EZB-Stresstest: 75 Prozent der Banken fallen bei schweren Schocks durch
Nachdem zuletzt Währungshüter der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich die unkonventionellen Geldpolitiken von Zentralbanken rühmten, fährt die Europäische Zentralbank nun selbst mit positiven Ergebnissen zur Stressfähigkeit von Banken bei Liquiditätsschocks auf.
Die EZB wollte herausfinden, wie lange die Kreditinstitute eine Krise mit Bonitätsabstufungen, Banken-Run und Konjunkturschwäche aushalten, ohne auf externe Refinanzierung angewiesen zu sein. Infolge der Finanzkrise 2008 müssen Banken ausreichend Sicherheiten vorhalten, um in Krisensituationen 30 Kalendertage überleben zu können.
Die EZB hat den Test dabei auf Basis von Erfahrungen der letzten Finanzkrise geführt, hier die ausführliche Analyse.
Liquiditätsreserven der Banken gut ausgestattet
Tenor des Stresstests, an dem 103 Banken teilnahmen: Die überwiegende Mehrheit der Banken sei für den Krisenfall nicht allzu schlecht gewappnet und verfüge über komfortable Liquiditätsreserven, findet die EZB. Druck scheinen die Währungshüter hier nicht zu sehen.
Die Banken hätten lange Überlebenszeiten, um Notfallpläne umzusetzen, heißt es in der Pressemitteilung. Es wurden Liquiditätsschocks unterschiedlicher Stärke mit einer Dauer von 6 Monaten simuliert.
Extremer Schock: 75 Prozent fallen durch
Bei einem extremen Schock mit Ratingherabstufung und Banken-Run würden 75 Prozent der 103 teilnehmendem Banken innerhalb von sechs Monaten zugrunde gehen. Und die Hälfte der Banken würde innerhalb von vier Monaten dem Ende entgegengehen, resümieren die Banker.
Bei weniger heftigen Schocks (sogenannte negativen Schocks) geht nach den Berechnungen die Hälfte der Banken innerhalb von sechs Monaten zugrunde. Negativer Schock meint, dass sich das Angebot und/oder die Nachfrage verschlechtern und ein Konjunkturabschwung folgt. Wie lange die bestehenden Banken nach sechs Monaten noch weiterleben, verrät die EZB aber nicht.
Allerdings würden elf Banken nur kürzer als 2 Monate überleben. Wer die schwarzen Schafe sind, behält die EZB auch für sich. Allerdings wurden Banken in Restrukturierung ohnehin ausgeschlossen vom Stresstest.
Alles in allem sei das ein passables Ergebnis, sei doch das Liquiditätspotenzial eigentlich nur auf das Überstehen einer schweren Krisenzeit von 30 Kalendertagen ausgelegt.
„Wholesale-Finanzierungen“ großes Risiko
Banken, deren Scheitern eine Finanzkrise auslösen würde (sogenannte „global systemrelevante Banken“) und Banken mit Einlagen jeglicher Art (sogenannte „Universalbanken“) wären am stärksten von den Schocks betroffen. Die EZB betrachtet Einlagen von Großkunden und anderen Unternehmen als weniger stabile Refinanzierungsquellen. Banken mit Privatkundeneinlagen seien wegen stabilerer Einlagen weniger betroffen.
Weiter sehen die Währungshüter ein Risiko bei Wholesale-Refinanzierungen, die Währungsrisiken durch Devisenswapgeschäfte absichern sollen. Die Banker erklären, dass Zahlungsflüsse mit Währungsrisiken weniger krisenresistent seien. Die EZB betrachtet die Abhängigkeit von Devisenswaps als Risiko.
Auch Banktöchter außerhalb des Euro-Raumes weisen eine geringere Krisenresistenz auf.
Krisenbewusstsein der Banken schärfen
Die EZB empfiehlt, das Bewusstsein der Banken über die Folgen einer herab gestuften Bonität zu schärfen. Banken mit jüngster Erfahrung hätten die Situation jedenfalls unterschätzt.
Banken sollten auch das Mobilisieren von Sicherheiten ernster nehmen, raten die Banker. Momentan könne nicht genug flüssig gemacht werden. So sei bei 19 Prozent der Aktiva nicht klar, inwieweit diese im Ernstfall tatsächlich belastet werden könnten. Und weitere 13 Prozent der Aktiva könnten überhaupt nicht belastet werden. Zudem müsse auch das Management der Sicherheiten im Krisenfall verbessert werden.
Auf Eigenkapital der Banken sollen sich die Ergebnisse nicht auswirken. Die EZB will jedoch Gespräche mit den jeweiligen Banken im Rahmen des jährlichen Überprüfungs- und Bewertungsprozesses führen. (bm)
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