Feuchtwarmes Wetter macht Öko-Winzern zu schaffen
Die Wetterkapriolen des Sommers machen vor allem den Öko-Winzern in Deutschland zu schaffen. „Es ist sehr schwer dieses Jahr“, sagt der Vorsitzende des Bundesverbands Ökologischer Weinbau Ecovin, Georg Forster, mit Blick auf die sich ausbreitende Pilzkrankheit Falscher Mehltau. „Der klassische Gewitterregen in der Nacht bei 20 Grad ist der Super-GAU für die Rebe.“
Aus der feucht-warmen Witterung habe sich „ein enormen Pilzdruck im Weinberg“ ergeben, sagt auch der Generalsekretär des Deutschen Weinbauverbands, Christian Schwörer. „Insbesondere die Öko-Winzer stehen dieses Jahr erneut unter erheblichen Herausforderungen.“
„Die Pflanzengesundheit zu erhalten, war auch für konventionelle Betriebe herausfordernd“, berichtet Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut in Bodenheim. „Auch der Echte Mehltau war dieses Jahr ein Problem.“ Weil konventionelle Betriebe andere und länger wirksame Mittel gegen die Pilze einsetzen dürften als Öko-Winzer, hätten es die meisten gut in den Griff bekommen.
Das Wetter hat auch sein Gutes
„Die warmen Temperaturen in Verbindung mit der guten Wasserversorgung ließen die Reben in den letzten Wochen sehr gut wachsen, sodass die Winzerinnen und Winzer derzeit sehr intensiv mit Laubarbeiten beschäftigt sind“, sagt Büscher. Die allgemeine Reifeentwicklung der Trauben sei ebenfalls gut.
Die Schwierigkeit im ökologischen Weinbau liege in Jahren wie diesem darin, „dass die zugelassenen naturstofflichen Pflanzenschutzmittel präventiv angewandt werden müssen, um ihre volle Wirksamkeit zu entfalten“, erklärt der biodynamische Anbauverband Demeter.
„Auch werden sie durch starke Regenfälle wieder abgewaschen.“ Besonders auffällig ist nach Darstellung von Demeter, dass Regionen und Flächen, die im Frühjahr von Spätfrösten stark geschädigt wurden, jetzt auch eher anfällig für Krankheiten seien.
Frost und Sonnenbrand kommen zu Falschem und Echtem Mehltau hinzu
Frost habe in manchen Weinregionen zu Mengenverlusten und mehr Arbeit geführt, sagt Schwörer. „Das ist eine bittere Pille.“ Die von Frost betroffenen Winzer müssten trotz Ernteausfällen ihre Weinberge mit Blick auf den nächsten Jahrgang normal bearbeiten.
In einigen Regionen drohe auch Sonnenbrand. Und solange noch Gefahr von Echtem Mehltau bestehe, seien kühle Nächte mit nachfolgendem Morgentau kritisch, mahnt Schwörer.
Der Einsatz von Kupfer wirke bei den Wetterkapriolen bestenfalls noch in extremen Mengen, sei in Deutschland aber auf drei Kilogramm pro Jahr und Hektar begrenzt, schildert Forster die besonderen Probleme der Öko-Winzer.
Andere europäische Länder dürften in Extrem-Jahren wie diesem aber bis zu sechs Kilogramm Kupfer ausbringen. Daher laufe – wegen der Gleichbehandlung – auf EU-Ebene ein Antrag, ebenfalls mehr Kupfer verwenden zu dürfen.
Die im Bio-Weinbau erlaubte Kupfermenge reicht nicht
Dies könne aber bestenfalls ein Ansatz für 2025 sein. „Die Trauben gehen ja schon in die Reife über.“ Ziel sei es zudem, möglichst wenig Kupfer einzusetzen, obwohl dieses im lebendigen Boden seine Toxizität verliere.
Die Öko-Winzer machen sich zugleich für die Wiederzulassung des seit 2013 verbotenen Kalium-Phosphonat (KP) stark. „Die Phosphor-Ionen wären das Einzige, was noch helfen könnte“, sagt Forster. Dabei stirbt der Pilz ab, und gleichzeitig werde eine Abwehrreaktion bewirkt, damit sich die Pflanze auf längere Zeit gegen den Befall wehren könne.
In ökologischen Betrieben werde dies – wenn es erlaubt ist – nur zweimal im Jahr gemacht und nur in die Blüte gespritzt, sodass bei der Lese keine Rückstände in der Traube mehr zu finden seien, sagt Forster. KP werde zwar chemisch-synthetisch hergestellt, aber nur, weil es in der Natur – wo es auch vorkomme – nicht abgebaut werden könne.
„2021 war auch so ein schlimmes Jahr wie 2024“, sagte Forster. Seither richteten die Öko-Winzer von Ecovin den Blick noch stärker auf die Gesundheitsstärkung der Reben. Denn: „Die Schädlinge gehen nur an die schwächsten Pflanzen.“
Dabei gehe es um Nährstoffe und Spurenelemente wie Bor. „Der Zustand des Bodens ist das allein Entscheidende. Er ist so wichtig wie der Darm für das Immunsystem des Menschen.“ (dpa/red)
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