Börsengeflüster zu Gold und Geld in Krisenzeiten – Das könnte die Zukunft bringen
Finanzfachmann Roman Baudzus wandte sich für die Epoch Times an den internationalen Experten James Turk, um seine Einschätzung zu den aktuellen Geschehnissen und die Entwicklung der Finanzwirtschaft zu erfahren.
Turk ist Gründer und geschäftsführender Direktor von Goldmoney Inc., einem goldbasierten Finanzdienstleister, der für seine Kunden Edelmetalle im Wert von 1,8 Milliarden US-Dollar verwaltet. Turk hat sich auf das internationale Bankwesen, Finanzen und die Investmentmärkte spezialisiert und ist Autor zahlreicher Berichte und Bücher zu den Themen Geld und Bankwesen.
Welche Folgen haben diese Entwicklungen im Hinblick auf das allgemeine Vertrauen in das westlich dominierte Weltfinanzsystem?
Es hat stets Auswirkungen zur Folge, wenn weltbewegende Ereignisse die Märkte erschüttern, weil zuvor unweigerlich schlechte Entscheidungen getroffen wurden. Doch wir lernen über diese Auswirkungen immer erst im Lauf der Zeit. Jetzt beobachten wir die Auswirkungen der gegen Russland verhängten Finanzsanktionen. Der steigende Rohölpreis war das erste Ereignis.
Da das westliche Bankensystem durch die Sanktionen aus Sicht Russlands nahezu abgekoppelt wurde, erklärte die russische Regierung, dass Zahlungen für Rohöl und Erdgas zukünftig in Rubel erfolgen müssten. Es wurde berichtet, dass Deutschland sich darauf vorbereitet, Gas zu rationieren, weil es eine Rubel-Nutzung für Zahlungen an Russland von sich weist.
Während der Westen Gold im Allgemeinen verunglimpft, haben Russland und China Gold beständig angehäuft. Die politischen Führungen dieser Länder verstehen, dass Gold Geld ist. Darüber hinaus ist das Petrodollar-System nach dem Zweiten Weltkrieg aufgrund der riesigen Ausgabendefizite der amerikanischen Bundesregierung nicht nachhaltig. Daraus resultierten hünenhafte Schulden.
So haben Russland und China sowie eine Reihe von anderen Ländern Gold angehäuft. Ich vermute, dass sie erwarten, dass Gold mit der Zeit zu seiner rechtmäßigen Rolle als bevorzugtes Zahlungsmedium im Zentrum des globalen Handelssystems zurückkehren wird. Sie wollen auf dieses Ereignis vorbereitet sein, das angesichts der aktuellen Entwicklungen möglicherweise nicht mehr allzu weit in der Zukunft liegt.
Mit Bezug auf Gold wich das 20. Jahrhundert vom historischen Standard ab. Zu erwarten wäre deshalb schließlich eine Rückkehr zum Mittelwert, womit Gold mit der Zeit zu seiner rechtmäßigen und traditionellen Rolle im Zentrum des globalen Handelssystems zurückkehren wird. Individuen auf der ganzen Welt würden dadurch in die Lage versetzt werden, friedlich miteinander und ohne Einmischung von Regierungen Handel zu treiben.
Dem unveräußerlichen Vertragsrecht wird vor dem Diktat des Staates wieder Vorrang eingeräumt, gemeinsam mit der Umsetzung von anderen zeitlosen Prinzipien, die für eine gerechte Gesellschaft unerlässlich sind und die im Zeitalter der Aufklärung dargelegt wurden.
Falls nicht, wird unsere Zivilisation immer ein Stückchen mehr in eine Tyrannei nach dem Motto „Macht schafft Recht“ aus dunklen Vorzeiten der Vergangenheit abgleiten, die sowohl zu einem sinkenden Lebensstandard wie auch wenig intellektuellen oder kulturellen Errungenschaften beigetragen haben.
Werden wir zurzeit Zeugen eines möglicherweise bald durch Rohöl, Gas oder gar Gold gedeckten Rubels? Als wie weitreichend schätzen Sie die zu beobachtenden Veränderungen an den globalen Finanzmärkten persönlich ein?
Wir können die Zukunft nicht vorhersagen, doch Russland hat erste Schritte angekündigt, die zu einem Goldstandard führen. Russland hat einen Mindestrubelpreis für Gold festgelegt und die Verkaufssteuer auf Gold abgeschafft.
Es ist möglich, dass der Rubel durch Gold gedeckt sein und unter einem inländischen Goldstandard zirkulieren könnte, vorausgesetzt, die russische Zentralbank erlaubt, Rubel gegen Gold einzulösen, was ein Schlüsselelement des klassischen Goldstandards war.
Der US-Dollar avancierte einst zur Reservewährung der Welt, weil er als „so gut wie Gold“ angesehen wurde. Diese Zeiten sind lange vorbei. Schlimmer noch ist der US-Dollar zu einem politischen Instrument und zu einer Waffe in Händen von Politikern geworden. Es handelt sich um kein neutrales Instrument mehr, was den US-Dollar im globalen Handel weniger nützlich macht.
An den globalen Finanzmärkten haben die aktuellen Ereignisse vielerorts zu kontrovers geführten Diskussionen geführt. Mehrheitlich scheint inzwischen damit gerechnet zu werden, dass die Ära des US-Dollars als Weltreservewährung ihrem Ende entgegenblicken könnte. Teilen Sie diese Ansicht?
Die vorrangige Rolle des US-Dollars ist noch nicht vorbei, doch sie erodiert bereits seit Jahrzehnten. Der US-Dollar leidet unter der gleichen Krankheit, die heute alle nationalen Währungen heimsucht: dem Verlust der Kaufkraft.
Als Emittent der Weltreservewährung fällt der US-Bundesregierung die Verantwortung zu, die Solidität des US-Dollars zu erhalten, was bedeutet, dass die Währung ihre Kaufkraft über die Zeit bewahren muss. Das ist ihr nicht gelungen.
Die US-Regierung hat über ihre Zentralbank den US-Dollar seit den 1960er-Jahren entwertet. Es braucht jetzt zehnmal so viele US-Dollars, um das zu kaufen, was ein US-Dollar zum damaligen Zeitpunkt zu kaufen in der Lage war. Es ist das Ergebnis dessen, was wir als Inflation bezeichnen.
Die D-Mark ist ein gutes Beispiel für ein solides Währungsmanagement. Die Bundesbank schaffte es, die D-Mark auf eine Weise zu managen, die deren Kaufkraft erhielt, was seit dem Wirtschaftswunder bis zur Einführung des Euros im Jahr 1999 im Wesentlichen unverändert blieb.
Das zuverlässige und intelligente Management der D-Mark durch die Bundesbank war in der Tat eine bemerkenswerte Leistung, wodurch sich die Bundesbank von allen anderen Zentralbanken abhebt. Damals etablierte die Bundesbank die D-Mark als weltweit führende Hartwährung.
„Im Fall von Währungen handelt es sich heute um Falschgeld“
Die US-Regierung sah sich dazu in der Lage, ihre Position als Verwalter der Weltreservewährung während des Kalten Krieges zu missbrauchen, weil zahlreiche Länder den Schutz unter ihrem Nuklearschutzschirm suchten. Der Erosionsprozess bezüglich der international vorrangigen Rolle des US-Dollars hat sich seit dem Ende des Kalten Krieges beschleunigt, doch dessen Abwertungsprozess ließ sich mittels der finanziellen Repression der Zentralbanken eindämmen.
Hierzu zählt beispielsweise ein Erzwingen der Zinssätze auf künstlich niedrige Niveaus, um die Zinsaufwendungen der Regierungen mit dem Ziel einer Kontrolle von deren Haushaltsdefiziten zu minimieren. Doch die Unterdrückung von freien Märkten ist sinnlos, weil es sich um keine tragfähige Politik handelt. Die heutzutage herrschenden finanziellen und monetären Turbulenzen deuten darauf hin, dass sich eine weitere Krise zusammenbraut, die wahrscheinlich schlimmer sein wird als das Desaster im Jahr 2008.
Und was bedeutet heutzutage schließlich der Begriff „Reserve“? Im Fall von Währungen handelt es sich heute um Falschgeld, das mittels der Bilanzschöpfung aus dem Nichts gezaubert wird. Nur Banken wurde das Privileg eingeräumt, deren Verbindlichkeiten in Form von Währung zirkulieren zu lassen, und Verbindlichkeiten führen schlussendlich zu Drittparteienrisiken.
Verbindlichkeiten basieren auf Versprechungen, und Versprechen werden gebrochen, unabhängig davon, ob die damit verbundene Ehrlosigkeit durch schlechte Entscheidungen, Mutter Natur oder eine Vielzahl von anderen Gründen verursacht wird.
Wenn die Zuverlässigkeit von Versprechungen infrage gestellt wird, beginnen die Menschen, um die Sicherheit ihrer Vermögen zu fürchten, also suchen sie nach Sachwerten. Wenn eine Währung in Zweifel gezogen wird, suchen sie jenes Gold, das von den Banken, die die Währung emittiert haben, als Reserve gehalten wird. Nur Gold kann die Rolle einer Reserve erfüllen.
Warum setzen Sie auf physisches Gold und andere Edelmetalle wie Silber? Lange Zeit hieß es doch, dass es sich um „barbarische Relikte“ aus einer fernen Zeit handele, die keine Zinsen abwerfen und zudem auch noch Lagerkosten verursachen.
Erstens handelt es sich im Fall von Gold und Silber seit 5.000 Jahren um Geld, also haben sich beide im Laufe der Zeit bewährt. Beide Metalle wurden durch Individuen – und nicht durch Regierungen – in der Vorzeit für deren monetäre Rolle ausgewählt.
Auch aus heutiger Sicht behalten Gold und Silber weiterhin die wichtigsten Anforderungen an gutes Geld bei, auch wenn sie nicht als Währung zirkulieren. Zum Beispiel kauft ein Gramm Gold im Wesentlichen die gleiche Menge Rohöl wie im Jahr 1950. Wenn man die Preise im Gewicht von Gold misst, gibt es keine Inflation.
Zentralbanken sind das barbarische Relikt, nicht Gold. Zentralbanken dienen dem Staat, nicht dem Volk. Als die Bindung an Gold im Jahr 1914 in die Brüche ging, nahm die Macht des Staates zu. Dann, in den 1930er-Jahren, wurde der Staat allmächtig, als Gold von Lenin, Mussolini, Hitler und Franklin Roosevelt konfisziert und aus den Händen des Volkes genommen wurde.
Regierungen wollen die Macht über das Geld
Wir müssen uns Mao Zedongs offen ausgesprochene Wahrheit über Regierungen in Erinnerung behalten: „Die politische Macht erwächst aus einem Gewehrlauf“. Regierungen brauchen Kaufkraft, um Waffen und Munition zu kaufen, denn sie können Waffen und Munition nicht aus dem Nichts schöpfen.
Also arbeiten sie mit der Bankenindustrie zusammen, die Phantomkaufkraft aus dem Nichts erzeugt, die sich Regierungen dann leihen und die Schulden in Währung umwandeln und die Politiker dann wiederum verwenden, um deren Ausgabenziele zu erfüllen. Dieser Prozess beschreibt, wie Politiker der Weimarer Regierung mithilfe der Reichsbank die Reichsmark in der Hyperinflation der 1920er-Jahre zerstört haben. Hierbei handelte es sich um das genaue Gegenteil jenes Systems, dem die Bundesbank einst vorstand.
Die deutsche Bundesregierung konnte die Bundesbank nicht zwingen, Bundesanleihen in D-Mark umzuwandeln. Die Bundesbank war nicht nur wirklich unabhängig von politischer Kontrolle, sondern ihre Führung verstand es auch, wie wichtig es war, Inflation zu verhindern, um eine solide Währung aufrechtzuerhalten, weil sich die wirtschaftlichen Turbulenzen aus dem Zusammenbruch der Reichsmark in das kollektive Gedächtnis in den Zeiten vor Beginn des Wirtschaftswunders eingebrannt hatten.
Besorgniserregend ist, dass die Europäische Zentralbank so handelt, als stünde sie unter politischer Kontrolle. Sie hat die Schulden der EU-Länder in Euros umgewandelt, nicht in Banknoten, wie es die Reichsbank getan hat. Stattdessen werden die Euros als Einlagenwährung innerhalb des Bankensystems erzeugt, was die inflationäre – und in einigen Fällen hyperinflationäre – Praxis vieler Zentralbanken in Lateinamerika nachahmt.
Wie sehen Sie die Bitcoin-Märkte? Bitcoin-Fans sprechen von dem neuen Geld und einer möglicherweise neuen Weltwährung. Hat Gold in diesem Sinne ausgedient?
Bitcoin und dessen Nachahmer werden aus gutem Grund als „Kryptowährungen“ bezeichnet. Es handelt sich nicht um Kryptogeld. Logik und Erfahrung zeigen, dass Geld ein Sachwert ist, während die Geschichte deutlich macht, dass Gold aus zahlreichen Gründen der bevorzugte Sachwert ist, der sich als Geld verwenden lässt.
Gold ist das Einzige im bekannten Universum, das ewig ist. Es leidet nicht an Entropie; es kann nicht zerstört werden. Das gesamte Gold, das im Laufe der Geschichte abgebaut wurde, existiert noch immer in seinem oberirdischen Bestand, der, wenn er in einen Würfel geformt würde, unter die Bögen des Eiffelturms passen würde. Gold wird abgebaut und danach akkumuliert, weil sein größter Nutzen die Geldfunktion ist.
Wichtig ist, dass Gold Kaufkraft über lange Zeiträume bewahrt. Diese Tatsache ermöglicht wiederum solide wirtschaftliche Berechnungen, namentlich die Messung von Preisen, was für die Wirtschaftstätigkeit unerlässlich ist. Obwohl beispielsweise der Rohölpreis in Euro, Dollar, Pfund und anderen Landeswährungen steigt, gibt es keine Inflation, wenn die Preise in der Gewichtung von Gold berechnet werden.
Wie ich bereits erwähnt habe, kauft ein Gramm Gold heute im Wesentlichen die gleiche Menge Rohöl wie im Jahr 1950. Dieses Ergebnis tritt auf, weil der oberirdische Goldbestand ungefähr mit der gleichen Rate wie die Weltbevölkerung wächst, was dazu führt, dass Angebot und Nachfrage nach Gold im Gleichgewicht mit dem Angebot und der Nachfrage nach den Gütern und Dienstleistungen bleiben, welche die Menschheit benötigt.
Die Natur bietet alles, was die Menschheit benötigt, um voranzukommen, einschließlich Geld. Gold ist natürliches Geld, das der Menschheit seit 5.000 Jahren gute Dienste geleistet hat, doch jetzt aufgrund der Macht von Regierungen aufgegeben wurde, was die Macht des Staates auf Kosten der individuellen Rechte ausweitet. Ob Gold durch Zufall oder durch den intelligenten Plan eines Schöpfers als natürliches Geld in der Erde auffindbar ist, überlasse ich anderen zu entscheiden.
An der London Metal Exchange ist es kürzlich zu einer Explosion des Nickelpreises gekommen. Innerhalb von nur zwei Handelstagen stieg der Nickel-Preis von gut 20.000 auf über 100.000 US-Dollar pro Tonne. Welche Mechanismen liegen einer solchen Preisbewegung zugrunde?
Es gibt im Wesentlichen zwei Märkte für Rohstoffe, Währungen und Wertpapiere. Am Spotmarkt werden Vermögenswerte zur sofortigen Lieferung erworben. Am Terminmarkt werden Kontrakte für zukünftige Lieferungen gehandelt. Händler sehen sich oft in einer Blase gefangen und verlieren die Realität dabei aus den Augen, was dazu führt, dass sich der Besitz eines Sachwertes – wie Nickel oder ähnliche Güter – von vorherigen und davon abweichenden Versprechen unterscheidet, einen Vermögenswert zu einem späteren Zeitpunkt auch tatsächlich physisch ausliefern zu können.
Folglich ist die schiere Menge der Versprechen, wie zurzeit am Nickel-Markt zu beobachten, mitunter weitaus voluminöser als der tatsächlich verfügbare (physische) Bestand, wenn der Zeitpunkt da ist, eine Ware an die Käufer auszuliefern. Der Preis steigt infolgedessen, bis der Markt bereinigt ist, was geschieht, wenn sich alle Käufer und Verkäufer jeweils zufriedengestellt sehen. Um dieses Ergebnis zu erreichen, sind Angebot und Nachfrage von da an wieder im Gleichgewicht. Der explodierende Nickelpreis reduzierte schließlich die Nachfrage nach dem Rohstoff, indem Käufer entmutigt und Verkäufer ermutigt wurden.
Inzwischen wurde bekannt, dass sich vor allem der chinesische Tycoon Xiang Guangda auf Basis seiner gehaltenen Leerverkaufspositionen (beziehungsweise Absicherungspositionen) mächtig verzockt zu haben schien, worauf diesem Marktakteur Verluste in Höhe von mehr als 8 Milliarden US-Dollar entstanden sind. Die London Metal Exchange entschloss sich daraufhin, jene durch Händler auf der Gegenseite gehaltenen Positionen in einem Umfang von 4 Milliarden US-Dollar zu streichen. Wird willkürliche Enteignung zu einem Instrument, das sich als Attribut einer „neuen Normalität“ bezeichnen lässt?
Ja, aber es ist nicht „neu“. Worüber wir hier sprechen, sind Vertragspflichten und Eigentumsrechte. Die Erosion der Eigentumsrechte erwies sich bereits als ein dominantes Merkmal des 20. Jahrhunderts, und leider dauert sie bis heute an, wie dieses Beispiel am Nickelmarkt deutlich macht. Die intellektuellen Errungenschaften, die uns die Koryphäen des Zeitalters der Aufklärung hinterlassen haben, werden zunehmend ignoriert, weil der Staat, der mit den großen Banken zusammenarbeitet, sich immer größere Machtbefugnisse auf Kosten der individuellen Rechte aneignet.
Anstatt also Verluste aufgrund der schlechten Entscheidungsfindung des chinesischen Tycoons Xiang Guangda hinzunehmen, organisierte mit JPMorgan Chase jene Bank, die den größten Teil von dessen spekulativen Positionen finanzierte, einen Bailout.
In diesem Zuge wurden die vertraglichen Eigentumsrechte all jener Parteien mit Füßen getreten, die zuvor gute Entscheidungen getroffen hatten und die deshalb auf der Gewinnerseite des zugrunde liegenden Handels standen. Um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen, müssen Märkte vor allem einer klar definierten Rechtsstaatlichkeit unterliegen. Märkte dürfen nicht durch unternehmerische oder politische Macht beherrscht werden. Wenn die Märkte durch die Teilnehmer als unfair angesehen werden, hören diese Akteure damit auf, diese Märkte zu nutzen.
Wie realistisch ist die Annahme, dass eine Börse wie die London Metal Exchange über derartige Vorfälle vielleicht selbst einmal in eine existenzielle Bredouille zu geraten droht?
Börsen erweisen sich als nichts anderes als ein Treffpunkt für Käufer und Verkäufer. Eine Börse muss Verantwortung sowohl gegenüber Käufern als auch gegenüber Verkäufern übernehmen, und sie erfüllt diese Verantwortung, indem sie sicherstellt, dass die Teilnehmer die Börsenregeln wie auch das geltende Recht des Landes, in dem diese Börse tätig ist, befolgen.
Somit sieht sich die Börse selbst keinen Verlusten ausgesetzt, die Händlern entstehen. Anders verhält es sich im Fall einer Clearingstelle, die einen Verlust erleiden kann, wenn sich deren Mitglieder gemeinsam nicht dazu in der Lage sehen, das Versäumnis eines einzelnen Mitglieds, dessen anfallenden Verpflichtungen nachzukommen, zu decken.
Hier und dort wird gemunkelt, dass sich ein ähnliches Ereignis irgendwann vielleicht auch im Silbersektor ereignen könnte. Woran würden Sie die Gründe festmachen, falls eine Aussicht hierauf bestehen sollte? Welch potenziellen Folgeprobleme wären mit einem solchen Ereignis verbunden?
Falls Silber auf eine ähnliche Weise wie Nickel im Preis in die Höhe schnellen würde, so geschähe es aus dem gleichen Grund. Physisch verfügbares Metall wäre am Angebotsmarkt im Verhältnis zu den dort bestehenden Verpflichtungen, Metall zu aktuellen Preisen zu liefern, zu gering. Der Preis müsste also steigen, um Angebot und Nachfrage wieder in ein Gleichgewicht zu bringen. Der Preis erweist sich stets als der bedeutendste Anpassungsmechanismus an freien Märkten, der sich weder durch staatliche Eingriffe noch anhand von Preismanipulationen eingeschränkt sieht.
Wie ist die Lage bei Silber?
Angesichts der Tatsache, dass Silber heute nur zur Hälfte des Preises gehandelt wird, den es im Jahr 1980 auf dem Höhepunkt des inflationären Booms der damaligen Ära erreichte, scheint das Metall unterbewertet zu sein. Die Kaufkraft aller Landeswährungen ist in den letzten 42 Jahren durch die Inflation erodiert worden. Auf dieser Grundlage und auch auf Basis von anderen Faktoren, die ich mir genauer angesehen habe, scheint Silber aus meinem persönlichen Blickwinkel zu den momentan bezahlten Preisen unterbewertet zu sein.
Ich bin deshalb der Ansicht, dass an den aktuellen Silber-Gerüchten etwas dran ist und dass dessen Preis durch jene Banken niedrig gehalten wird, die sich nicht dazu in der Lage sehen, eingegangen Versprechungen, physisches Metall zu liefern, nachzukommen und diese zu erfüllen, weil es zu den aktuellen Preisen kein ausreichendes Angebot gibt.
Physisches Silber hat sich in den sogenannten „starken Händen“ angesammelt. Hierzu gehören Unternehmen, Schmuckhersteller wie auch Investoren, die verstehen, dass Silber unterbewertet ist. Diese Investoren sind nicht dazu bereit, zu den aktuell bezahlten Preisen zu verkaufen. Banken sehen sich also in einer wenig zu beneidenden Position, doch anstatt den Silberpreis steigen zu lassen, was unter den jeweiligen Banken einen Verlust verursachen würde, halten sie den Preis in der Hoffnung so niedrig wie möglich, um schließlich ihren Lieferverpflichtungen vielleicht doch noch ohne Verluste nachkommen zu können.
Seit einigen Jahren macht der durch Graham Summers geprägte Begriff der „Alles-Blase“ an den globalen Finanzmärkten die Runde. In welchen Bereichen haben sich Ihrer Ansicht nach die größten und gefährlichsten Blasen über die letzten Jahrzehnte ausgebildet?
Die größte Blase ist die Geldblase, wie übrigens auch der Titel eines Buches, das ich im Jahr 2014 mitverfasst habe [Die Geldblase: Was zu tun ist, bevor sie platzt]. Obwohl bereits vor einigen Jahren geschrieben, bleibt die darin enthaltene Analyse nach wie vor gültig. Obwohl aus der Geldblase Luft entweicht und die Kaufkraft der nationalen Währungen erodiert, ist die Geldblase noch nicht geplatzt, da die Menschen immer noch daran glauben, dass es sich im Fall von nationalen (Fiat-)Währungen um Geld handelt.
Stattdessen handelt es sich bei nationalen Währungen tatsächlich nur um ein Geldsubstitut, das anstelle echten Geldes zirkuliert. Die wahre Bedeutung von Geld wird erkannt, wenn eine Finanzkrise zur Flucht aus der Währung führt. Mein neuestes Buch [Money and Liberty: In the Pursuit of Happiness and The Theory of Natural Money] befasst sich inhaltlich mit Ihrer Frage nach der Papiergoldblase und vielem mehr. Wie Silber ist auch Gold unterbewertet, und der Goldpreis wird voraussichtlich steigen, weil sich der Inflationsdruck zu verschärfen droht.
Wie verhält es sich in diesem Zusammenhang eigentlich mit Gold-ETFs wie dem SPDR Gold Trust? Nehmen wir an, es würde in der Zukunft zu deutlichen Anstiegen des Goldpreises kommen. Wäre es, die aktuelle Lage im Nickel-Segment berücksichtigend, erwartbar, dass alle Investoren sich Gold zum nahezu selben Zeitpunkt auch auf physische Weise ausliefern lassen könnten? Und wie sähe dies mit Blick auf die New Yorker Rohstoffbörse Comex aus?
Wenn Sie einen ETF halten, besitzen Sie kein Gold, sondern Sie besitzen Anteile an einem Fonds, dessen Ziel es ist, den Goldpreis abzubilden. Dieser Fonds kann das erfolgreich tun oder auch nicht. Der Besitz von Anteilen an einem ETF birgt die gleichen Risiken wie der Besitz von Anteilen an einem Unternehmen, und es gibt viele solcher Risiken, welche von der Qualität und Ehrlichkeit des Managements bis hin zu allen anderen Aspekten des Betriebs eines Unternehmens oder eines Fonds reichen.
Ich empfehle Anlegern stets, den jeweiligen Prospekt eines Fonds oder ETFs vor dem Kauf zu lesen, um sich über die Risiken des Fonds zu informieren. Darüber hinaus erlauben die meisten ETFs ihren Aktionären nicht, ihre Anteile gegen Metallvermögenswerte des Fonds einzutauschen, was ein ernsthaftes Hindernis darstellt, wenn es Ziel eines Anlegers ist, Gold zu besitzen, anstatt nur auf dessen Preisverlauf zu spekulieren.
Wenn Sie Gold besitzen und die Vorteile genießen möchten, die es bietet, gibt es nur zwei Möglichkeiten, dies zu tun. Sie müssen physisches Metall kaufen und es selbst lagern oder es professionell für Sie in einem sicheren Nichtbanken-Tresor aufbewahren lassen.
Vielen Dank für das Gespräch!
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion