Fleisch wird knapp und Gemüse teurer

Kein Schwein gehabt: Fleisch-Branche in der Krise
Titelbild
Schweinefleisch in der Abfertigung.Foto: Dragos Cojocari/iStock
Von 17. November 2022

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Wenn der Otto-Normal-Verbraucher an Inflation denkt, dann zumeist daran, dass die Preise steigen, er sich vieles nicht mehr leisten kann, sein Geld weniger wert ist, er an der Supermarktkasse weniger im Korb hat, dafür aber mehr bezahlen muss.

Was noch nicht recht im Bewusstsein der Bürger angekommen ist: dass die Preisanstiege auch bedeuten können, dass er bald vor gänzlich leeren Supermarktregalen steht und Produkte des täglichen Lebens nicht mehr verfügbar sind.

Leere Supermarktregale angekündigt

Jetzt warnt die Fleischindustrie in Deutschland vor Versorgungsengpässen, insbesondere bei Schweinefleisch.

Viele deutsche Schweinehalter würden bereits aufgeben und damit ist nicht nur eine Fleischknappheit vorprogrammiert, sondern auch weitere Preissteigerungen. Laut „Welt“ sieht die Fleischwirtschaft ihr größtes Problem in der Inflation: 85 Prozent der befragten Betriebe hatten das bei einer Umfrage von Branchenecho Fleischwirtschaft geantwortet.

Hubert Kelliger, Mitglied im Vorstand des Verbands der Fleischwirtschaft (VDF), prognostiziert als Folge davon unter anderem leere Regale. Denn schon jetzt ist absehbar, wie knapp Fleisch in den nächsten Monaten werden wird. Seine Erklärung für die Verknappung: Derzeit gibt eine Vielzahl von Tierhaltern auf oder reduziert die Zahl der Mastschweine. Dadurch kommt es durch Verzögerungen automatisch zu Versorgungsengpässen, da einfach nicht mehr nachproduziert wird.

Nicht nur knapp, sondern damit auch teuer: Erhöhte Erzeugungspreise einerseits, aber auch weniger verfügbare Fleischprodukte werden zu einer weiteren Verteuerung führen. Wer zukünftig also noch Wurst auf der Stulle haben will, muss tief in die Geldbörse greifen.

Kostenexplosion: Preise steigen

Die Teuerungsmarke kletterte in Deutschland im Oktober im Vergleich zum Vorjahr auf 10,4 Prozent, so das Statistische Bundesamt. Das ist der höchste Anstieg der Verbraucherpreise seit über 30 Jahren. Diese über zehn Prozent klingen schon alarmierend genug, zeigen nicht ansatzweise auf, wie sich die lebensnotwendigen Basics wie Lebensmittel sich verteuert haben.
Die Nahrungsmittel-Preise stiegen im Vergleich zum Vorjahresmonat im Oktober mit 20,3 Prozent überdurchschnittlich. Die Energiepreise waren ganze 43,0 Prozent höher als im Vorjahresmonat. (Epoch Times berichtete). Das sind aber nur die zeitverzögerten Auswirkungen auf den Kassenzetteln der Endverbraucher.

Denn bevor die Lebensmittel überhaupt im Einkaufskorb landen können, müssen sie produziert werden. Und hier explodieren erst recht die Kosten: Ein Frühindikator – in diesem Fall muss man schon fast Frühwarnsystem sagen – für die steigenden Endverbraucherpreise ist der Anstieg der Erzeugerpreise. Das versteht jedes Kind: Wenn diese ansteigen, die Produktion von Gütern sich verteuert, zieht das automatisch höhere Preise der produzierten Güter nach sich, die am Ende auf den Konsumenten umgelegt werden. Ein Kuchen wird teurer, wenn Mehl, Fett und Eier teurer werden.
Die Erzeugerpreise sind laut Destatis von August 2021 bis August 2022 in Deutschland um 45,8 Prozent gestiegen. Schuld daran waren auch die Energiepreise, die im August 2022 im Durchschnitt 139,0 Prozent höher als im Vorjahresmonat zu Buche schlugen, wobei den größten Einfluss die Preissteigerungen für elektrischen Strom mit einem Plus von 174,9 Prozent hatten.

Pleitewelle erwartet

Und genau diese unfassbaren Steigerungen bei den Energiekosten lassen auch immer mehr Metzgereien – die nächsten in der Produktionskette nach den Bauern – aufgeben. Davor warnt der Deutsche Fleischer-Verband angesichts der Kostensteigerungen:

„Selbst kerngesunde Betriebe werden derzeit an die Wand gedrückt“, sagte Verbandschef Martin Fuchs und spricht gegenüber „Welt“ von einer „bedrohlichen Lage“: „Jeden Tag rufen zehn bis 15 Mitgliedsunternehmen in der Geschäftsstelle an und sagen uns, dass sie nicht mehr weitermachen können“, so Fuchs.

Unter den aktuellen Bedingungen lohne sich für viele Unternehmen Arbeit nicht mehr, oder sie können die mit der Produktion verbundenen Kosten nicht mehr stemmen. Es ist mit einer Welle von Betriebsaufgaben und Insolvenzen in der Fleischbranche zu rechnen. Momentan gibt es in Deutschland noch 11.000 Metzgereien mit zusammen 18.000 Filialen.

Übrigens sehen die Verbände der Fleischindustrie für diese Entwicklung vor allem die Politik in der Verantwortung, denn nach Vorstellung von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir soll die Tierhaltung hierzulande um 50 Prozent reduziert werden und auch der Fleischkonsum – um Themen wie Tierwohl voranzubringen und als Klimaschutz-Maßnahme. Der Grünen-Politiker sagte im Juli 2022 in ntv: „Es gibt keinen Klimaschutz, keine Biodiversität, ohne dass man es merkt“, und forderte dabei die Menschen auf, weniger Fleisch für den Klimaschutz zu essen.

Das tun in Deutschland auch immer mehr, deutschlandweit sind innerhalb des letzten Jahres wieder eine Million hinzugekommen. Damit liegt die Anzahl derjenigen, die sich selbst als Vegetarier einordnen, im Jahr 2022 laut Statistischem Bundesamt bei 7,90 Millionen, das sind knapp zehn Prozent der Bevölkerung.

Salat essen fürs Klima

Vielleicht muss der Landwirtschaftsminister dieses Kein-Fleisch-wegen-Klima – Ziel gar nicht weiter proaktiv verfolgen, da dieser „klimaschädliche“ Wirtschaftszweig ganz den Bach runtergeht, in der aktuellen wirtschaftlichen Situation immer mehr Fleischproduzenten aufgrund der galoppierenden Inflation und den steigenden Kosten ihren Betrieb aufgeben, genauso wie immer mehr Metzger und Fleischerei-Betriebe.

Also, verzichten dann wohl in Zukunft immer mehr in Deutschland „freiwillig“ auf Fleisch, auch ohne ideologischen Antrieb, einfach, weil Fleisch dann kaum mehr erschwinglich oder sogar nicht mehr verfügbar ist, und steigen auf Gemüse um? Spielen so Inflation und Krise Cem Özdemirs „Klimazielen“ in die Karten?

Ist Grünzeug das neue Fleisch? Fleisch ist mein Gemüse

Nicht unbedingt, denn über diese angekündigte Fleisch-Krise hinaus bahnt sich auch für Vegetarier eine Kostenkrise an, damit eigentlich gleich eine ganze „Ernährungskrise“: Wenn man sich beim Grünzeug die Preissteigerungen anschaut, wird Gemüse wohl auch nicht das neue Fleisch sein.

Denn auch die Agrarwirtschaft verzeichnet einen starken, Fahrt aufnehmenden Preisauftrieb: Die Erzeugerpreise für pflanzliche Produkte sind saftig gestiegen. Die Preise erhöhten sich mit 26 Prozent binnen eines Jahres für Agrarprodukte zwar nicht im selben Maße, wie die für tierische Erzeugnisse, aber die Getreidepreise legten im Vergleich zum Vorjahresmonat um 41 Prozent zu, Gemüse zog um 22,8 Prozent an und Speisekartoffeln sogar um 73 Prozent.

Nicht nur Fleisch, sondern auch Kohlrabi und Co. werden also in absehbarer Zeit nicht nur knapp, sondern auch unverhältnismäßig teuer für den Endverbraucher werden.

Schluss mit Steak?

Aber eines gilt es dann doch noch zu bedenken. Vegetarier und Veganer sind längst keine weltabgewandten Spinner mehr. Im Informationszeitalter stehen eine Vielzahl von Berichten und Videos zur Verfügung, die Einblick in die Massentierhaltung geben. Bisher konnte man davon ausgehen, dass auch der Preis ein Hinweis dafür war, wie mit den Tieren zu Lebzeiten umgegangen wurde. Fleischverzehr ist zwangsläufig auch von Verdrängung der Produktionsmethoden geprägt:

Nur wenige mit Empathie ausgestattete Wesen schaffen es beispielsweise Fleisch zu essen, wenn es zuvor die dazugehörigen erbärmlichen Tierquälereien angesehen hat. Kann man ein Steak essen von einem Rind, das in seinem ganzen Leben niemals die Sonne gesehen hat?

Hier scheiden sich die Geister: Die einen meinen, die Tierwohl-Bewegung sei eine ideologische Spinnerei, andere sehen darin eine Art evolutionäre Entwicklung der Menschen. Die Wahrheit liegt wahrscheinlich, wie immer, irgendwo dazwischen.



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