Hartgeld-Investor Walter Eichelburg sieht harte Zeiten voraus
Epoch Times: Herr Eichelburg, was lehrt uns die Geschichte über Krisenzeiten?
Walter K. Eichelburg: Es hat sich alles über Jahre und Jahrzehnte aufgebaut. Alles war schon einmal da. Meine Position ist: Für jedes Investment gibt es eine Zeit, und das muss man wissen. Wenn man hier ungefähr richtig agiert, verdient man sehr schön. Ich sage gleich dazu: Ich will nicht die Welt retten. Was ich mache, ist breite Investorbildung. Wenn die Menschen jemand retten will, kann er das gerne machen.
Ich habe festgestellt, das wahre Problem ist nicht der Handel, sondern die Information. Bei der Information gibt es den größten Nachholbedarf, und diesen versuche ich, zu befriedigen.
Epoch Times: In welchem Bereich? Es gibt ja eigentlich eine größere Medienvielfalt denn je.
Eichelburg: Alternative Information zur heutigen „Bubble-Presse“. Ich habe die Geschichte von der Tulpenblase weg studiert – es wiederholt sich immer das Gleiche. Es werden Kredite hochgepusht, dann ziehen die Leute nach, das Geld geht am kurzen Ende hinein, dann gehen die Insider hinaus, dann kracht es zusammen. Immer das Gleiche.
Es gibt noch etwas, und zwar die Kondratieff-Zyklen. Ein Kondratieff-Zyklus dauert 50 bis 70 Jahre, den gibt es in jeder entwickelten Volkswirtschaft, in der es Kredit gibt. Wenn man zu Zeiten von Franz Josef, also vor hundert Jahren, fünf Pfennig angelegt hätte, hätte man heute einen Schilling, aber nach 1.460 Jahren bereits eine Weltkugel aus Gold – die es natürlich nicht gibt. Also, der Hausverstand sagt, dass irgendwo ein Abbau stattfinden muss. Regelmäßig, und das hat der russische Wissenschaftler Kondratieff entdeckt. Und, na ja, wir sind gerade in der Abbauphase drinnen. Das nennt man auch den Kondratieff-Winter.
Diese Zyklen schreiten so langsam voran, dass es die meisten Leute nicht mitbekommen. Ein richtiger Investor muss das aber mitbekommen. Ein Mann aus Kanada hat diese Kondratieff-Zyklen in vier Jahreszeiten eingeteilt. In jeder dieser Jahreszeiten ist ein anderes Investment ideal. So eine Phase dauert zwischen zehn und zwanzig Jahren. Wenn man dann nicht umsteigt, baut man massive Verluste.
Epoch Times: Wie ist das mit dem diesmaligen Kondra-tieff-Zyklus?
Eichelburg: Begonnen hat der jetzige Kondratieff-Zyklus in Deutschland 1948 mit der Währungsreform. Am Beginn werden Kredite nur sehr vorsichtig vergeben, dafür gibt es auch wenig Inflation. Der „Sommer“ hat dann 1966 begonnen. Da steigt die Kreditaufnahme, immer noch eine positive Sache. Das ging bis 1980. Dann kam der Kondratieff-Herbst. Das war von 1980 bis zum Jahr 2000. Da kommt der Konjunkturherbst, das ist dann immer ein idealer Zeitpunkt für Papiergeld. Das sind nicht nur Aktien und Anleihen, sondern auch Immobilien, weil sie im Preis kreditabhängig sind.
Epoch Times: Was bedeutet das, umgelegt etwa auf die Entwicklung von Island?
Eichelburg: Es hat nur noch einen kreditwürdigen Kreditgeber gegeben – das war der Staat. Und den hat man jetzt auch angezapft. Das heißt, wenn die Garantien gezogen werden, geht er unter.
Es gibt einen Ausspruch des früheren US-Finanzminister Robert Rubin, als er gefragt wurde, wer er in seinem nächsten Leben gern sein würde. Da hat er geantwortet: „Der Bondmarkt“. Warum? Weil der Bondmarkt (Anm.: Anleihenmarkt) alles kontrolliert.
Epoch Times: Warum ist das so?
Eichelburg: Weil Zinsen und Kreditbedingungen alles kontrollieren. Wenn jetzt die Wirtschaft zusammenbricht, ist das deshalb, weil der Bondmarkt zusammenbricht. Das ist der Grund.
Epoch Times: Wie sehen Sie die Situation in den übrigen Ländern?
Eichelburg: In Österreich gab es den Ausspruch des SPÖ-Politikers Hannes Swoboda, wenn das Geld aus den Garantien eingefordert würde, hundert Milliarden Euro in Österreich, dann wäre der Staat pleite. Das ist auch so, dann gäbe es die Katastrophe. Den Amerikanern geht mittlerweile übrigens das Geld aus. Das bedeutet, sie monetisieren die Staatsanleihen wie die Wahnsinnigen.
Epoch Times: Monetisieren, was ist darunter zu verstehen?
Eichelburg: Was machen die Staaten genau? Der Staat gibt der Zentralbank eine Anleihe, und die gibt ihm dafür Geld. Eine Anleihe ist aber nicht das Gleiche wie Geld. Da muss man vorsichtig sein. Dieser Prozess nennt sich „monetisieren“.
Epoch Times: Also wenn die Notenbank dem Staat Geld gibt für die Anleihen.
Eichelburg: Ja. Ob das eine Anleihe ist oder eine Schuldverschreibung, das ist nicht so wichtig. Wichtig ist: Die Zentralbank erzeugt das Geld.
Epoch Times: Die Notenbanken drucken das Geld.
Eichelburg: Früher haben sie Papier gedruckt, jetzt machen sie das elektronisch.
Epoch Times: Kann man sagen, welche Bank heute gefährdet ist und welche nicht?
Eichelburg: Sie können heute nicht sagen, welches Institut heute sicher ist. Welche Bank zuerst umfällt, ob das eine Raiffeisen, eine Erste oder eine Constantia ist, das können sie nicht vorhersagen.
Epoch Times: Wissen das nicht einmal die Manager in den Banken selbst?
Eichelburg: Nein, die haben auch keine Ahnung. Wenn ich mir ansehe, dass die Raiffeisen International gerade den Kredit der Deutschen Bank für den russischen Oligarchen Oleg Deripaska ablöscht, dann muss ich sagen, das ist ein Wahnsinn. Die Banker sind wie die Kleinanleger.
Epoch Times: Früher gab es die Golddeckung für die Währungen. Beschleunigt das den Prozess in Richtung bankrott?
Eichelburg: Wie gesagt, der letzte solvente Kreditgeber wurde angezapft: der Staat. Wenn die Banken untergehen und die Garantien ziehen müssen, dann geht der Staat mit unter. Das kann man sich ansehen – Island, Ungarn, Ukraine und so weiter. Dann kommt die Flucht aus den Währungen in die Staatsanleihen, und wenn das einsetzt, ist es vorbei.
Epoch Times: Wie wirkt sich das dann für Otto Normalverbraucher aus?
Eichelburg: Die Währung bricht zusammen, weil das ganze Geld abgezogen wird. In den Supermärkten gibt es die Hyperinflation. Der Hunger beginnt.
Epoch Times: Was raten sie den Anlegern?
Eichelburg: Hände weg von Papiergeld. Der Euro ist nur noch ein Toilettenpapier, und der Franken eines mit einer dritten Lage. Ich rate den Leuten, Lebensmittelvorräte anzulegen, eventuell noch mittlere bis größere Agrarflächen zu kaufen und in Gold zu investieren. Mit 3.000 Dollar je Unze ist Gold noch billig.
Teil 2: www.epochtimes.de/
Das Interview führte Florian Godovits
Erschienen in The Epoch Times Deutschland Nr. 43/08
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