Kaufhauskette Galeria: Gläubiger geben grünes Licht für nächste Rettung

Die Gläubiger der insolventen Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof haben dem Insolvenzplan für das Unternehmen zugestimmt. Das sagte Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus und zeigte sich „sehr erleichtert“ über das Votum.
Titelbild
Das Logo der deutschen Warenhauskette Galeria vor dem Hauptsitz des Unternehmens in Essen, Westdeutschland.Foto: von Ina Fassbender, AFP via Getty Images
Epoch Times28. Mai 2024

Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus zeigte sich am Dienstag nach der Gläubigerversammlung in Essen „sehr erleichtert“ über das Votum. Die Entscheidung sei gut für die Belegschaft aber auch für die Gläubiger, die zumindest einen Teil ihres Geldes erhalten. Die Insolvenzquote beträgt demnach 2,5 Prozent.

Die Quote – also der Anteil ihrer Forderungen, den die Gläubiger noch bekommen – könnte noch erhöht werden, sollte Galeria Zahlungen vom ehemaligen Mutterkonzern Signa erhalten. Dazu liefen aktuell Vergleichsgespräche mit Insolvenzverwaltern in Österreich, sagte Denkhaus weiter. Das zuständige Gericht bestätigte den Insolvenzplan den Angaben zufolge bereits, mit Ablauf von zwei Wochen ist die Entscheidung damit rechtskräftig.

Derzeit ist geplant, bundesweit 16 von 92 Warenhäusern zu schließen, diese Streichliste werde aber im Juni noch einmal durchgegangen, sagte Denkhaus. Ob Filialen von der Liste genommen werden, sei völlig offen. Davon hängt auch ab, wie viele Beschäftigte letztlich ihren Job verlieren. Der Insolvenzplan geht derzeit von rund 1400 Jobverlusten aus, davon 450 in der Essener Zentrale. Galeria beschäftigt nach eigenen Angaben 12.800 Menschen.

Die Gewerkschaft Verdi hatte deshalb zu einer Protestaktion vor dem Veranstaltungsort aufgerufen. 25 bis 30 Mitglieder der Bundestarifkommission der Gewerkschaft versammelten sich vor der Messe Essen. Marcel Schäuble, Verdi-Verhandlungsführer für Galeria, warf den Investoren Planlosigkeit vor: „Zu den Zielen für die Zukunft sind wenig ambitionierte Aussagen getroffen worden. Eigentlich nichts, was über die bekannten Planungen hinaus geht.“

„Wir wollen nicht, dass die Wirtschaftlichkeit im Wesentlichen durch Kostensenkung erreicht werden soll“, sagte Schäuble weiter. „Die Erfahrung der Vergangenheit zeigt, dass das bislang nicht zu dem Ziel geführt hat, das Warenhaus stabil aufzustellen.“ Es brauche vor allem ausreichende Investitionen.

Galeria Karstadt Kaufhof hatte im Januar zum bereits dritten Mal innerhalb weniger Jahre einen Insolvenzantrag eingereicht. Die Kaufhauskette war im Zuge der Insolvenz des österreichischen Mutterkonzerns Signa in Schwierigkeiten geraten. Im April teilte der Konzern mit, dass ein Konsortium aus der US-Investmentgesellschaft NRDC Equity Partners und dem Unternehmer Bernd Beetz die Kaufhauskette übernehmen will.

Einblick in die Entstehung

Das Traditionsunternehmen, mit Wurzeln im 19. Jahrhundert, steht seit Jahren vor erheblichen Herausforderungen. Die Geschichte der Warenhäuser beginnt 1879 in Stralsund und Wismar, wo Leonhard Tietz und Rudolph Karstadt ihre ersten Textilgeschäfte eröffneten. Über die Jahre expandierten beide Unternehmen enorm, bevor sie in den 1990er-Jahren mit Horten, Hertie, Metro und Quelle fusionierten.

Trotz zahlreicher Fusionen und Eigentümerwechsel kämpfte das Unternehmen weiter mit finanziellen Problemen. 2009 markierte die bisher größte Pleite in der deutschen Wirtschaftsgeschichte, als Karstadt und Quelle Insolvenz anmelden mussten. 2010 wurde der US-deutsche Investor Nicolas Berggruen als Retter gefeiert, doch auch er konnte den Niedergang nicht stoppen.

Letzte Übernahmen und Fusionen

2014 übernahm die Signa-Gruppe von René Benko Karstadt, und 2015 folgte der Kauf von Galeria Kaufhof durch den kanadischen Konzern Hudson’s Bay Company HBC. 2018 fusionierten Galeria Kaufhof und Karstadt zu Galeria Karstadt Kaufhof.

Die Corona-Pandemie verschärfte die Situation weiter, sodass Galeria Karstadt Kaufhof 2020 und 2021 erneut Staatshilfen beantragte. Trotz finanzieller Unterstützung musste die Kette 2022 ein weiteres Schutzschirmverfahren einleiten und Filialschließungen ankündigen.

2023 wurde ein neues Insolvenzverfahren eröffnet, und es folgte ein Übernahmeangebot eines Konsortiums unter Führung von Richard Bakerer, er ist Mehrheitseigentümer der HBC, die Kaufhof schon einmal besaß und dem deutschen Unternehmer Bernd Beetz. (afp/nos)



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