EZB-Entscheidung: Der Einfluss der Leitzinsen auf Kredite und Sparguthaben
Beim kommenden Treffen des Rats der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag werden noch keine Leitzinssenkungen erwartet, die dürften dann aber im Juni folgen.
Verbraucher könnten das bereits jetzt zu spüren bekommen, denn die Leitzinsen wirken sich auch auf Kredite und Sparkonten bei Geschäftsbankkunden aus. Ein Überblick.
EZB entscheidet über die Leitzinsen
Das wichtigste Interesse der europäischen Notenbank ist die Preisstabilität. Alle sechs Wochen berät sie darüber, was zu tun ist, um die Inflation auf dem Niveau von zwei Prozent zu halten oder dahin zurückzubringen. Hauptinstrument sind die sogenannten Leitzinsen.
Davon setzt die EZB gleich drei fest: Den für Sparer wichtigen Einlagenzins, den Hauptrefinanzierungssatz, zu dem Geschäftsbanken sich Geld bei der EZB leihen können und den Spitzenrefinanzierungssatz zur kurzfristigen Beschaffung von Geld.
Auswirkungen der Inflation
Anfang 2022 schossen die Preise für Lebensmittel und Energie deutlich in die Höhe, die Inflationsrate für das gesamte Jahr stieg auf 6,9 Prozent an. Als Gründe gelten die Energiekrise und der Krieg in der Ukraine.
Die EZB reagierte ab Juni 2022 mit zehn Leitzinserhöhungen in Folge, um indirekt Einfluss auf die Preise zu nehmen. „Denn in der Theorie streichen Unternehmen Investitionsvorhaben, wenn Kredite teurer werden. Haushalte reduzieren den Konsum und sparen mehr“, erklärt die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Angebot und Nachfrage sollen sich in der Folge verändern und zu niedrigeren Preisen führen.
Die Leitzinsen und das Sparen
Steigen die Leitzinsen, in diesem Fall besonders der Einlagenzins, bekommen die Geschäftsbanken Zinsen für Geld, das sie bei der Europäischen Zentralbank parken. Derzeit sind das 4,0 Prozent. In der Theorie wird davon ausgegangen, dass die Banken diese Zinsen an ihre Kunden weitergeben, sodass sie einen Anreiz zum Sparen haben.
Zwar sind derzeit tatsächlich noch einige Banken mit Tagesgeldzinsen sogar über 4,0 Prozent zu finden, der Großteil bietet einer Untersuchung des Vergleichsportals Verivox aus dem März jedoch maximal Zinsen von einem Prozent.
Nur bei 30 Prozent der 758 untersuchten Kredithäuser gebe es einen Kurs darüber und mehr als ein Fünftel (21 Prozent) bieten gar keine oder maximal 0,25 Prozent Zinsen auf’s Tagesgeld.
Beim Festgeld rechnen die Banken bereits mit sinkenden Leitzinsen im Sommer und preisen das in ihre Berechnungen mit ein. Das bedeutet, dass es bereits aktuell oftmals weniger für das Festgeld gibt, obwohl die Leitzinsen weiter hoch sind.
Eine Auswertung des Finanzberaters FMH von Anfang April zeigt, dass die Zinsen für das Festgeld bereits seit Ende des vergangenen Jahres nach unten gehen. Derzeit gibt es für eine fünfjährige Anlage demnach rund 2,5 Prozent.
Bauzinsen und Kredite
Anfang des Jahres sind die Bauzinsen in Anbetracht der abschwächenden Inflation bereits wieder gesunken und bewegten sich in der Folge „seitwärts“, wie der Darlehensvermittler Dr. Klein am Mittwoch mitteilte.
Auch der Index von FMH bestätigt diesen Trend und wies am Dienstag einen Mittelwert von 3,49 Prozent für eine 10-jährige Laufzeit aus. Der Bestzins lag Anfang April bei Dr. Klein den Angaben nach knapp unter drei Prozent, bei FMH leicht darüber.
Die Nachfrage nach Immobilienfinanzierungen habe bereits seit dem Zinsrückgang Ende 2023 „spürbar zugenommen“, erklärte der Vorstandsvorsitzende von Dr. Klein, Michael Neumann.
Vielen Interessenten sei bewusst, dass die zu erwartenden Zinsschritte seitens der EZB bereits in die aktuellen Bauzinsen einberechnet sind und diese daher nicht weiter fallen werden, wenn die Notenbanker den Leitzins dann tatsächlich senken. Sollte die Nachfrage nach Baufinanzierungen im zweiten Quartal anhalten oder gar weiter steigen, ist laut Neumann eine Trendwende vollzogen. (afp)
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