Zahlungsverkehr in Deutschland: Das Finanzsystem ist nicht unverwundbar
Der Präsident der Finanzaufsicht BaFin, Felix Hufeld, hält das Finanzsystem zehn Jahre nach Ausbruch der Finanzkrise für stabiler, aber nicht für unverwundbar. „Wir wissen nicht, aus welcher Ecke die nächste Krise kommt“, sagte er dem „Handelsblatt“. Um unbekannte Bedrohungen aufzuspüren, fordert er Mitarbeiter in Planspielen auch einmal dazu auf, sich attraktive Geschäftsmodelle auszudenken „und dabei ihre hohen moralischen Standards ausnahmsweise“ beiseite zu lassen.
Zu den möglichen neuen Gefahrenherden zählt Hufeld das Crowdlending, einst das Verleihen von privat zu privat über das Internet. „Inzwischen bilden sich dort Modelle heraus, in denen die Kredite auch gebündelt, verbrieft und danach verkauft werden“, sagte Hufeld.
Zum Problem könne das werden, wenn die Volumina stiegen und auch schwache Schuldner bedient würden. Ähnliche Wertpapiere hatten vor zehn Jahren die Finanzkrise mitausgelöst.
Auch der stark wachsende Bereich börsennotierter Indexfonds, die inzwischen Billionen umfassen, hält Hufeld nicht für risikofrei. Im Extremfall könne es so weit kommen, dass die Preisbildung nur noch von Indexfonds ausgehe. „Wir sind hier auf Beobachtungsposten und müssen die Gefahren noch besser durchdringen“, urteilt er.
Große Schäden können aber auch von Cyberangriffen auf Finanzinstitute ausgehen. Spätestens Ende dieses Jahres soll es deshalb für Banken klare aufsichtliche Vorgaben für das Risikomanagement von IT- und Cyberrisiken geben. Im nächsten Jahr folgen die Versicherungen.
Gerade der Zahlungsverkehr gilt für Hufeld als besonders gefährdet. Er könnte lahm gelegt werden. Dabei denkt er nicht nur an den klassischen Angriff von außen, sondern auch aus den Banken selbst.
Die Schäden könnten theoretisch in die Milliarden gehen. Deshalb stufe der Gesetzgeber den Zahlungsverkehr in Deutschland als „eine der kritischen Infrastrukturen ein“. (dts)
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