„12 oder 14 Monate, um zu überleben“: Nissan kämpft mit möglicher Pleite
Der etablierte japanische Automobilhersteller Nissan befindet sich in einer existenziellen Krise. Das Jahr 2025 könnte für den Konzern das Entscheidungsjahr werden, in dem sich herausstellt, ob das traditionsreiche Unternehmen künftig noch weiter bestehen wird oder nicht.
„Wir haben 12 oder 14 Monate, um zu überleben. Das wird hart“, teilte laut „Financial Times“ eine leitende Angestellte von Nissan mit.
Vom möglicherweise sinkenden Schiff ist bereits der Finanzvorstand des Unternehmens, Stephen Ma, abgesprungen. Vor knapp eineinhalb Jahren ist auch schon Ashwani Gupta, der ehemalige Chief Operating Officer, bei Nissan ausgestiegen. Somit liegt es allein am Konzernchef Makoto Uchida, die nötigen Kurskorrekturen umzusetzen, schreibt der Autojournalist Stephen Ottley in „torquecafe“.
Nur noch 12 bis 14 Monate Zeit
Der Konzern hat inzwischen ein Kostensenkungsprogramm gestartet. Bereits 9.000 Arbeitsplätze von weltweit insgesamt mehr als 134.000 hat der Hersteller nach Informationen des Branchenportals „Automobil Produktion“ abgebaut und die Produktionskapazität um bis zu 25 Prozent reduziert. Zudem ist eine vollständige Produktüberholung geplant, um die Marke zu retten.
Wie viele andere Automobilkonzerne kämpft auch Nissan mit Absatzschwierigkeiten. Die Verkaufszahlen sind in den vergangenen zehn Jahren deutlich zurückgegangen, vor allem in den wichtigen Märkten USA und China.
In Australien reduzierte sich der Absatz seit 2013 um knapp die Hälfte. Von einst rund 77.000 Neufahrzeugen waren es im vergangenen Jahr nur noch etwas mehr als 39.000. In diesem Jahr wird der Absatz voraussichtlich wieder auf rund 45.000 Autos ansteigen.
Ursache im chinesischen Elektromarkt?
Doch warum kommt der seit 1933 existierende Konzern gerade jetzt ins Schleudern? Das Wirtschaftsmagazin „Forbes“ erklärte dies mit den ins Stocken geratenen Zukunftsplänen des Konzerns zur Elektrifizierung. In der Produktpalette von Nissan gibt es lediglich zwei Elektromodelle, die international erhältlich sind. Und diese würden nicht unbedingt den Nerv der Kunden treffen.
Doch die Wurzel der Probleme liege in der schieren Masse günstiger E-Autos aus China, die den internationalen Markt überschwemmen. Diese kosteten Nissan erhebliche Marktanteile.
Konzernchef Uchida sagte laut „DailyMail“: „Wir haben unsere Lektion gelernt und konnten nicht mit der Zeit Schritt halten. Wir konnten nicht vorhersehen, dass Hybrid-Elektrofahrzeuge und Plug-in-Hybride so beliebt sein würden.“ Letztlich reagierte Nissan zu langsam auf die neue Konkurrenz und investierte in die falschen Produkte.
Zwar kam der eigens entwickelte e-Power-Hybridantrieb in Japan bei der Kundschaft gut an. Doch diese Kerntechnologie im Bereich Elektrifizierung bei Nissan ist beispielsweise in den USA bisher nicht auf den Markt gekommen und konnte somit dort noch keine Gewinne erzielen.
Finanzielle Verluste
Der deutliche Absatzrückgang hat den Betriebsgewinn massiv schrumpfen lassen. Im dritten Quartal dieses Jahres ist er im Vergleich zum Quartal davor um 85 Prozent gesunken. Die Prognose für den diesjährigen Unternehmensgewinn hat Nissan laut „Automobil Produktion“ bereits von 500 Milliarden Yen auf 150 Milliarden Yen (rund 945 Millionen Euro) nach unten korrigiert.
Der finanzielle Verlust von Nissan beträgt rund 9,3 Milliarden Yen (58,6 Millionen Euro). Dieser hat verschiedene Stakeholder wie Aktionäre, Mitarbeiter und Lieferanten in Panik versetzt. Die Rufe nach einer Lösung, um die Zukunft des Unternehmens zu gewähren, wurden laut.
Das Unternehmen droht laut „DailyMail“ bis zum Jahr 2026 seine bisher höchste Verschuldung zu erreichen, die umgerechnet bei 5,3 Milliarden Euro liegt.
Rettung durch Honda?
Erschwerend kommt für Nissan hinzu, dass sich der Kooperationspartner Renault dafür entschieden hat, seine Investitionen in das Unternehmen zu reduzieren. Der französische Konzern hat Nissan-Geschäftsanteile abgestoßen.
Doch es gibt Hoffnung: Die mögliche Pleite von Nissan könnte der ebenfalls japanische Automobilhersteller Honda abwenden. Laut Berichten soll es bereits Gespräche über eine mögliche Fusion der fernöstlichen Konzerne geben. Zwischen ihnen existiert bereits eine Kooperation bei der Entwicklung von Elektrofahrzeugen und Software.
Im Gespräch ist zudem, dass Honda einige der von Renault verkauften Geschäftsanteile aufkauft. Das könnte die Finanzlage bei Nissan wieder etwas stabilisieren.
Auf dem deutschen Automobilmarkt kann Nissan die Kunden vor allem mit dem Modell Qashqai begeistern. Der Kompakt-SUV verzeichnete laut „Statista“ im vergangenen Jahr 15.843 Neuzulassungen und ist somit das beliebteste Modell des japanischen Herstellers hierzulande.
Dem folgte mit 5.069 Neuzulassungen der Nissan Juke. Erstmals seit 2016 schaffte es Nissan, seine Anzahl an Neuzulassungen in Deutschland zu steigern. Nissan hatte im Jahr 2023 von allen automobilen Neuzulassungen einen Anteil von rund 1,1 Prozent.
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