Inflation und Rezession: 2023 wird zum Jahr der Bewährung für die Notenbanken
Mit großem Interesse blickt die Finanzwelt auf die nächsten Schritte der Notenbanken. Die EZB wird am 15. Dezember über ihren nächsten Zinsschritt entscheiden. Der Chef der US-Notenbank Fed, Jerome Powell, äußerte sich am Mittwoch, dem 30.11.2022, bereits optimistisch. Er geht davon aus, dass zwar eine Rezession im nächsten Jahr wahrscheinlich bleibe. Der Höhepunkt der Inflation sei jedoch zumindest in den USA überschritten.
Hat auch Europa bei der Inflation das Schlimmste überstanden?
Mit den Aussichten für 2023 und den möglichen Reaktionen der Notenbanken befasste sich auch Frank Wiebe in seinem jüngsten Marktkommentar für das „Handelsblatt“. Er hält ein Ende der Aufwärtsbewegung der Inflation auch in Europa für möglich.
Eine gegenteilige Einschätzung hatte Fritzi Köhler-Geib, Chefökonomin der KfW, vor einigen Tagen vertreten. Sie rechnet mit einer Entspannung erst nach dem Ende der Heizperiode, außerdem meint sie, dass die Inflation auch im nächsten Jahr noch verhältnismäßig hoch sein werde.
Eine Rolle werden dabei voraussichtlich auch die Sicherheit der Energieversorgung und die Entwicklung der Lebensmittelpreise spielen.
Inflation könnte unverhofft zurückkehren
Was die Aussicht auf eine Rezession anbelangt, weist Wiebe darauf hin, dass diese nunmehr bereits seit Längerem bekannt sei. Deshalb sei es wahrscheinlich, dass die Märkte sie bereits eingepreist hätten. Dies gelte auch für die Börsenkurse.
Allerdings rechnet er nicht damit, dass die Notenbanken die Beruhigung an der Inflationsfront für ein Ende der Zinserhöhungen nutzen werden. Sie stünden weiterhin vor der Aufgabe, zwischen der Bekämpfung der Rezession und der Verhinderung weiterer Inflation zu agieren.
Daher dürfte man im kommenden Jahr mit situationsangemessen wechselnden Signalen rechnen. Die Notenbanken könnten dabei auch uneinheitlich agieren. Immerhin könnte die Inflation, wie Ökonom Olivier Blanchard jüngst im gleichen Medium warnte, unverhofft wieder zurückkehren.
Notenbanken werden Zinsen wahrscheinlich vorsichtiger anheben
Immerhin sei wieder mehr Optimismus an die Aktienmärkte zurückgekehrt, außerdem hätten vor allem Titel, die besonders unter steigenden Leitzinsen litten, Boden gutgemacht. Dies zeige sich unter anderem an Werten wie Zalando oder Delivery Hero, die von Hoffnungen auf künftige Gewinne lebten.
Im Einklang mit Beobachtern wie US-Ökonom Mark Chandler hält man auch im „Handelsblatt“ eine anhaltende, aber vorsichtigere Zinserhöhung für wahrscheinlich. Demnach könnten sowohl die Fed als auch die im weltweiten Maßstab weniger bedeutsame EZB nur noch um 0,5 Prozentpunkte erhöhen. Zuvor waren im Laufe des Jahres 2022 eher Schritte von 75 Basispunkten an der Tagesordnung.
Anleger sollten nicht vorschnell auf eine tiefgreifende Erholung hoffen, sondern die höheren laufenden Renditen von Anleihen für sich nutzbar machen.
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