Ifo: Die Zeichen stehen eher auf Stellenabbau

Nach sieben Monaten des Rückgangs zeigt das ifo-Beschäftigungsbarometer im Januar 2025 erstmals eine leichte Erholung. Doch Experten warnen vor verfrühtem Optimismus: Während der Dienstleistungssektor neue Mitarbeiter sucht, bleibt die Industrie in der Krise. Droht Deutschland eine neue Welle des Stellenabbaus?
Ein Arbeiter in der Industrie - dort wollen die Unternehmen besonders stark Jobs abbauen. (Archivbild)
Ein Arbeiter in der Industrie – dort wollen die Unternehmen besonders stark Jobs abbauen. (Archivbild)Foto: Jan Woitas/dpa
Von 31. Januar 2025

Nach sieben Monaten eines kontinuierlichen Abwärtstrends hat sich das ifo-Beschäftigungsbarometer im Januar 2025 erstmals leicht erholt. Das geht aus einem Bericht des „Handelsblatts“ hervor. Mit einem Wert von 93,4 Punkten hat der Index gegenüber dem letzten Vorjahresmonat um genau einen Punkt zugenommen. Das Wirtschaftsforschungsinstitut hat dafür die Personalplanungen von knapp 9.000 Unternehmen ausgewertet.

Index folgt Tendenz der Geschäftsklimadaten des ifo

Dass es zu diesem leichten Aufwärtstrend kommt, hatte sich nach den kurz zuvor veröffentlichten Daten zum Geschäftsklimaindex abgezeichnet. Dieser hatte gegenüber Dezember um 0,4 Punkte auf 85,1 zugelegt. Zu diesem befragte ifo rund 9.000 Führungskräfte aus verarbeitendem Gewerbe, Dienstleistungsbereich, Handel und Bauhauptgewerbe.

Der leichte Anstieg der Indexwerte sei primär einer günstigen Bewertung der gegenwärtigen Situation geschuldet, heißt es vonseiten der Münchner Wirtschaftsforscher. Wie auch im Bereich des Geschäftsklimas gehen vor allem unter den Dienstleistern mehr Befragte von einem etwas günstigeren Umfeld aus.

Es gebe mehr Unternehmen in diesem Bereich, die Personal aufbauen wollten, als solche, die Stellenstreichungen im Blick hätten. Mitarbeiter suchten demnach die Tourismusbranche und IT-Unternehmen. Bereits im Vorjahr war die Zahl der Beschäftigten im Dienstleistungssektor um 153.000 auf 34,8 Millionen Menschen gestiegen. Dazu hätten auch staatsnahe Bereiche wie öffentliche Dienstleister, Erziehung und Gesundheit beigetragen – neben Banken und Versicherungen.

ifo sieht weiterhin nur geringe Kapazitätsauslastung im verarbeitenden Gewerbe

Auf eine grundsätzliche Wirtschaftswende deuten die Zahlen aber dennoch nicht hin, macht das ifo deutlich. Die Zukunftserwartungen blieben durchwachsen, die Stimmung sei pessimistisch. Insgesamt bleibe die Lage am Arbeitsmarkt angespannt und die Zeichen stünden eher auf Stellenabbau. Im Dezember war der Beschäftigungsindex auf den niedrigsten Stand seit der Coronakrise gefallen.

Besonders stark sei dies in der Industrie und im Baugewerbe zu spüren, heißt es vonseiten der Münchner Ökonomen. Institutspräsident Clemens Fuest weist darauf hin, dass die Zahl der Neuaufträge im verarbeitenden Gewerbe weiterhin rückläufig sei. Die Kapazitätsauslastung liege mit 76,5 Prozent weiterhin deutlich unter dem langfristigen Schnitt von 83,4.

Auch die aktuellen Zahlen des Arbeitsmarktbarometers des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung deuten nicht auf eine absehbare Trendwende hin. Zum fünften Mal in Folge verliert der Frühindikator. Im Januar 2025 verlor dieser 0,4 Punkte und steht nur noch bei 98,8 Punkten. Damit liegt der Wert noch unter dem EU-weiten Durchschnitt von 99,2 Punkten.

IAB rechnet ebenfalls mit Jobverlusten

Der Index setzt sich aus den Komponenten Erwerbslosigkeit und Beschäftigung zusammen. Im Bereich der Beschäftigung steht das Barometer mit 100,5 Punkten bei einem Rückgang von 0,4 noch leicht über dem neutralen Wert von 100.

Demgegenüber stürzte die Komponente der Erwerbslosigkeit um weitere 0,5 auf nur noch 97,0 Punkte ab. Dies deutet darauf hin, dass noch weitere Stellenstreichungen bevorstehen könnten. Davon geht auch der Präsident des Verbands der Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI), Gunther Kegel, aus. Er vermutet gegenüber dem „Handelsblatt“, viele Unternehmen hätten auf den Stellenabbau als Instrument einer Sparpolitik noch nicht zurückgegriffen. Dies könnte nun jedoch der Fall sein.

Enzo Weber vom IAB weist darauf hin, dass die Erwerbslosigkeit im dritten Jahr in Folge steige. Zum Ende des Vorjahres hatten bei einer IW-Befragung 25 Wirtschaftsverbände für 2025 einen Stellenabbau in ihren Branchen prognostiziert. Nur sieben rechneten mit einer positiven Entwicklung.

Arbeitsplätze könnten demnach in den Bereichen Eisen und Stahl, Maschinenbau oder Baugewerbe verloren gehen. In der Industrie könnte es demgegenüber in den Bereichen Pharma und Luft- sowie Raumfahrzeugbau zusätzliche Einstellungen geben.



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