Goldpreis auf Rekordkurs – wie geht es 2025 weiter?
Dieses Jahr war das Jahr des Goldes. Aktuell liegt der Preis für eine Unze Gold bei rund 2.644,38 US-Dollar (2.519,00 Euro). Den diesjährigen Höchststand erreichte das Edelmetall im Oktober mit rund 2.700 US-Dollar (2.570,95 Euro). Noch im Januar lag der Goldpreis laut „Statista“ bei 2.035,20 US-Dollar (1.937,93 Euro). Daran kann man erkennen, welchen Aufwind Gold in diesem Jahr genommen hat.
Wie das Portal „Börse am Sonntag“ im Oktober schrieb, entsprach das Oktober-Hoch laut den Rohstoffexperten der Commerzbank auf Zwölfmonatssicht gesehen, dem stärksten Anstieg seit 45 Jahren. „Der Goldpreis kennt 2024 kein Halten. Ein Rekordhoch folgt auf das Nächste“, schrieb das Portal damals weiter.
Geopolitische Spannungen, wirtschaftliche Unsicherheit, die Erwartung niedriger Zinsen und eine starke Nachfrage aus China haben die Jahresrallye des Edelmetalls nach oben getrieben. Seit Mitte 2019 hat sich der Preis für das begehrte Metall bereits mehr als verdoppelt.
Weltpolitik nimmt Einfluss auf Preis
Wie eng der Goldpreis mit weltpolitischen Ereignissen zusammenhängt, sollen einige Beispiele aus dem November deutlich machen.
Am 21. November meldete die nationale Nachrichtenagentur der Ukraine „Ukrinform“, Russland habe bei einem Luftangriff erstmals seit Kriegsbeginn im Jahr 2022 eine Interkontinentalrakete abgefeuert.
Laut dem Analysehaus Tradingview stieg der Goldpreis damals gegen 15.00 Uhr bis unter die Marke von 2.700 US-Dollar (2573 Euro).
Die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten Anfang November hatte ebenfalls Auswirkungen auf den Goldpreis. Experten hatten vor der Wahl prognostiziert, dass nach einem Trump-Sieg der Preis für das Edelmetall ansteigt. Zeitweise erlebte der Goldpreis dann allerdings einen Rückgang von mehr als drei Prozent. Selbst am darauffolgenden Freitag blieb der Preis pro Unze unter 2.700 US-Dollar. Zuvor waren Schätzungen von einem Anstieg auf bis zu 3.000 US-Dollar (2.859 Euro) ausgegangen.
Allerdings sind es nicht nur politische oder wirtschaftliche Ereignisse, die Einfluss auf den Goldpreis haben. Auch das allseits bekannte ökonomische Prinzip von Angebot und Nachfrage hat Einfluss auf den Preis.
Nachfrage in China und Indien hoch
Die Nachfrage nach Gold ist nach wie vor hoch. Vor allem in Länder wie China und Indien steigt der Bedarf an Gold kontinuierlich an. So spielt Gold beispielsweise bei traditionellen Feierlichkeiten in China eine große Rolle. In der Regel wird Gold bei Geburten und Hochzeiten verschenkt. Der Verkauf von Schmuckgold steigt traditionell auch um das sogenannte Mondneujahr und während der goldenen Woche im Oktober.
Schaut man in die Zukunft, dann ist zu erwarten, dass der steigende Wohlstand der in China wachsenden Mittelschicht auch in Zukunft dafür sorgen wird, dass der Bedarf an Gold in diesem Land hoch bleibt.
Weltweit größter Goldkonsument ist aber nach wie vor Indien. Auch dort ist Gold ein fester Bestandteil der Kultur.
So sind indische Hochzeiten prunkvolle Feste, bei denen Gold eine bedeutende Rolle spielt. Familien legen großen Wert darauf, die Braut mit wertvollem Goldschmuck auszustatten, der als Symbol für Reichtum und Wohlstand gilt. Diese Tradition wird seit Generationen weitergegeben, was das kontinuierliche Interesse an Gold in Indien begründet.
„Sicherer Hafen“ in unsicheren Zeiten
Neben dem Prinzip von Angebot und Nachfrage ist es aber auch die Marktstimmung, die Anleger veranlasst, in Gold zu investieren. Gilt doch Gold gerade in unsicheren Zeiten als „sicherer Hafen“. So treiben Investoren mit ihrem Kaufverhalten den Goldpreis momentan in die Höhe.
Die Ankündigung des designierten US-Präsidenten Donald Trump, Zölle zu erhöhen, hat den Markt in den vergangenen Wochen stark beeinflusst. Experten sehen auch hier eine Ursache, dass der Goldpreis noch einmal nach oben schnellte und sich dann auf hohem Niveau gehalten hat.
Goldpreis schwankt stark
Allerdings ist der Goldpreis im Moment auch starken Schwankungen ausgesetzt. Am vergangenen Dienstag schloss der Preis für die Feinunze Gold mit 2.662 US-Dollar pro Unze. Das entsprach 2.536 Euro. Vergleicht man diese Preisentwicklung mit der vergangenen Woche, dann stellt man fest, dass Gold Kursverluste auf den US-Dollar gesehen von zwei Prozentpunkten verzeichnet.
Dass der Preis in dieser Woche leicht nachgegeben hat und nun unter die sogenannte 50-Tage-Linie gerutscht ist, ist für Analysten bei „Goldreporter“ ein Hinweis darauf, dass die Kursdynamik der letzten Tage nun nachlassen könnte. Der Abstand zur 200-Tage-Linie hat sich auf sieben Prozent verringert. Die Analysten sehen Anzeichen dafür, dass eine fortgesetzte Kurskonsolidierung mit einem sogenannten Rendezvous enden könnte.
Trader benutzen diesen Begriff immer dann, wenn eine wichtige Preisentscheidung bevorstehen könnte. Auf den Goldpreis bezogen könnte das bedeuten, dass sich dieser nach einer längeren Phase stabiler oder seitwärts gerichteter Bewegung (Kurskonsolidierung) plötzlich ändern könnte.
Entwicklung der Inflation entscheidet mit
In welche Richtung sich der Goldpreis bewegt, hängt zu Teilen auch mit der Entwicklung der Inflation zusammen. Traditionell wird Gold als Absicherung gegen Inflation gesehen. Im vergangenen Jahr ist die durchschnittliche Inflationsrate laut „Statista“ weltweit um rund 6,8 Prozent gegenüber 2022 gestiegen. In diesem Jahr wird die Inflationsrate weltweit auf 5,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr prognostiziert, also weit über der magischen Zwei-Prozent-Marke, die immer wieder von der US-Zentralbank Fed oder der Europäischen Zentralbank (EZB) in den vergangenen Monaten als Richtwert ausgegeben wurde. Schwer zu sagen, wie Anleger reagieren werden.
In den 1970er-Jahren stieg der Goldpreis stark an, da viele Menschen damals versuchten, ihr Vermögen zu schützen. Es ist aber wichtig zu berücksichtigen, dass Gold nicht immer eine verlässliche Absicherung gegen Inflation darstellt. Zwar hat es sich in Phasen hoher Inflation oft bewährt, doch gab es auch Zeiten, in denen Gold im Vergleich zu anderen Anlageklassen schlechtere Leistung zeigte.
So stieg beispielsweise nach der Finanzkrise 2008 der Goldpreis zunächst stark an, fiel jedoch ab 2012, obwohl viele Anleger Inflationserwartungen hatten. Tatsächlich blieb die Inflation damals moderat, während der Goldpreis trotzdem unter Druck geriet, da die Konjunktur sich erholte und die Aktienmärkte stark anstiegen.
Gold profitiert von negativen Realzinsen
Auch Realzinssätze, also inflationsbereinigte Zinssätze, haben einen großen Einfluss auf den Goldpreis, da sie die Attraktivität von Gold als Anlage entscheiden. Wenn Realzinsen niedrig oder negativ sind, wird Gold als attraktive Anlage betrachtet. In solchen Phasen verlieren zinstragende Anlagen wie Anleihen oder Sparkonten an Reiz, weil sie keine ausreichenden Erträge im Vergleich zu Gold bieten. Dadurch steigt die Nachfrage nach Gold als Werterhalt und Absicherung gegen Inflation, was den Goldpreis nach oben treibt. Umgekehrt, wenn die Realzinsen steigen, wird Gold weniger attraktiv. Höhere Realzinsen machen zinstragende Anlagen wie Anleihen oder Bankeinlagen rentabler, was dazu führt, dass Anleger ihr Kapital aus Gold abziehen, was den Goldpreis drückt.
In der Praxis zeigt sich dieser Zusammenhang zum Beispiel in den 1970er-Jahren, als es aufgrund hoher Inflation negative Realzinsen gab und der Goldpreis stark anstieg. In den 1980er-Jahren stiegen die Zinssätze jedoch erheblich, was zu höheren Realzinsen und einem Rückgang des Goldpreises führte. Auch in den 2020er-Jahren, als die Zentralbanken niedrige Zinsen beibehielten und die Inflation anstieg, profitierte Gold von den negativen Realzinsen. Insgesamt lässt sich sagen, dass Gold besonders in Phasen niedriger oder negativer Realzinsen an Wert gewinnt, während steigende Realzinsen den Preis belasten.
Ende November veröffentlichte die Landesbank Baden-Württemberg ihre „Zinsprognose 2025“, die sich auch mit den Erwartungen anderer Experten deckt. „Wir gehen davon aus, dass die EZB im Laufe des Jahres 2025 ein Leitzinsniveau unterhalb von zwei Prozent anpeilen wird“, heißt es in der Prognose.
Fed senkt Leitzinsen
Am Mittwoch kündigte die US-Zentralbank Fed an, das Zinsniveau um 0,25 Prozentpunkte abzusenken. Gleichzeitig kündigte Fed-Chef Jerome Powell aber für das kommende Jahr einen langsameren Rhythmus bei der Zinssenkung an. Die Notenbanker gehen nun von noch zwei Zinssenkungen aus, wie man in den ökonomischen Projektionen der Fed lesen kann, die ebenfalls am Mittwoch veröffentlicht wurden. Noch im September war die Fed von vier Zinsschritten für das kommende Jahr ausgegangen.
„Es war eine knappe Entscheidung, aber die richtige Entscheidung“, sagte Powell auf der Pressekonferenz zur Zinssenkung. Die Entscheidung fiel demnach nicht einstimmig, was ungewöhnlich für die US-Zentralbank ist.
Das „Handelsblatt“ zitiert den renommierten Bond-Investor Jeff Gundlach von Doubleline Capital, der sich nach der Ankündigung der größten Notenbank im US-Börsensender CNBC äußerte:
Die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung im Januar ist ziemlich gering. Die Fed braucht mehr Daten, um herauszufinden, wo sie in ihrem Dilemma steht.“
Gundlach hält maximal zwei Zinssenkungen im Jahr 2025 für realistisch und glaubt, dass die negative Stimmung an den Märkten noch eine Weile anhalten könnte.
Lena Dräger, Forschungsdirektorin der Gruppe Monetäre Makroökonomie am Institut für Wirtschaft Kiel (IfW) ergänzt:
Vieles spricht derzeit für ein erneutes Anziehen der Inflation, gleichzeitig sind die Aussichten für die Konjunktur unsicher.“
Auch 2025 könnte nächstes Goldjahr werden
Das kommende Jahr könnte also abermals ein Jahr des Goldes werden. Zumindest die Investmentbanker von JPMorgan prognostizieren optimistische Aussichten für 2025. In den vergangenen Jahren lagen die Analysten der Großbank mit ihren Prognosen gegenüber dem Goldpreis richtig. Nun prognostizieren die Banker einen Anstieg bis auf 3.000 US-Dollar die Unze, wie das Portal „finanzen.net“ schreibt.
Gold scheint immer noch gut aufgestellt zu sein, um die erhöhten Unsicherheiten in der Makrolandschaft abzusichern, die in die Anfangsphase der Trump-Regierung im Jahr 2025 führen“,
zitiert das Portal aus Notizen von Natasha Kaneva, Leiterin der globalen Rohstoffstrategie bei der US-Großbank, und beruft sich dabei auf das amerikanische Wirtschaftsmagazin „Barron’s“.
JPMorgan-Experten sehen die Politik der Trump-Regierung und die Inflation als Treiber für den Goldpreis. Gold könnte profitieren, wenn höhere Zölle, steigende Handelsspannungen, Inflation oder ein wachsendes Haushaltsdefizit die Risiken für das Wirtschaftswachstum erhöhen.
Auch die Bank of America zeigt sich optimistisch. Sie empfiehlt Anlegern, Gold zu kaufen, falls der Preis unter die Marke von 2.500 US-Dollar fällt. Ihrer Einschätzung nach könnte das glänzende Edelmetall im kommenden Jahr einen Wert von 3.000 US-Dollar erreichen.
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