Immer weniger Jobs werden befristet
Wegen der guten Lage am Arbeitsmarkt werden in Deutschland immer weniger Menschen befristet beschäftigt. 2014 traf dies nur noch auf jeden zwölften Arbeitnehmer ab 25 Jahren zu. Der Anteil der befristet Beschäftigten ist damit seit 2011 von 8,9 Prozent auf 8,1 Prozent zurückgegangen.
Die allermeisten unterschreiben solche Arbeitsverträge jedoch gezwungenermaßen, um überhaupt eine Stelle zu bekommen. Das geht aus Angaben des Statistischen Bundesamtes hervor, die die Behörde auf ihrer Homepage veröffentlicht hat und die die „Süddeutsche Zeitung“ ausgewertet hat. In Deutschland müssen sich knapp drei Millionen Arbeitnehmer mit einem zeitlich befristeten Job begnügen. Weit verbreitet sind solche Arbeitsverträge vor allem in der Gastronomie, an Universitäten und wissenschaftlichen Instituten sowie im Gesundheits- und Sozialbereich. Der Anteil der Beschäftigten mit solchen Zeitverträgen war laut den Zahlen aus Wiesbaden in den Neunzigerjahren schon deutlich niedriger. Seit 2005 bewegt er sich aber um die Marke von acht bis neun Prozent und ist seit dem Ende der Finanzkrise rückläufig. Karl Brenke, Arbeitsmarktexperte des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), führt dies auf den Beschäftigungsboom am deutschen Arbeitsmarkt zurück. Dort gab es 2014 mit 42,6 Millionen so viele Erwerbstätige wie nie zuvor. „Die Verhandlungsposition der Arbeitnehmer ist dadurch besser geworden. Sie können leichter als früher auf einen unbefristeten Vertrag pochen“, sagte Brenke. Trotzdem würden viele Arbeitgeber nach wie vor befristete Verträge nutzen, „um den Kündigungsschutz zu umgehen“. Derzeit können Unternehmen Mitarbeiter ohne Angaben von Gründen für bis zu zwei Jahre befristet anstellen. Dies soll dazu beitragen, dass Firmen bei Neueinstellungen flexibel agieren können und sich nicht gleich an Arbeitnehmer binden müssen. Bei den Betroffenen ist dieses Verfahren allerdings unbeliebt. So gaben nach den Angaben des Statistischen Bundesamtes 2014 fast 39 Prozent der befristet Beschäftigten an, einen Arbeitsvertrag mit Verfallsdatum unterschrieben zu haben, weil ihnen keine Dauerstelle angeboten wurde. Knapp ein Drittel nannte einen Probevertrag als Grund für das befristete Arbeitsverhältnis. Ein Viertel befand sich in Ausbildung. Aber nur fünf Prozent wollten bewusst einen befristeten Vertrag. Der Anteil derjenigen, die notgedrungen einen solchen Vertrag akzeptierten, ist aber seit 2011 ebenfalls zurückgegangen. Befristete Verträge seien „gerade für jüngere Menschen eine wertvolle Chance auf Einstieg in Arbeit“. Unsichere Auftragslagen sowie „der rigide Kündigungsschutz in Deutschland“ machten den Abschluss solcher Arbeitsverträge nötig, sagte ein Sprecher der deutschen Arbeitgeberverbände. Er wies darauf hin, dass „Zahl und Länge der befristeten Arbeitsverhältnisse in der öffentlichen Hand deutlich höher ist als in der Privatwirtschaft“. Auch sei die Anzahl der Übernahmen zuletzt gestiegen. Im ersten Halbjahr 2013 wurden dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung zufolge 37 Prozent der befristet Beschäftigten in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis übernommen. Bei den anderen wurden die Verträge verlängert oder sie liefen aus.
(dts Nachrichtenagentur)
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