Secret Service beschützt nicht nur den Präsidenten, wie es in populären Filmen zu sehen ist, sondern er versucht auch, die amerikanischen Finanzinstitutionen zu beschützen.

Sicherheitsanalysten warnten davor, dass Internethacker, die früher ausschließlich vom Nervenkitzel, ganze Computernetzwerke lahm zu legen, getrieben wurden, jetzt mit dem organisierten Verbrechen zusammenarbeiten, das an die gespeicherten Daten von Firmen und Privatpersonen herankommen will. Hierzu werden eine Menge von Strategien benutzt, wie etwa Phishing. Phishing verleitet Internetnutzer dazu, sensitive Daten an Webseiten zu übermitteln, die legitim aussehen.

Laut Basham wurden unlängst in acht US-Staaten 30 Verdächtige festgenommen, die eine organisierte Bande gegründet hatten. Diese war in der Lage, sieben Millionen Kreditkartennummern zu stehlen, was bei Konsumenten und Kartenbesitzern zu Schäden in Höhe von 4,3 Mill. USD führte. Die Verluste hätten sich jedoch auf eine Milliarde belaufen können, führt man sich die Anzahl der gestohlenen Kreditkarten vor Augen.

Bessere Zusammenarbeit

Experten warnten davor, dass der Umfang und die Geschwindigkeit, mit der sich das Onlineverbrechen ausbreitet, zunähmen. Hacker benutzen immer mehr Technologien wie Spyware (Spionagesoftware). Spyware wurde zu einer der am schnellsten wachsenden sogenannten bösen „Code-Bedrohungen“. Sie sammelt sensible Daten, indem sie die Tastaturbenutzung des Computernutzers aufzeichnet und auswertet, in gleicher Weise können Emails ohne Wissen der Person ausgewertet werden. Aber die Länder übergreifende Kooperation und der relevante Datenaustausch zwischen den US-Behörden, ausländischen Regierungen sowie den Technologie und Softwarefirmen trug dazu bei, die Auswirkungen des Problems zu mildern, meinte Basham.

Howard Schmidt, Präsident Bushs Sonderberater für Internetsicherheit während dessen erster Amtszeit, meinte, die Megafirmen seien jetzt besser als jemals zuvor gegen Gefahren gewappnet, und sie seien sich der im Internet lauernden Gefahren bewusster.

Aber, so seine Schlussfolgerung, die Internetbetrüger zielen jetzt vornehmlich auf kleinere Firmen ab, diese könnten sich die Millionenausgaben nicht leisten, die die Großfirmen für Internet und Computersicherheit ausgeben.

„Wir beobachten gegenwärtig, dass die Bösewichter in der Nahrungskette nach unten gehen, wobei sie kleinere Firmen sowie Kreditanstalten treffen“, meinte Schmidt, der früher bei Microsoft Sicherheitschef war.

Die Experten waren sich darin einig, dass der Internetbetrug trotz der Bemühungen der Firmen und Privatpersonen um mehr Sicherheit weitergehen werde. Als Beleg hierfür passe, so die Experten auf der Versammlung, die Nachricht aus der vergangenen Woche, der zufolge die bei einer Firma in den USA gelagerten Daten Tausender Amerikaner gestohlen wurden.

Die Firma ChoicePoint Inc. (ähnlich der deutschen Schufa) enthüllte soeben, Tausende US-Bürger sähen sich der Gefahr ausgesetzt, dass Diebe deren sensible Daten gestohlen hätten. Die Eindringlinge hätten Zugang zu Sozialversicherungsnummern und Zahlen zur Verschuldung, die bei der Firma gespeichert waren, bekommen, da sie sich als legitime Firma ausgaben und diese Daten „phishen“ konnten.

Die in Georgia beheimatete Firma sammelt und verkauft Informationen über Millionen von Konsumenten an Arbeitgeber, Vermieter, und Kreditkartenunternehmen.



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