Finanzexperte Prof. Gerald Mann: Die Bargeldabschaffung gibt dem Staat alle Macht

Online-Banking und digitaler Finanztransfer ist einfach, schnell und für viele praktisch. Doch gibt es auch Schattenseiten dieser Entwicklung - die von Politik und Finanzwirtschaft vorangetrieben wird. Gerald Mann, Professor der FOM Hochschule in München, warnt vor der Abschaffung des Bargeldes.
Titelbild
Bargeld an einer Wäscheleine.Foto: istock
Epoch Times19. September 2019

Die Abschaffung des Bargeldes ist schon seit Jahren ein Thema. Während in Europa Schweden – beim Trend zur rein digitalen Währung – führt und das Land voraussichtlich 2030 bereits zu einer bargeldlosen Gesellschaft geworden ist, stehen die meisten Deutschen dieser Entwicklung nach wie vor misstrauisch gegenüber.

Selbst die Deutsche Bundesbank musste einsehen, dass die Deutschen schwer für ausschließlich digitalen Geldtransfer zu begeistern sind und weiterhin das Bargeld bevorzugen. Man könnte denken, dass das Thema für Deutschland vom Tisch ist.

Die Abschaffung geht schrittweise voran

Gerald Mann, Professor an der FOM Hochschule in München, ist sich jedoch sicher, dass die Abschaffung des Bargeldes im Hintergrund weiter voranschreitet. Finanzexperten würden das hartnäckig propagieren.

In einem Interview mit dem „Focus“ spricht er über die Interessen, Motivationen und Risiken im Zusammenhang mit dem digitalen Zahlungsverkehr.

Die Bargeldabschaffung wird sicher nicht sofort kommen. Eine schrittweise Abschaffung halte ich hingegen für sehr wahrscheinlich“, so der Finanzexperte.

Statt ein Verbot auszusprechen, würde der Gebrauch von Bargeld von der Politik weiter reguliert und erschwert. Einige Länder hätten, so Mann, bereits Höchstbeträge eingeführt, bis zu denen mit Bargeld bezahlt werden kann. Schwarzarbeit, organisierte Kriminalität und Steuerhinterziehung sollen dadurch bekämpft werden, so die politische Begründung zum Vorgehen.

Alle Macht dem Staat und den Banken

Was sich in mancher Hinsicht als recht praktisch erweist, wie Online-Banking und Shopping, bleibt jedoch nicht ohne Risiko. Mann warnt vor den Folgen des „gläsernen Zahlers“.

Die Möglichkeiten, die dadurch für den Staat geschaffen würden, die Bürger zu kontrollieren, würden seiner Meinung nach „die Erwartungen von George Orwell übertreffen“.

Man stelle sich nur vor, welche Macht der Staat über seine Einwohner bekäme. Er könnte jede Transaktion überwachen. Wer politisch unliebsame Bücher oder Zeitschriften kauft, könnte sofort erkannt werden,“ so Mann.

Auch die Finanzinstitutionen treiben die Abschaffung des Bargeldes voran

Laut Mann sei die Abschaffung des Bargeldes aber auch im Interesse aller Finanzinstitutionen, die vom bargeldlosen Zahlungsverkehr profitieren. Für sie würde eine Konkurrenzwährung wegfallen, so dass ihre Marge steigen würde.

Vor dem Hintergrund der Staatsverschuldungen und einer drohenden Finanz- und Bankenkrise könnte durch die Abschaffung des Bargeldes zudem ein „Bankrun“ verhindert werden. „Wenn es kein Bargeld mehr gibt, kann man dieses Szenario verhindern,“ so der Finanzexperte.

Zudem solle der Sparer durch die Negativzinsen der Zentralbanken dazu gebracht werden, sein Geld auszugeben, dass sei „ein Angriff auf unsere gute Sparkultur“, betont Mann.

Kaum Vorteile für den Bürger

Für den Bürger sieht der Experte nur wenige Vorteile der Bargeldabschaffung. Die geringeren Kosten beim digitalen Finanzverkehr würden seiner Ansicht nach nicht zugunsten des Bürgers verwendet.

Auch wenn Bargelddiebstahl verhindert werden könne, gebe es hingegen vermehrte Gefahr durch Cyberangriffe auf Konten. Bei einem Stromausfall könnten die Bürger leichter in Panik geraten, wenn diese keine Möglichkeit mehr haben, auf ihr Geld zuzugreifen.

Gemeinsam mit Ulrich Horstmann veröffentlichte der Professor Gerald Mann ein Buch zum Thema mit dem Titel: „Bargeldabschaffung – Alles, was Sie über die Bargeldabschaffung wissen müssen.“ (nh)



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