IG Metall: Flächendeckende Warnstreiks für mehr Kaufkraft – VW will Werke schließen

In der Metall-Tarifrunde liegen Forderung und Angebot auf dem Tisch. In den von schlechter Konjunktur begleiteten Tarifverhandlungen will die IG Metall mit Warnstreiks den Druck erhöhen.
Vor der dritten Verhandlungsrunde beginnt die IG Metall mit Warnstreiks.
Vor der dritten Verhandlungsrunde beginnt die IG Metall mit Warnstreiks.Foto: Bernd Weißbrod/dpa
Epoch Times28. Oktober 2024

Die IG Metall ruft ihre Mitglieder in der Metall- und Elektroindustrie zu flächendeckenden Warnstreiks ab Dienstag auf. Die jeweils mehrstündigen Ausstände sollen in einzelnen Betrieben schon um Mitternacht beginnen, wie die Gewerkschaft in Frankfurt ankündigt.

Dann endet die Friedenspflicht in den Tarifverhandlungen für rund 3,9 Millionen Beschäftigte unter anderem im Maschinenbau und der Kfz-Industrie.

Hauptargument der Gewerkschaft ist die fehlende Kaufkraft der Beschäftigten nach Jahren mit hoher Inflation. Die Erste Vorsitzende Christiane Benner erklärt dazu: „Das magere Angebot der Arbeitgeber verkennt der Ernst der Lage. Unsere 3,9 Millionen Kolleginnen und Kollegen in der Branche brauchen mehr Geld. Mit der zusätzlichen Kaufkraft stärken wir auch die Konjunktur.“

Gewerkschaft und Arbeitgeber weit auseinander

Die IG Metall fordert in den Verhandlungen 7 Prozent mehr Geld innerhalb eines Jahres, während die Metallarbeitgeber 3,6 Prozent in einem Zeitraum von 27 Monaten angeboten haben. Die erste Stufe von 1,7 Prozent soll im Juli 2025 greifen. Die Unternehmen verweisen auf schwache Produktionswerte und fehlende Aufträge.

Nächtliche Proteste sind unter anderem am VW-Werk in Osnabrück geplant, wo die neue IG-Metall-Tarifvorständin Nadine Boguslawski sprechen wird. Das von der Schließung bedrohte Werk fällt nicht unter den VW-Haustarifvertrag, sondern gehört zum Flächentarif.

Hier wird die enge Verknüpfung der Tarifrunde mit den Problemen beim größten deutschen Autobauer sichtbar, der Werkschließungen und Entlassungen nicht mehr ausschließt.

Pauschale Lohnkürzung, Schließung von Standorten

Der Autokonzern Volkswagen hat derweil seine Umbaupläne für die Kernmarke VW konkretisiert. Wie das „Handelsblatt“ unter Berufung auf mehrere Konzerninsider berichtet, soll im Führungsgremium des DAX-Konzerns eine Liste von Maßnahmen diskutiert worden sein, mit denen Einsparungen von vier Milliarden Euro erzielt werden könnten.

Laut „Handelsblatt“ befinden sich auf der Liste unter anderem eine pauschale Lohnkürzung um zehn Prozent sowie Nullrunden für die Jahre 2025 und 2026.

Auch die Bonuszahlungen in der höchsten Tarifgruppe „Tarif Plus“ sollen demnach womöglich gekappt werden, genau wie Extrazahlungen für Mitarbeiter-Jubiläen. Außerdem soll es mehrere Szenarien für die Schließung von VW-Standorten in Deutschland geben.

Eine Unternehmenssprecherin sagte auf Anfrage der Zeitung, man beteilige sich nicht an Spekulationen rund um die vertraulichen Gespräche mit Betriebsrat und Gewerkschaft.

Am Mittwoch verhandelt VW zum zweiten Mal in diesem Jahr mit der Gewerkschaft IG Metall über einen neuen Haustarifvertrag bei dem Autobauer.

Kritik von Gesamtmetall

Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall hat davor gewarnt, mit den Warnstreiks unrealistische Erwartungen bei den Beschäftigten zu schüren.

Präsident Stefan Wolf sagte dem Portal T-Online: „Ich habe den Eindruck, die IG Metall hat verstanden, was auf dem Spiel steht. Da sich die wirtschaftliche Lage quasi wöchentlich verschlechtert, dürfte sie auch ein Interesse an einem schnellen Abschluss haben.“

Für die Beschäftigten bedeute das Angebot nach jetzigem Stand eine Reallohnsicherung und sei daher eine gute Verhandlungsgrundlage.

An diesem Dienstag (29. Oktober) beginnt in Kiel und Hannover die dritte Runde in den regional geführten Tarifverhandlungen. (dpa/red)



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