Familienunternehmer hadern mit dem Mindestlohn
Die Mittelständler in Deutschland haben auf die Einführung des Mindestlohns vor allem mit Preiserhöhungen und verstärkter Automatisierung reagiert. Das zeigt eine Umfrage des Verbandes der Familienunternehmer, deren Ergebnisse der „Welt“ vorliegen. Mehr als jeder vierte Betrieb gab demnach an, dass die zum Jahreswechsel eingeführte gesetzliche Untergrenze von 8,50 Euro zu gestiegenen Lohnkosten im Unternehmen geführt hat.
Von diesen Firmen hat der Umfrage zufolge gut jede dritte ihre Preise erhöht. Ebenso viele setzten auf vermehrte Automatisierung. 31 Prozent gaben demnach an, dass sie Stellen gestrichen haben, elf Prozent verlagerten Jobs ins Ausland. „Der politische Mindestlohn in der derzeitigen Gestaltung ist der falsche Weg und bedarf dringender Korrekturen“, sagte der Präsident der Familienunternehmer, Lutz Goebel, der „Welt“. Der Unternehmer widersprach damit Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD), die in der vergangenen Woche eine positive Bilanz der ersten 100 Tage mit dem Mindestlohn gezogen hatte. Vor allem müssten die bürokratischen Folgen des Gesetzes „auf ein erträgliches Maß“ reduziert werden, forderte Goebel. Der Umfrage zufolge hat der Mindestlohn in 70 Prozent der Betriebe den Bürokratieaufwand erhöht. Die Betroffenen nannten vor allem die Pflicht zur Dokumentation der Arbeitszeiten (86 Prozent) sowie die Unternehmerhaftung für die Einhaltung des Mindestlohns bei Zulieferern und Subunternehmern (66 Prozent) als Belastung. Auswirkungen habe die gesetzliche Lohnuntergrenze auch auf die Zahl der Praktika, kritisierte Goebel: „Immer weniger Unternehmen bieten Plätze für Praktikanten an, weil sie für fast alle, die länger als drei Monate arbeiten, den vollen Mindestlohn von 1470 Euro brutto zahlen müssen.“
(dts Nachrichtenagentur)
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