Führende VW-Aufsichtsräte beraten Konzernstrategie
Wie die dpa von mehreren mit der Sache vertrauten Quellen erfuhr, sind bei der abgeschirmten Zusammenkunft am Braunschweiger Flughafen führende Mitglieder des VW-Aufsichtsrates sowie Konzernchef Martin Winterkorn vertreten.
Es handelt sich aber nicht um eine offizielle Sitzung des sogenannten Aufsichtsratspräsidiums, das die Spitze der VW-Konzernkontrolleure bildet und seit dem Rücktritt des VW-Patriarchen Ferdinand Piëch Ende April nur noch fünfköpfig ist. Laut dpa-Informationen erörtern die führenden VW-Lenker in Braunschweig die künftige Konzernstruktur. Über Namen für die nächsten Führungsaufgaben werde nicht entschieden.
„Erst die Struktur, dann die Personen“, sagte eine mit den Vorgängen vertraute Quelle. Ähnlich hatte sich zuletzt Präsidiumsmitglied und Konzernbetriebsratsboss Bernd Osterloh geäußert. „Wir brauchen keinen riesigen Vorstand mit aufgeblähten Stäben. (…) Das müssen wir uns für jede Funktion fragen“, sagte er dem „Manager Magazin“ Ende Mai. Dabei schränkte er aber ein: „Wir sprechen zunächst über Funktionen und Strukturen; um Personen wird es erst später gehen.“
Eine Frage dabei ist seit August 2014 ungeklärt: Nach dem Abgang von Konzern-Produktionsvorstand Michael Macht ist dessen Position vakant.
Einen ersten Vorgeschmack auf die Veränderungen im Konzern, die seit dem Piëch-Abgang im Vordergrund stehen, gab es kürzlich mit der eigenständigen Nutzfahrzeug-Holding für die VW-Töchter MAN und Scania. Sie erhält auch einen eigenen Aufsichtsrat, in dem die Arbeitnehmer nach Konzernvorbild erhebliche Gestaltungsmacht haben.
Ähnliche Schritte einer Dezentralisierung sind auch für die Pkw-Marken denkbar. Zudem geht es nach dpa-Informationen bei dem Treffen in Braunschweig um Winterkorns Ideen dafür, wie einzelne Regionen und Konzerntöchter mehr Freiheit erhalten könnten, ohne die Schlagkraft der bewährten zentralen Vorgehensweise zu gefährden.
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD), der wie Osterloh Präsidiumsmitglied ist und das Aktienpaket des Landes aufseiten der Anteilseigner vertritt, sagte kürzlich der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“, dass der Druck für neue Strukturen auch wirtschaftlichen Zwängen geschuldet sei. Da sich die einzelnen globalen Automärkte längst sehr unterschiedlich entwickelten, müsse die Konzernstruktur stärker an den Gegebenheiten am Ort ausgerichtet werden. Gleichzeitig dürfe der Konzern jedoch nicht zu einer „Gemeinschaft unabhängiger Marken“ werden, sondern müsse weiter gemeinsame Spareffekte nutzen.
Bisher steuert die VW-Führung in Wolfsburg den Konzern zentralistisch. Eine Ausnahme bildet China, wo Volkswagen mit Partnerunternehmen arbeitet. Der Konzern ist hinter Toyota der größte Autobauer der Welt und war zuletzt rasant gewachsen. Doch dieses Rekordtempo brachte dem Zwölf-Marken-Reich auch etliche Probleme.
(dpa)
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