Geheimgehälter der Top-Verdiener des ZDF offengelegt

Nachdem zahlreiche ARD-Anstalten durch Skandale Schlagzeilen machten, steht nun das ZDF in der Kritik: Wegen Millionengagen für seine prominenten Moderatoren wie Lanz, Böhmermann und Co., bei gleichzeitig geplanter Erhöhung der Rundfunkgebühr auf bald fast 19 Euro pro Monat.
Ausfälle gibt es bei den über die Mediathek ausgespielten ZDF-Livestreams. Die Mediathek kann nicht aktualisiert werden.
Exorbitante Gehälter beim ZDF für Böhmermann und Co.Foto: Sebastian Gollnow/dpa
Von 1. Februar 2024

Bislang war vorwiegend die ARD der Skandaltreiber beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk (ÖRR): Korruption, Amtsmissbrauch und Verschwendung, zusätzlich zu häufig einseitiger Berichterstattung.

Den Stein ins Rollen brachte 2022 die ehemalige rbb-Intendantin Patricia Schlesinger, die ein Beziehungsnetzwerk von Begünstigten aufgebaut hatte und selbst dabei nicht zu kurz kam. Hier ging es nicht nur um überhöhte Gehälter und intransparente Auftragsvergaben, sondern auch um Luxuswagen mit Massagesitzen und Privatdinner auf Senderkosten. Dazu addiert sich die enorm hohe Altersversorgung, um die Frau Schlesinger und andere Teile ihres Netzwerkes jetzt vor Gericht ziehen.

Auch andere Vorfälle haben zu einem zunehmenden Verlust der Glaubwürdigkeit des ÖRR geführt. Hier nur zwei Beispiele: Die ARD hat 2019 für 120.000 Euro ein „Framing Manual“ mit Sprachregeln erstellen lassen, was auch als eine Art „Anleitung zur Manipulation“ angesehen werden kann. Beim NDR gab es deutliche Vorwürfe von Vetternwirtschaft und politisch gefärbter Berichterstattung. Der Sender selbst hat das zwar untersuchen lassen und sich weitestgehend reingewaschen, doch „bei den Anstalten haben Affären, Akzeptanzprobleme und Altlasten den Reformdruck zuletzt gigantisch erhöht“, urteilt der „Focus“.

Bis jetzt konnte das öffentlich-rechtliche ZDF fast unbemerkt unter dem aktuellen Skandalradar fliegen. Ans Tageslicht gekommene Umfragemanipulationen oder die Staatsaffäre durch Jan Böhmermanns Schmähgedicht auf den türkischen Präsidenten Erdoğan, sind schon lange aus dem kollektiven Kurzzeitgedächtnis verschwunden.

Millionengagen und Gebührenerhöhung

Doch nun steht das ZDF in der Kritik – und die hat mit Geld zu tun. Nein, nicht direkt mit den Rundfunkgebühren, die erneut erhöht werden sollen. Dies hatte ein Entwurf der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) ins Spiel gebracht: Ab 2025 soll der Beitrag um 58 Cent auf monatlich 18,94 Euro steigen. Ganze 8,57 Milliarden Euro haben die Öffentlich-Rechtlichen im Jahr 2022 über Gebührengelder eingenommen – ein Rekord. Mit 2,2 Milliarden ging der größte Einzelbetrag davon ans ZDF.

Finanziert werden damit auch außerordentlich hohe Gehälter und Pensionen für die Führungsriege: ZDF-Intendant Norbert Himmler verdient 372.000 Euro im Jahr; on top kommen Sachbezüge, Aufwandsentschädigung, Altersvorsorge und Dienstwagen. Das ist ungefähr so viel, wie der aktuelle Bundeskanzler verdient.

Auch die bekannten Fernsehgesichter des ZDF erhalten Millionengagen. Informationen dazu hat der Sender über Jahre nicht herausgegeben. Jetzt wurde der „Welt“ eine Liste aus der Senderzentrale in Mainz zugespielt. Diese stammt vom März vergangenen Jahres und gibt Auskunft über bislang geheime Honorarvereinbarungen.

Markus Lanz: Pole-Position auf der ZDF-Gehaltsliste

Auf der ersten Stelle befindet sich demnach Talkmaster Markus Lanz. Sein aktuelles Jahressalär betrug nach der Liste knapp 1,9 Millionen Euro für 2023 und eine schon eingeplante Erhöhung für 2024. So landet Lanz dann bei aktuell gut zwei Millionen Euro.

Ein weiterer Topverdiener ist Koch und Moderator Horst Lichter („Bares für Rares“), der bis 2025 rund 1,7 Millionen Euro pro Jahr an Honorar bekommt.

Comedian und Moderator Oliver Welke kassierte bis Ende vergangenen Jahres rund 1,18 Millionen Euro jährlich. Moderator Johannes Kerner liegt bei 630.000 Euro, Moderatorin Andrea Kiewel („Fernsehgarten“) bekommt laut den internen ZDF-Unterlagen jährlich 400.000 Euro.

Die „Wissenschaftsjournalistin“ Mai Thi Nguyen-Kim (bürgerlich: Leiendecker) verbucht 349.000 Euro und Giovanni Zarella („Die Giovanni Zarella Show“) 300.000 Euro.

Der Satiriker Jan Böhmermann liegt mit 682.000 Euro eher im Mittelfeld der Protagonisten-Payroll des ZDF.

ZDF: „Aus datenschutzrechtlichen Gründen“ keine Antwort

Die geleakten Verträge wollte das ZDF gegenüber dem Rechercheteam von „Welt“ nicht kommentieren. Der Sender teilte lakonisch und sparsam an Informationen mit, dass man zu den Konditionen von „freien Mitarbeitenden“ unter anderem „aus datenschutzrechtlichen Gründen“ keine Informationen preisgeben könne.

Schweigen beim ZDF auch zu den weiteren Fragen der Zeitung danach, aus welchen Gründen die Verträge nicht transparent gemacht werden und was mit den Honoraren alles genau abgegolten sei.

Immerhin ist zuvor bekannt geworden, recherchiert und aufgedeckt von „Business Insider“, dass bei anderen öffentlich-rechtlichen Politformaten wie bei den ARD-Talkshows „Anne Will“, „Maischberger“ und „Hart aber fair“ die Moderatoren zusätzlich zu Honoraren in Millionenhöhe weitere Einnahmen über ihre eigenen Produktionsfirmen erzielen – ebenfalls in Millionenhöhe. Sie produzieren die Shows, die sie dann teuer an die ARD verkaufen.

Auch von der ARD wollte sich seinerzeit niemand gegenüber dem Rechercheteam von „Business Insider“ zu den Millionenausgaben äußern – mit der Begründung, dass sich hinter jeder Sendung ein „kompliziertes Geflecht aus diskreten Verträgen und detailreichen Absprachen“ verberge.

Dabei war „mehr Transparenz über die Verwendung von Gebührengeldern“ eines der großen Versprechen des öffentlich-rechtlichen-Rundfunks, schreibt die „Welt“. Bevor das interne Papier mit der Gehaltshöhe der ZDF-Moderatoren geleakt wurde, hatte der Verwaltungsrat des ZDF dagegen entschieden, die Höhe der Honorarzahlungen an seine Moderatoren öffentlich zu machen.

Politiker fordern mehr Transparenz

Rainer Robra, Staatsminister und Chef der Staatskanzlei in Sachsen-Anhalt, äußerte öffentlich Kritik am Vorgehen des ZDF, und das als Mitglied des Fernsehrats des Senders. Robra betonte die Notwendigkeit voller Transparenz über die Verwendung der Beitragsmittel für die öffentlich-rechtlichen Anstalten.

Auch die CDU-Bundestagsabgeordnete Christiane Schenderlein schloss sich der Forderung nach mehr Transparenz an. Insbesondere Vertragsdetails ab einem Volumen von 250.000 Euro sollten öffentlich gemacht werden, so die Sprecherin der Unionsfraktion für Kultur und Medien. Beide Politiker unterstreichen in ihrer Kritik, dass Beitragszahler zumindest darüber informiert werden müssen, wofür ihre Gebühren eingesetzt werden.



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