Gehaltslandschaft Deutschland: Ein Branchenvergleich

Kassensturz für Gehaltsabrechnungen: Von lukrativen Finanzdienstleistungen, die vor allem in Frankfurt am Main erbracht werden, bis zu unterbezahlten Pflegeberufen – in welchen Branchen werden die deutschen Arbeitnehmer am meisten und am wenigsten entlohnt?
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Foto: Monika Skolimowska/dpa
Von 14. Mai 2024

Im April 2023 verdiente ein deutscher Vollzeitbeschäftigter laut Statistischem Bundesamt im Durchschnitt 4.323 Euro brutto im Monat. Das ist ein Brutto-Jahresgehalt von etwa 51.876 Euro.

Doch beim genauen Hinsehen werden gravierende Unterschiede offenbar: Männer verdienen immer noch mehr als Frauen, im Westen der Republik gibt es einen höheren Gehaltsscheck als im Osten, manche Branchen und vorwiegend systemrelevante Berufsfelder wie die Pflege werden hingegen unterdurchschnittlich vergütet.

Verdienst je nach Branche

Das Durchschnittsgehalt in Deutschland wird jährlich vom Statistischen Bundesamt ermittelt und veröffentlicht. Es handelt sich dabei um den Mittelwert der Bruttoverdienste aller sozialversicherten Arbeitnehmer. Das Durchschnittsgehalt in Deutschland ist branchenabhängig.

Auf dem ersten Platz mit dem höchsten Bruttogehalt finden sich die Finanz- und Versicherungsdienstleistungen wieder. Wer in der Branche arbeitet, verdient durchschnittlich 5.841 Euro brutto im Monat, gefolgt von der Branche Information und Kommunikation mit 5.769 Euro. Das Gesundheits- und Sozialwesen liegt im Mittelfeld auf Platz neun mit einem durchschnittlichen Monatslohn von 4.272 Euro.
Auf den letzten Plätzen liegen die Land- und Forstwirtschaft mit einem Durchschnitt von 2.789 Euro und das Gastgewerbe mit 2.860 Euro – anfallende Trinkgelder natürlich nicht eingerechnet.

Durchschnittliches Bruttomonatsgehalt nach Bundesländern im Vergleich

Neben der Berufsbranche und dem Geschlecht spielt auch der Arbeitsort in Deutschland eine wichtige Rolle beim durchschnittlichen Gehalt.

Auch über dreißig Jahre nach der Wiedervereinigung ist der Verdienstunterschied zwischen West- und Ostdeutschland immer noch deutlich sichtbar. Die alten Bundesländer nehmen die ersten elf Plätze im Gehaltsvergleich ein, während die neuen Bundesländer sich auf den hinteren Plätzen befinden.

Im regionalen Vergleich zahlen Unternehmen in Frankfurt am Main, Hamburg und in Süddeutschland die höchsten Gehälter, wie der Stepstone-Gehaltsreport dokumentiert. Weit hinten abgeschlagen hingegen die Schlusslichter in Ostdeutschland: Die niedrigsten Gehälter werden in Sachsen-Anhalt, Thüringen oder auch Mecklenburg-Vorpommern bezahlt. Während in Hamburg das Durchschnittsgehalt bei 49.750 Euro liegt, sind es in Mecklenburg-Vorpommern mit 36.500 Euro nur circa Dreiviertel davon (73,4 Prozent).

Gehaltsgefälle nach Geschlecht

Aber auch das Geschlecht hat Einfluss auf die Höhe des Gehaltes, wobei Frauen im Durchschnitt für die gleiche Arbeit weniger Lohn erhalten als ihre männlichen Kollegen.

Dieses Gehaltsgefälle nach Geschlecht wird Gender-Pay-Gap genannt. Der liegt nach den Daten des Statistischen Bundesamtes bei 12,7 Prozent. Männer hatten im April 2023 einen durchschnittlichen Bruttolohn von 27,02 Euro pro Stunde, während Frauen in Vollzeit 23,59 Euro verdienten.

Ähnliches hat der Stepstone-Gehaltsreport für 2024 errechnet: Während Männer mit einem Mediangehalt von 45.750 Euro pro Jahr nach Hause gehen, gibt es für gleiche Arbeit für Frauen nur 40.000 Euro – also im Mittel 5.750 Euro weniger, das bedeutet eine Differenz von 12,4 Prozent.

Wie viel Netto bleibt vom Brutto?

Der Unterschied zwischen Brutto- und Nettoeinkommen ist simpel dargestellt: Das Bruttogehalt ist das Gehalt, bevor Steuern, Sozialversicherungen und andere Abgaben abgezogen werden. Was dann noch übrig ist, ist das Nettogehalt. Diese Abgabenquote liegt in Deutschland bei einem verheirateten Paar mit Kindern durchschnittlich bei 40,8 Prozent, bei Alleinstehenden sogar bei 47,8 Prozent.

Was die Steuerlast anbelangt, kommt Deutschland im europäischen Vergleich gleich nach Spitzenreiter Belgien auf Platz zwei. Bei der GfK-Kaufkraft-Studie, die dabei 42 Nationen berücksichtigt, allerdings nur auf Platz neun. „Unter der Kaufkraft versteht man das nominal verfügbare Nettoeinkommen der Bevölkerung inklusive staatlicher Transferzahlungen wie Renten, Arbeitslosen- und Kindergeld. Ob und wie viel jedoch vom nominalen Kaufkraftzuwachs real für die Ausgaben der Bürger übrig bleibt, hänge davon ab, wie sich 2024 die Verbraucherpreise entwickeln werden“, erklärt das „Börsenblatt“ auf seiner Website.

Das bezifferte Nettoeinkommen lag in Europa bezogen auf das Gesamtjahr 2023 bei 17.688 Euro pro Kopf. Spitzenreiter ist hier Liechtenstein mit einem Vierfachen des Durchschnitts in Höhe von 68.843 Euro pro Kopf. Die Schweiz belegt Platz zwei mit einem verfügbaren Nettoeinkommen von 49.592 Euro pro Person.

Deutschland siedelt sich im europäischen Ranking auf Platz neun an mit einem Nettoeinkommen von 26.271 Euro im Jahr 2023; das sind monatlich rund 2.131 Euro. Ungefähr so viel, wie der deutsche Festangestellte pro Monat bekommt, verdient man durchschnittlich pro Jahr in der Ukraine, dem Einkommens-Schlusslicht. Hier liegt das Nettoeinkommen bei lediglich 2.478 Euro im Jahr, was gerade mal 14 Prozent des europäischen Durchschnittswertes entspricht.

Was ist ein gutes Gehalt?

In Deutschland gilt als gutes normales Gehalt, so schreibt das Institut der deutschen Wirtschaft, wer monatlich im Jahr 2023 rund 2.131 Euro hatte. Wer als Single im Monat 3.440 Euro netto verdient, gehört zu den einkommensstärksten zehn Prozent in Deutschland.

Aber wie weit kommt man mit so einem Gehalt? Bei einer offiziellen Inflationsquote von 6,9 Prozent 2022 und dann noch einmal 5,9 Prozent 2023 müssen wohl immer mehr Menschen schauen, was am Ende des Gehaltes noch vom Monat übrig ist.



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