Gesamtmetall-Präsident: Bis zu 300.000 Metall- und Elektro-Jobs könnten in den nächsten Jahren wegfallen

Die größte deutsche Industriebranche steckt in der Krise. Der Arbeitgeberverband kündigt einen Stellenabbau an und fordert tiefgreifende Reformen für die Wirtschaft – nach einem umstrittenen Vorbild.
Die Metall- und Elektroindustrie steckt in der Krise.
Die Metall- und Elektroindustrie steckt in der Krise.Foto: Monika Skolimowska/dpa-Zentralbild/dpa
Epoch Times16. Oktober 2024

In der deutschen Metall- und Elektroindustrie könnten nach Arbeitgeberangaben in den nächsten Jahren Zehntausende Arbeitsplätze wegfallen. „Ich erwarte, dass wir in der Metall- und Elektroindustrie in den nächsten fünf Jahren 250.000 bis 300.000 Arbeitsplätze verlieren könnten“, sagte Gesamtmetall-Präsident Stefan Wolf den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Noch sind in der größten deutschen Industriebranche nach Verbandsangaben rund vier Millionen Menschen beschäftigt.

Wolf sagte, in den nächsten Jahren gingen die geburtenstarken Jahrgänge in Rente. Deshalb könnten die Unternehmen den Stellenabbau „möglichst sozialverträglich“ gestalten. Gleichzeitig gebe es einen Arbeitnehmermangel. „Insofern werden wir trotz abgebauter Arbeitsplätze mehr arbeiten müssen.“ Wolf verlangte mehr Flexibilität bei den Arbeitszeiten.

„Wir befinden uns in einer strukturellen Krise“

In der Metall- und Elektroindustrie laufen Tarifverhandlungen. Ab Ende Oktober ist mit Warnstreiks zu rechnen. Im Mai hatte Wolf in einem Interview angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage gesagt, in den nächsten drei bis vier Jahren könne die Zahl der Arbeitsplätze in der Branche um 40.000 bis 50.000 sinken.

Zur Ankurbelung der deutschen Wirtschaft fordert Gesamtmetall-Präsident Wolf von der nächsten Bundesregierung eine große Strukturreform. „Wir befinden uns in einer strukturellen Krise. Mir fehlt der Glaube, dass die aktuelle Bundesregierung in der Lage ist, diese zu lösen“, sagte Stefan Wolf den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Mittwochausgaben). „Ich kann nicht behaupten, dass mir in der aktuellen Lage irgendetwas Hoffnung macht.“ Realistisch gesehen habe die Ampel-Koalition noch zwei Monate Zeit für Veränderungen. „Nach der Weihnachtspause beginnt der Wahlkampf, dann wird nichts mehr passieren bis zur Bundestagswahl. Umso wichtiger wird es sein, dass die neue Bundesregierung notwendige Strukturreformen angeht.“

Konkret forderte Wolf: „Wir brauchen eine vernünftige Energiepolitik. Unsere Energiepreise sind zu hoch, der Ausbau der Erneuerbaren dauert zu lange. Wir haben die höchsten Unternehmenssteuern aller größeren Volkswirtschaften und viel zu hohe Sozialabgaben.“ Gleichzeitig habe die Metall- und Elektroindustrie in Deutschland die kürzesten Arbeitszeiten weltweit, „auch das muss sich ändern“, forderte der Gesamtmetall-Präsident.

Wolf: „Letzte gut gemachte Strukturreform im Jahr 2010“

Zudem müsse der „Wulst an Bürokratie“ abgebaut werden. Deutsche Unternehmen bezahlten jährlich rund 70 Milliarden Euro ausschließlich dafür, um Bürokratie zu bewältigen, also Berichtspflichten nachzukommen und Vorschriften zu erfüllen. „Die Vorgaben aus Brüssel und Berlin werden immer schlimmer.“

Gerhard Schröders Agenda 2010 bezeichnete Wolf als „die letzte gut gemachte Strukturreform“. „Ich finde zwar sein Verhalten seit Beginn des Ukraine-Krieges mehr als grenzwertig. Aber als Bundeskanzler hat er die Entscheidung getroffen, Politik für die Menschen und die Arbeitsplätze zu machen und nicht an erster Stelle an seine Wiederwahl zu denken. Das war eine mutige Entscheidung“, sagte Wolf. „Jetzt brauchen wir dringend eine Agenda 2040.“ (dts/dpa/red)



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