„Focus“: EZB verschenkt Geld an Banken

Nirgendwo sind die Renditen für Staatsanleihen stärker in den Minusbereich gerutscht, als in Deutschland. Hans-Werner Sinn, Ex-Chef des Ifo-Instituts, vermutet, dass die Anleger auf das Kaufprogramm der EZB spekulieren und im Vorfeld Bundesanleihen zu überhöhten Preisen kaufen könnten: "In der Erwartung, dass sie die dann noch teurer an die Bundesbank verkaufen können."
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EZB-Chef Mario DraghiFoto: Thomas Lohnes/Getty Images
Epoch Times6. Januar 2017

Deutsche Banken haben laut eines Berichts möglicherweise demnächst eine weitere Möglichkeit, Geld zu verdienen: sie können Liquidität, die sie von der EZB erhalten haben, sofort wieder bei der Zentralbank anlegen und damit trotz der Negativrendite noch einen Gewinn machen.

Die Geschäfte gehen laut „Focus“ auf einen geldpolitischen Beschluss vom 8. Dezember vergangenen Jahres zurück. Darin ist festgelegt: „Wertpapierkäufe im Rahmen des APP (also des laufenden Anleihekaufprogrammes, die Red.) mit einer unter dem Zinssatz für die Einlagefazilität liegenden Rückzahlungsrendite sind im erforderlichen Umfang zulässig“.

Die schwer verständliche Formulierung bedeutet im Klartext: Die Notenbanken zahlen den Inhabern dieser Papiere unter diesen Bedingungen einen so hohen Preis, dass die EZB sie mit einer negativen Rendite unterhalb des Einlagenzinses von derzeit -0,4 Prozent erwirbt. Die Zinsdifferenz ist dann der erzielte Gewinn.

EZB-Präsident Mario Draghi räumt ein, dass dieses Vorgehen zu Verlusten der Notenbanken führt, erklärt aber: „Unser Mandat ist es, Preisstabilität zu verfolgen. Und nicht, Zentralbankprofite zu maximieren.“ Die einzelnen Notenbanken der Eurozone dürfen nur Staatsanleihen aus dem eigenen Einzugsbereich kaufen – die Bundesbank also nur Bundeswertpapiere. Sie ist deshalb jene Zentralbank des Eurosystems, die vermutlich als erste gezwungen sein wird, mit den fragwürdigen Geschäften zu beginnen.

Denn nirgendwo sind die Renditen für Staatsanleihen stärker in den Minusbereich gerutscht, als in Deutschland. Hans-Werner Sinn, Ex-Chef des Ifo-Instituts, vermutet, dass die Anleger auf das Kaufprogramm der EZB spekulieren und im Vorfeld Bundesanleihen zu überhöhten Preisen kaufen könnten: „In der Erwartung, dass sie die dann noch teurer an die Bundesbank verkaufen können.“

Dann aber, sagt er, „darf die Bundesbank die Papiere nicht kaufen, denn dann macht sie sichere Verluste.“ Die macht sie allerdings schon jetzt. Laut dem Magazin beträgt das vorläufige Minus in den Bilanzen der Notenbanken des Euro-Systems durch die Anlagenkäufe gigantische 22 Milliarden Euro. (dts)



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