Immer weniger Bauern – dennoch steigen Preise für landwirtschaftliche Grundstücke erheblich

Bedingt durch einen tiefgreifenden Strukturwandel rechnen Fachleute mit einem deutlichen Rückgang der Anzahl der Landwirte in Deutschland. Die Preise für Ackerland sind höher als je zuvor. Regional gibt es dabei jedoch deutliche Unterschiede.
Titelbild
Windräder auf einem Feld bei Crüchern, Salzlandkreis, Sachsen-Anhalt.Foto: Textbüro Freital
Von 4. August 2024

Die Zahl der verkauften landwirtschaftlichen Grundstücke im Freistaat Bayern ist 2023 auf 4.646 gestiegen. Die betroffene Gesamtfläche umfasste 6.003 Hektar, dafür wurde eine Gesamtsumme von 464 Millionen Euro entrichtet.

Mit einem durchschnittlichen Kaufwert pro Hektar von 77.305 Euro sind die Preise für die Nutzflächen auf ein neues Rekordhoch geklettert. Dies, obwohl das Bayerische Landesamt für Statistik bereits 2022 einen Anstieg von 70.312 auf 76.081 Euro ausgewiesen hatte.

Plus von 350 Prozent seit dem Jahr 2000

Die Anzahl der erfassten Verkäufe ist im Vergleich zu 2022 um 426 gesunken. Im Gegenzug sind die veräußerten Flächen größer geworden – im Schnitt waren es zuletzt 1,29 Hektar.

Die Entwicklung war gewissen Wellenbewegungen unterworfen und es gab zwischen 1998 und 2006 sogar eine kleinere Korrektur nach unten. Insgesamt sind die Preise seit der Jahrtausendwende jedoch um das Dreieinhalbfache gestiegen.

Bei den meisten verkauften Flächen – genau genommen 59 Prozent – handelt es sich um kleinere Einheiten unter einem Hektar, wie das „Bayerische Landwirtschaftliche Wochenblatt“ berichtet. Nur in 3,3 Prozent der Fälle werden größere Flächen von fünf Hektar oder mehr veräußert. Regional zeigen sich jedoch weiterhin deutliche Unterschiede – auch innerhalb von Bayern selbst.

In Oberbayern mit seiner Nähe zur Metropole München war der Kaufpreis pro Hektar zuletzt mit 133.085 Euro am höchsten. Nur knapp dahinter lag das für die Agrarindustrie bedeutsame Niederbayern, wo die Preise für landwirtschaftliche Grundstücke auf durchschnittlich 131.116 Euro geklettert waren.

Am höchsten sind die Preise für landwirtschaftliche Flächen in NRW

Demgegenüber konnte man im früheren Zonenrandgebiet von Oberfranken – das Coburg, Wunsiedel oder Hof umfasst – ein Hektar Ackerland bereits für 26.642 Euro erwerben.

Auch Unterfranken blieb bei den Erlösen deutlich unterhalb des Landesdurchschnitts. Unterhalb der 77.305 Euro pro Hektar waren auch Unterfranken, Mittelfranken und die Oberpfalz angesiedelt.

Das Phänomen steigender Preise für landwirtschaftlich genutzte Flächen ist unterdessen nicht auf Bayern beschränkt. Bereits 2022 waren diese im bundesweiten Schnitt auf mehr als 30.000 Euro pro Hektar gestiegen.

In NRW waren diese zum Teil noch deutlich höher als in Bayern. Der Landkreis Borken an der niederländischen Grenze übertraf mit 139.001 Euro sogar den Regierungsbezirk Oberbayern.

Demgegenüber reichten für den Erwerb von einem Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche im Landkreis Oder-Spree in Brandenburg bereits 6.820 Euro aus. Im Landkreis Rudolstadt, Thüringen, gab es die entsprechende Fläche im Schnitt sogar für nur 6.478 Euro.

Nicht nur eine Sache von Ost und West

Es gibt unterdessen kein reines Ost-West-Gefälle, was die Preise für landwirtschaftliche Grundstücke anbelangt. Im rheinland-pfälzischen Landkreis Kaiserslautern liegt der Hektarpreis im Schnitt bei 8.841 Euro, im saarländischen St. Wendel bei 10.101.

Gebiete, in denen sich die Preise noch deutlich unterhalb des Durchschnitts halten, erstrecken sich im Wesentlichen vom Saarland über Rheinland-Pfalz und Hessen bis in die mitteldeutschen Bundesländer Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen. Auch in weiten Teilen von Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern sind die Preise noch vergleichsweise moderat.

Zwischen dem Durchschnittspreis im Emsland und jenem im benachbarten Leer wiederum zeigt sich ein Gefälle von nicht weniger als 80.000 Euro. Insgesamt haben sich die Preise landwirtschaftlicher Flächen in Deutschland in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppelt. Im Schnitt lag der Hektarpreis um 2013 noch bei etwa 14.000 Euro.

Bildung der Preise hängt von unterschiedlichen und individuellen Faktoren ab

Die Entwicklung erscheint auf den ersten Blick als überraschend. Immerhin ist die Zahl der bäuerlichen Betriebe in Deutschland seit mehreren Jahrzehnten deutlich rückläufig.

Die Anzahl der Betriebe in der Landwirtschaft sank seit 2020 um 7.800 oder rund drei Prozent auf 255.000. Bereits zuvor war die Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe zwischen 1975 und 2010 von 904.700 auf 299.100 abgestürzt.

Kostendruck, Wegzug in die Städte, politische Auflagen und explodierende Energiepreise sprechen auch nicht für eine Renaissance der bäuerlichen Landwirtschaft. Außerdem sorgt die rückläufige Geburtenrate perspektivisch für weniger Zielpublikum.

Es ist noch zu berücksichtigen, dass zahlreiche nicht immer verallgemeinerbare Faktoren wie Bodenqualität, Lage, Grundstücksgröße oder auch familiäre Beziehung zum Veräußerer die Preise beeinflussen.

Hoffnung auf Umwidmungen und gewinnbringende Innovationen

Allerdings hat sich die bewirtschaftete Fläche selbst in den Jahren kaum verändert – es sind nur größer strukturierte Betriebe entstanden. Zudem scheinen Käufer mit Entwicklungen zu rechnen, die einen steigenden Ertrag aus dem Eigentum an den Grundstücken erwarten lassen. Umwidmungen infolge von Flächenbedarf für erneuerbare Energien könnten eine davon markieren.

Andere sind technologische Entwicklungen, die auf Innovationen hoffen lassen, wie etwa Neuzüchtungen, gentechnologisch veränderte Pflanzen und eine damit einhergehende stärkere Ausrichtung der Produktion auf den Weltmarkt.

Dies ist beispielsweise der Grund, warum Milliardäre wie Bill Gates in den vergangenen Jahren Farmland aufgekauft haben. Allerdings zählt Deutschland bislang eher zu den zurückhaltenden Ländern mit Blick auf solche Innovationen.



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