Gebühren von 35 Cent pro Bezahlvorgang? Banken wegen Abzocke in der Kritik

Mehrere Banken verlangen für bislang unentgeltliche Dienste seit Kurzem erhebliche Gebühren. Verbraucherschützer raten Betroffenen zum Wechsel – dieser sei mittlerweile einfach.
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Mit neuen Gebührenmodellen, die mit erheblichen Kostensteigerungen verbunden sind, rufen mehrere Banken derzeit Unmut bei Kunden und Verbraucherschützern hervor.Foto: Odd Andersen/AFP
Von 24. Juli 2023

Mit neuen Gebührenmodellen, die mit erheblichen Kostensteigerungen verbunden sind, rufen mehrere Banken derzeit Unmut bei Kunden und Verbraucherschützern hervor. Vor allem aus Bayern kommen vermehrt Klagen über Anpassungen der Geschäftsbedingungen, die den Kunden teuer zu stehen kommen.

Nicht nur mehr Onlinebanking als Motivation bei den Banken

In der Kritik steht unter anderem die Stadtsparkasse München. Wie die „Wirtschaftswoche“ berichtet, hat diese Entgelte für bislang kostenfreie Dienste eingeführt. Betroffen waren demnach Bargeldabhebungen oder Überweisungen, die Kunden in der Filiale oder außerhalb der Geschäftszeiten in der Vorhalle vornehmen.

Das Magazin wittert hinter der Maßnahme den Wunsch, Kunden mittels sanften Drucks vollständig ins Onlinebanking zu bewegen. Außerdem solle die Verwendung von Bargeld auf diese Weise unattraktiver werden.

Der „Welt“ zufolge bleibt es allerdings nicht einmal dabei. Die Stadtsparkasse verlangt demnach künftig sogar 35 Cent Gebühren für jeden Bezahlvorgang mit der Girocard. Zudem sollen für Daueraufträge, Renteneingänge und sogar Gehaltseingänge künftig jeweils 49 Cent an Gebühren anfallen.

Oberbürgermeister setzt Bagatellgrenze durch

Auch die Volks- und Raiffeisenbank (VR) München Land hat dem Bericht zufolge ein ähnliches Gebührenmodell kreiert. Dort soll die Gebühr für jede Transaktion der genannten Art immerhin „nur“ 20 Cent betragen. Bei einer höheren zweistelligen Anzahl an Kontobewegungen kann sich dies dennoch zu einem erheblichen Betrag aufsummieren.

Von diesem Risiko können sich Kunden befreien, indem sie Monatspauschalen zwischen 9,90 Euro und 11,95 Euro akzeptieren – und damit de facto Kontoführungsgebühren. Check24 zufolge arbeiten auch andere Groß- und Filialbanken an Modellen, die an jene von VR oder der Stadtsparkasse München erinnern. Dies, obwohl ihnen die Zinsentwicklung durchaus auch anderweitig Raum für Einnahmen verschaffen würde.

Die Stadtsparkasse München hat nach Intervention von Oberbürgermeister Dieter Reiter, der auch Chef des Verwaltungsrates ist, immerhin eine Bagatellgrenze eingeführt. Bezahlvorgänge unter zehn Euro sollen von der Gebühr ausgenommen sein. Allerdings bleiben die übrigen Neuerungen inklusive der Belastungen im Zusammenhang mit der Bargeldabhebung – und das, obwohl die Girocard ohnehin 15 Euro im Jahr kostet.

Banken wollen „Konto-Komplettpakete“ an den Mann bringen

Bankexpertin Ania Scholz-Orfanidis vom Finanzdienstleister FHM sieht die Belastungspolitik auch im Kontext des bevorstehenden Endes der Girocard. Diese soll im Zahlungsverkehr zunehmend der Debitcard weichen. Die Girocard werde gegenüber Kunden kaum noch angeboten – oder mit zusätzlichen Gebühren versehen. Diese Form von Druck soll offenbar die Nutzer zum Umstieg bewegen. Grund für den Wandel ist der Wegfall der Maestro-Funktion. Mastercard hat diese ad acta gelegt, weil sie sich für den Onlinehandel als nicht praktikabel erwies.

Sascha Straub von der Verbraucherzentrale Bayern fasst seinen Eindruck wie folgt zusammen:

Künftig zahlt man nicht mehr nur dafür, dass man ein Konto hat, sondern auch dafür, dass man es benutzt.“

Kostensteigerungen von zwischen 30 und 100 Prozent monatlich sollen zudem den Umstieg auf „Konto-Komplettpakete“ forcieren. Allerdings belaufen sich deren Kosten auch schon zum Teil auf bis zu 30 Euro im Monat, schildert Scholz-Orfanidis gegenüber der „Welt“.

Mindesteingang für kostenfreies Girokonto zwischen 700 und 3.000 Euro

Mittlerweile benötigen Banken, wenn sie ihre Geschäftsbedingungen ändern wollen, eine ausdrückliche Zustimmung vonseiten des Kunden. Dies macht ein Urteil des Bundesgerichtshofs aus dem April 2021 deutlich. Vor allem ist dies dann der Fall, wenn die Änderung mit erheblichen Preiserhöhungen verbunden sein soll.

Faktisch ist mit einer Nichtannahme vonseiten des Kunden jedoch früher oder später das Risiko einer Kündigung verbunden. Deswegen raten Verbraucherschützer und Vergleichsportale wie Check24 den Kunden, von sich aus zu neuen Ufern aufzubrechen.

Im Unterschied zu früheren Zeiten sei der Wechsel der Bankverbindung nicht mehr mit hohem Aufwand und Risiken verbunden. Die Aussicht, alle über das bisherige Konto laufenden Verbindungen einzeln ändern oder Mitteilungen versenden zu müssen, schreckte erfahrungsgemäß Kunden vom Wechsel ab.

Nun müssen die Banken ihre Kunden jedoch beim Wechsel unterstützen. Vor allem die Bereitschaft, zu Direktbanken zu wechseln, ist zuletzt tendenziell gestiegen. Neben traditionellen Banken wie der Postbank bieten hauptsächlich Direktbanken Girokonten ohne Kontoführungsgebühren an. Allerdings verlangen diese meist einen monatlichen Mindesteingang. Dieser kann bei 700 Euro liegen – wie im Fall der DKB oder comdirect. Er kann aber auch bei 3.000 Euro liegen, so etwa bei der Postbank.



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