Goldpreis auf Rekordhoch: Warum das Edelmetall in den gegenwärtigen Marktschwankungen boomt

Der jüngste Anstieg des Goldpreises auf über 2.500 US-Dollar je Unze zeigt, dass das Edelmetall trotz globaler Unsicherheiten an Attraktivität gewinnt. Während geopolitische Spannungen und eine instabile Zinspolitik die Märkte verunsichern, bleibt Gold eine bevorzugte Absicherung für Investoren weltweit.
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Goldbarren lagern in einem Tresor der Deutschen Börse AG.Foto: Frank Rumpenhorst/dpa/Archivbild/dpa
Von 18. August 2024

Der jüngste deutliche Kurseinbruch an mehreren weltweiten Leitbörsen hat sich als weniger dauerhaft erwiesen als befürchtet. Dennoch haben kurzfristige Warnsignale dieser Art mit dazu beigetragen, dass Gold gefragter denn je bleibt. Mittlerweile hat der Preis für das Edelmetall erstmals die Marke von 2.500 US-Dollar je Unze überschritten.

Am Freitag, 16. August, stieg der Dezember-Future an der New Yorker Börse um weitere 2,16 Prozent auf 2.546,20 US-Dollar je Unze. Seit Jahresbeginn liegt Gold um fast 23 Prozent, im 12-Monats-Vergleich um knapp 33 Prozent. Silber hat eine ähnliche Aufwärtsentwicklung hinter sich und liegt mittlerweile bei den Futures über 29 US-Dollar je Unze.

Marktschwankungen und ihre Auswirkungen auf den Goldpreis

Dass das sonst eher preisstabile und nicht für deutliche Kursausschläge bekannte Metall zuletzt eine ungewöhnliche Dynamik entfaltet hat, führen Marktbeobachter auf mehrere Faktoren zurück. Einer davon ist die Instabilität bei der Zinspolitik, die im Laufe der vergangenen Jahre aufseiten der Federal Reserve festzustellen war.

Nach jahrelanger Niedrigzinspolitik in der Zeit nach der Weltfinanzkrise hatte die US-Notenbank bereits Ende der 2010er-Jahre zu einer Trendwende angesetzt. Diese war durch die Corona-Krise jäh abgebrochen worden, nur um mit Beginn des Ukrainekrieges 2022 in kürzester Zeit eine Renaissance zu erleben. Im Wettlauf mit der Inflation stieg der Leitzins binnen weniger Monate von nahe null auf mehr als fünf Prozent.

Nun rechnen Anleger mit einer neuerlichen Wende. Im nächsten Monat könnte eine Zinssenkung um immerhin einen Viertelprozentpunkt anstehen. Händler erwarten zudem eine weitere Zinssenkung zum Jahresende. Dies setzt die Renditen der Schatzbriefe unter Druck. Zudem tendiert der US-Dollar-Index (DXY), der den Dollar gegenüber einem Währungskorb misst, schwächer. Für ausländische Investoren macht dies den Erwerb von Edelmetallen günstiger.

Flucht ins Gold als Reaktion auf potenzielle Eskalationen

Vor allem kehrt jedoch die traditionelle Überzeugung auf breiter Ebene wieder ein, dass Gold in Zeiten zunehmender Spannungen und Krisen ein sicherer Wertträger sei. Die geopolitische Lage ist weit von einer Beruhigung entfernt – ein Angriff des Iran auf Israel nach der Liquidierung des Hamas-Führers Ismail Haniyeh in Teheran steht nach wie vor im Raum. Die USA und andere Länder bemühen sich um eine diplomatische Lösung.

Der ukrainische Angriff auf die russische Grenzregion hat zudem deutlich gemacht, dass mit einem schnellen Ende des bewaffneten Konflikts in Osteuropa weiterhin nicht zu rechnen ist. Eine Eskalation der Konflikte zwischen Chinas KP-Regime und den Anrainerstaaten im Südchinesischen Meer scheint zwar zum derzeitigen Zeitpunkt nicht unmittelbar bevorstehen. Dennoch haben Anleger gelernt, vorsichtig zu sein und mit dem Schlimmsten zu rechnen.

Allein im zweiten Quartal des Jahres hatten Marktbeobachter des World Gold Council einen Anstieg der Goldverkäufe im Vorjahresvergleich um sechs Prozent registriert. Im ersten Halbjahr beliefen sie sich insgesamt auf 483 Tonnen, was den bisherigen Rekord von 460 Tonnen aus dem ersten Halbjahr 2023 brach.

Geopolitische Spannungen und der Ruf nach sicheren Anlagen

In einem Bericht macht die Vereinigung deutlich, dass sie mit einer Fortdauer des Trends im weiteren Verlaufe des Jahres 2024 rechnet. Dies liege nicht nur an einer anhaltenden Nachfrage vonseiten privater Käufer. Vor allem die Zentralbanken blieben stark am Ankauf von Gold interessiert. Eigenen Umfragen zufolge würden diese Nettokäufer bleiben. Es bleibe jedoch „abzuwarten, ob dieses die Volumina der letzten beiden Jahre erreichen oder übertreffen wird“.

Die im Juni vom World Gold Council durchgeführte Umfrage unter den Zentralbanken ergab, dass 81 Prozent der Befragten von weiteren Zukäufen von Goldbeständen in den nächsten zwölf Monaten überzeugt sind. Mit 29 Prozent glaubt mehr als ein Viertel der Befragten, dass die Goldreserven ihrer Institution zunehmen werden.

Die Zentralbanken schätzen die Sicherheit, die Wertbeständigkeit und das geringe Ausfallrisiko von Gold, vertrauten Befragte dem Weltgoldrat an. Dies lasse eine Portfoliodiversifizierung mithilfe von Gold als sinnvolle Investition erscheinen.

Zentralbanken weltweit als treibende Kraft hinter dem Goldkauf

Diese Auffassung scheinen westliche Notenbanken ebenso wie nicht westliche zu teilen. Die Versuche der Verbündeten der Ukraine, Russland durch Sanktionen und Isolierung von der internationalen Finanzgemeinschaft zu schaden, haben auch die dortige Zentralbank zu Reaktionen veranlasst. Die Bank von Russland und ihre Partner haben einen Teil ihrer Währungsreserven aus dem Dollar herausgenommen und stattdessen in Gold umgeschichtet.

Ob der Ausgang der Präsidentschaftswahlen in den USA den Goldpreis wesentlich beeinflussen wird, ist ungewiss. Dem World Gold Council zufolge hatten diese auf die Performance keine wesentlichen Auswirkungen gehabt. Allerdings sei mit dem Ausgang eine Unsicherheit verbunden. Dieses Mal gelte das erst recht, heißt es in dem Bericht weiter, denn die Faktoren Weltwirtschaft und Geldpolitik blieben Faktoren, die diese verstärkten:

„Angesichts der zentralen Rolle der USA in der Weltwirtschaft und der vorherrschenden geopolitischen Unsicherheiten wird die bevorstehende Präsidentschaftswahl von vielen als ein Wendepunkt mit weitreichenden Auswirkungen angesehen.“



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