Großbritannien tritt Pazifik-Freihandelszone CPTPP bei

Großbritannien liegt künftig am Pazifik – zumindest wirtschaftlich. Das Brexit-Land tritt als erstes europäisches Mitglied der asiatisch-pazifischen Freihandelszone CPTPP bei. Ein Abkommen mit Indien soll bald folgen.
Für Rishi Sunak, Premierminister von Großbritannien, stören Graffitis den Alltag.
Großbritanniens Premier Rishi Sunak hat den Beitritt seines Landes zum CPTPP verkündet.Foto: Gonzalo Fuentes/Reuters Pool via AP/dpa
Von 31. März 2023

Der Premierminister von Großbritannien, Rishi Sunak, hat den bevorstehenden Beitritt seines Landes zur asiatisch-pazifischen Freihandelszone CPTPP verkündet. Die Verhandlungen im Vorfeld hatten 21 Monate gedauert. Großbritannien wird demnach das erste europäische Mitglied der im Jahr 2018 gegründeten Handelspartnerschaft.

Die CPTPP war aus dem gescheiterten transpazifischen Freihandelsabkommen TPP heraus entstanden. Diesem sollten auch die USA angehören, deren damaliger Präsident Donald Trump hatte jedoch den Rückzug aus den Verhandlungen erklärt. Die elf verbliebenen Mitglieder gründeten daraufhin die CPTPP.

Sunak: Beitritt zu CPTPP ist Ausdruck neuer Freiheit

Großbritannien werde, so Sunak, noch im Laufe des Jahres den Beitritt bestätigen. Nach dem britischen Beitritt werde die Gruppe mehr als 500 Millionen Menschen und 15 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung umfassen.

Für die Briten wird der Beitritt zur Freihandelszone bedeuten, dass auf 99 Prozent der in Großbritannien hergestellten Waren bei der Ausfuhr in die Zone die Importzölle wegfallen. Dies betrifft unter anderem Autos, Schokolade, Maschinen und Whisky.

Sunak unterstrich, dass die schnelle Einigung Ausdruck der neuen Freiheit sei, die das Land durch den Brexit gewonnen habe. Außerhalb der EU sei es einfacher, solche Abkommen abzuschließen, hatten Brexit-Befürworter von Beginn an argumentiert.

Brexit-Gegner relativieren Bedeutung des Abkommens

Handelsexpertin Minako Morita-Jaeger von der Universität Sussex erklärt gegenüber der „Deutschen Presse-Agentur“, der Beitritt sei „aus politischer Sicht ein wirklich großer Gewinn“. Allerdings erklärt sie im Einklang mit weiteren Brexit-Gegnern, er wiege den Verlust der Mitgliedschaft in der EU nicht auf.

Die Zahlen bestätigen diese Einschätzung nicht zwingend: Im Jahr 2021 betrug der Anteil der Europäischen Union am kaufkraftbereinigten globalen BIP rund 14,8 Prozent. Die Einwohnerzahl des Blocks liegt insgesamt bei 447,7 Millionen – mit deutlich sinkender Tendenz. Zudem erlebt die EU seit mehreren Jahren wirtschaftliche Stagnation. Die Konfrontationspolitik mit Russland und diverse offensive „Energiewende“-Projekte haben zudem die Energiepreise erheblich in die Höhe getrieben.

Vereinbarung mit Indien soll noch 2023 stehen

Großbritannien hat seit dem Brexit zudem bereits mehrere Freihandelsabkommen abgeschlossen. Bei den meisten davon handelt es sich um bilaterale Vereinbarungen. Diese betreffen Länder wie Japan, Kanada, Australien, Neuseeland und Norwegen. Außerdem rechnet die britische Regierung noch 2023 mit einem besonders großen Wurf, den man seit 2021 anstrebt: einem Freihandelsabkommen mit Indien, dem perspektivisch bevölkerungsreichsten Staat der Welt.

Komplexer gestalten sich die Gespräche über ein umfassendes Abkommen mit den USA, aber auch hier machen Verbände auf beiden Seiten Druck. Die viel beschworenen „besonderen Beziehungen“ zwischen beiden Ländern und die Entwicklung der TTIP-Bemühungen in den 2010er-Jahren deuten an: Das Vereinigte Königreich ist einem Freihandelsabkommen mit den USA näher als die EU.

China will ebenfalls der CPTPP beitreten – Australien sperrt sich

Bisher gehören elf Pazifik-Anrainerstaaten der „Comprehensive and Progressive Agreement for Trans-Pacific Partnership“ (CPTPP) an. Es handelt sich um Australien, Brunei, Kanada, Chile, Japan, Malaysia, Mexiko, Neuseeland, Peru, Singapur und Vietnam.

Auch Morita-Jaeger räumt ein, der Pazifikraum sei „der Wachstumsmotor der kommenden Jahrzehnte“ und eine politische Schlüsselregion. Großbritannien werde „von Europa in den indopazifischen Raum wechseln“. Dies sei auch mit Zugeständnissen verbunden. So sorgten bereits die bilateralen Abkommen mit Australien und Neuseeland unter britischen Landwirten für Unmut, weil der Import von Lammfleisch nun leichter sei.

Andererseits fallen die hohen Nettobeiträge weg, die das Vereinigte Königreich für den EU-Haushalt zu entrichten hatte. Auch davon wanderte ein erheblicher Teil in protektionistische Maßnahmen zugunsten der Landwirtschaft.

Interesse an einem Beitritt zur CPTPP hat auch Chinas KP-Regime gezeigt. Vor allem Australien lehnt jedoch einen solchen Schritt bislang kategorisch ab. Trotz seiner kommunistischen Wirtschaftslenkungspolitik ist China bereits Mitglied in der RCEP-Freihandelszone, die damit zur größten der Welt wurde. Der 2020 gegründeten „Regional Comprehensive Economic Partnership“ gehören noch die zehn ASEAN-Staaten sowie Japan, Südkorea, Australien und Neuseeland an.

(Mit Material von dpa und AFP)



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