Kegelrobbe und Kormoran bedrohen heimische Fischbestände
Der Deutsche Fischereiverband (DFV) macht Fressfeinde wie Kormorane, Fischotter, Silberreiher und Gänsesäger für die vielen bedrohten Fischbestände verantwortlich. Durch Schutzbemühungen seien diese Tierarten nicht mehr gefährdet, richteten jedoch großen Schaden an, erklärte der DFV am Dienstag. Es brauche ein „Bestandsmanagement“ zum Schutz heimischer Fischarten.
„Die im August 2023 vom Bundesamt für Naturschutz aktualisierte Rote Liste der Fische und Neunaugen zeigt die dramatische Lage“, erklärte der Verband. Jede zehnte heimische Fischart gilt demnach als ausgestorben oder verschollen, weitere 38 Arten (42 Prozent) sind gefährdet. „Der hohe Prädationsdruck durch Kormorane“ werde bei einigen Fischarten „auch“ als Grund dafür genannt.
Verband sieht NGOs kritisch
„Wir haben die teilweise absurde Situation, dass in der Ostsee inzwischen mehr Dorsche von Kormoranen gefressen als von Berufsfischern gefangen werden“, sagte DFV-Präsident Hocker. Im Osten der Ostsee lebten inzwischen mehr als 35.000 Kegelrobben, die fünf bis zehn Kilogramm Fisch pro Tag fressen würden. Nötig sei nicht nur aus ökonomischen, sondern auch aus ökologischen Gründen ein Quotenmanagement bei Kormoran und Co, um die Fischbestände zu schützen. „Der Schutz der Artenvielfalt darf nicht an der Wasseroberfläche aufhören“, verlangte Hocker.
„Zum Schutz der Artenvielfalt über und unter Wasser muss die EU-Kommission umgehend handeln und die überholten Regelungen beim Artenschutz endlich überarbeiten“, forderte deshalb Hocker. „Bei nicht mehr gefährdeten Arten wie dem Kormoran und dem Fischotter muss der Schutzstatus den Realitäten angepasst werden.“
Hierbei spielten Nichtregierungsorganisationen (NGO) eine manchmal problematische Rolle, betonte Hocker. Diese hätten es allzu häufig zu ihrem Geschäftsmodell gemacht, Spezies in den Mittelpunkt zu rücken, die sich wahrscheinlich eher zum Spendensammeln eigneten als Tiere, die mit Schuppen und glasigen Augen unter Wasser lebten.
Verkauf von Nordseekrabben eingebrochen
Bei den Nordseekrabben sei der Verkauf in den vergangenen beiden Jahren um 40 Prozent eingebrochen, sagte Verbands-Vizepräsident Dirk Sander. „Die Situation der Küstenfischer ist im Moment sehr schwierig, es gibt etliche Insolvenzen.“ Sander wandte sich zugleich gegen EU-Päne, wonach bis 2030 die Fischerei mit Grundschleppnetzen, also Netzen, die den Meeresboden berühren, verboten sein soll. Das wäre das Aus für die Krabbenfischerei in der Nordsee, sagte Sander.
Steigende Kosten und Kaufzurückhaltung haben nach Verbandsangaben die Krise der Berufsfischer an der Ost- und Nordsee verschärft. Die Preise bei Diesel und Treibstoff für Kutter und Schiffe hätten sich erneut um 20 Prozent erhöht, so Hocker im Vorfeld des Deutschen Fischereitags in Erfurt. Zwar springe der Bund auch in diesem Jahr mit Hilfszahlungen in Höhe von zehn Millionen Euro ein. „Das ist allerdings nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.“
Auch Ausrüstung, Material und Reparatur seien auf breiter Front teurer geworden, sagte Hocker. Zudem hätten die Binnenfischerei und die Aquakulturbetriebe, für die die Länder zuständig seien, ebenfalls unter den Kostensteigerungen zu leiden. Hinzu käme eine Kaufzurückhaltung vor allem bei hochpreisigen Erzeugnissen. So sei inzwischen der Alaska-Seelachs bei den Konsumenten beliebter als der konventionelle Lachs. Fakt sei aber, dass die Fischbestände in Nord- und Ostsee zugenommen hätten und dass die Mehrzahl der Produkte aus der deutschen Fischerei das zusätzliche MSC-Nachhaltigkeitszertifikat besitze.
Der Deutsche Fischerei-Verband vertritt nach eigenen Angaben die Interessen von bis zu einer Million organisierter Fischer und Angler aus allen Sparten der deutschen Fischerei. Der Umsatz der Fangwirtschaft in der Meeresfischerei betrug 2022 laut dem Verband 187 Millionen Euro. Die Erlöse der Binnenfischerei und Fischzucht werden auf rund 100 Millionen Euro geschätzt. Bundesweit sind in der Erzeugung von Fisch- und Meeresfrüchten rund 6.000 Menschen beschäftigt – weitere 15.000 bis 20.000 Arbeitskräfte sind von der einheimischen Erzeugung abhängig.
(afp/dpa/red)
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