Sewing mischt sich in Bundesverdienstkreuz-Debatte ein: Draghis EZB-Führung verdient Respekt
Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing hat sich in die Diskussion um die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an den ehemaligen EZB-Chef Mario Draghi eingeschaltet. Die Europäische Zentralbank habe in den Jahren nach der Euro-Krise die richtigen Maßnahmen ergriffen, sagte Sewing der RTL/n-tv-Redaktion. „Da kann man nur Respekt zollen“, so Sewing.
„Die Rettung des Euro war enorm wichtig“ – gerade für eine Exportnation wie Deutschland. Der langjährige EZB-Chef wird am Freitag von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Das wird angesichts der Auswirkungen der Niedrigzinsen auf Sparguthaben von einigen Politikern kritisiert.
„Man sollte nie die Leistung der EZB nach der Euro-Krise vergessen“, sagte Sewing. Jetzt müsse man allerdings die langfristigen Auswirkungen der Negativzinspolitik im Auge behalten.
„Vergessen Sie, was das für Banken bedeutet“, so Sewing. „Wir müssen unser Geschäftsmodell ändern. Das haben wir getan“, ergänzte er. „Aber langfristig sind Negativzinsen eine Belastung für die Gesellschaft.“
Hanseatisch eleganter Rückzug wäre besser gewesen
Mit der lockeren Geldpolitik wollte Draghi die EZB den europäischen Staaten Zeit für politische Reformen geben. Doch diese haben sich lieber auf den niedrigen Zinsen ausgeruht, lautete wiederholt seine Kritik.
Draghis Geldpolitik ist wegen der Nebenwirkungen für den kleinen Mann sehr umstritten. Die Renditen für Lebensversicherungen sind gesunken. Die Gefahr von Spekulationsblasen etwa am Immobilienmarkt ist gestiegen. Hinzukommen die Belastungen durch Negativzinsen für die Sparer.
Thomas Siegmund, Journalist vom „Handelsblatt“ hätte nach Angaben der Zeitung eine elegantere Variante vorgezogen. Draghi hätte das Bundesverdienstkreuz wie damals der Ex-Bundeskanzler Helmut Schmidt ablehnen sollen, statt die Wunden der ultralockeren Geldpolitik wieder aufzureißen, sagt der Experte.
Schmidt lehnte damals ab mit der Begründung, er habe nur seine Pflicht getan. Das war ein bescheidenes hanseatische Nein, das von der Tradition herrühre, dass es weder Knechte und Könige in der Hansestadt gibt. Damit hätte er laut Siegmund viel Aufhebens und viel Wirbel um seine Person und seine Politik vermieden. Eben ganz hanseatisch.
Sigmar Gabriel ein Segen für die Deutsche Bank
Sewing hat die Nominierung von Sigmar Gabriel für den Aufsichtsrat des Geldhauses verteidigt. Der SPD-Politiker sei „ein echter Gewinn für die Deutsche Bank“, sagte Sewing der RTL/n-tv-Redaktion. „Wir sind glücklich, dass wir einen Kandidaten wie Sigmar Gabriel in unseren Reihen haben.“
Gabriel sei Vizekanzler, Außenminister, Wirtschaftsminister und Umweltminister gewesen, sagte Sewing. „Dieses Netzwerk, diese transatlantische Erfahrung ist für uns unverzichtbar.“
Die Deutsche Bank sehe sich als „globale Hausbank“, die aus Deutschland eine Brücke nach Asien und nach Amerika schlagen wolle, so Sewing. „Dafür braucht man im Aufsichtsrat auch Kollegen wie Sigmar Gabriel.“
(dts/nh)
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