Größter Lufthansa-Einzelaktionär Heinz Hermann Thiele schließt Blockade des Rettungspakets nicht aus
Ein einzelner Aktionär könnte das milliardenschwere Rettungspaket für die Lufthansa noch kippen: Der Unternehmer Heinz Hermann Thiele stockte seinen Anteil an der Airline nach eigenen Angaben von zehn auf über 15 Prozent auf und kritisierte die Konditionen des Rettungspakets – seine Zustimmung bei der virtuellen Hauptversammlung kommende Woche ließ er offen. Die Lufthansa reagierte alarmiert.
Der Münchner Unternehmer Thiele ist der größte Einzelaktionär der Lufthansa. Er ist Mehrheitseigentümer des Nutzfahrzeug- und Bahnzulieferers Knorr-Bremse.
Thiele stört der Umfang der Beteiligung der Bundesregierung
Thiele stößt sich vor allem an der vorgesehenen Beteiligung der Bundesregierung im Umfang von 20 Prozent und will den Rettungsplan für die angeschlagene Fluggesellschaft nachverhandeln. „Ich störe mich an der apodiktischen Aussage, das es keine anderen, konsensfähigen Lösungen gäbe“, sagte er am Dienstagabend der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.
Als Aktionär gerate der Staat in eine Doppelrolle, die nötige Sanierung der Lufthansa könne so verschleppt werden, sagte Thiele weiter.
Zudem sei der Bund ein Profiteur, der die neu ausgegebenen Aktien zu einem Viertel des aktuellen Börsenkurses erhalte. Als Kompromisslösung kann sich Thiele etwa eine indirekte Beteiligung der staatlichen KfW-Bank vorstellen, die sich politisch zurückhalte.
Die Lufthansa warnte angesichts dieser Äußerungen am Mittwoch, die Umsetzung des Rettungspakets sei „nicht gesichert“. Das Paket könnte die wahrscheinlich erforderliche Zweidrittelmehrheit auf der Hauptversammlung verfehlen.
„Dies würde bedeuten, dass die Deutsche Lufthansa AG möglicherweise zeitnah zur Hauptversammlung ein insolvenzrechtliches Schutzschirmverfahren beantragen müsste, wenn es dann nicht unverzüglich zu einer anderen Lösung kommt.“
Die Airline rechnet „aktuell“ mit einer Beteiligung unter 50 Prozent an der außerordentlichen Hauptversammlung kommende Woche, wie sie mitteilte. Sie verwies auf die ebenfalls virtuell organisierte ordentliche Hauptversammlung am 5. Mai – die Präsenz habe lediglich bei 33 Prozent gelegen.
Laut Wirtschaftsstabilisierungsbeschleunigungsgesetz ist aber bei einer Präsenz von unter 50 Prozent eine Zweidrittelmehrheit der abgegebenen Stimmen für die Annahme der Stabilisierungsmaßnahmen erforderlich.
Der Konzernvorstand richtete daher am Mittwoch „an alle privaten und institutionellen Aktionäre den eindringlichen Appell, ihr Stimmrecht wahrzunehmen und an der Entscheidung über die Zukunft des Unternehmens mitzuwirken“ – die Präsenz bei der Hauptversammlung also auf über 50 Prozent zu heben. Anmeldeschluss für die Teilnahme an der Hauptversammlung ist dieser Samstag, 24.00 Uhr.
Thiele hofft auf neue Bewegung in den Verhandlungen
Thiele sagte der „FAZ“, er habe noch keine endgültige Entscheidung über sein Stimmverhalten getroffen. Zugleich betonte er, dass er nichts blockieren wolle: „Ich hoffe vielmehr, dass noch im Vorfeld etwas bewirkt und in Bewegung gebracht werden kann.“ An der Sanierung der Lufthansa habe er ein starkes Interesse.
Das Unternehmen ist wegen der Corona-Pandemie in eine schwere Krise geraten. Der Konzern und die Bundesregierung einigten sich deshalb auf ein neun Milliarden Euro schweres Stützungsprogramm, das einen vorübergehenden Einstieg des Staates mit 20 Prozent bei dem Konzern vorsieht.
Bei der Fluggesellschaft stehen 22.000 Vollzeitstellen auf der Kippe, etwa die Hälfte davon in Deutschland. Mit der Rückkehr auf Vorkrisenniveau rechnet der Konzern erst in Jahren. (afp)
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