EZB lässt Zinsen erstmals seit Juli 2022 unverändert

Die Inflation schwächt sich ab, die Sorge um die Konjunktur wächst. Die Euro-Währungshüter erhöhen die Zinsen vorerst nicht weiter.
Eine Zwei-Euro-Münze liegt auf der Tastatur eines Laptops neben einem Eurozeichen. Die EBZ hebt die Zinsen vorerst nicht weiter an. (Symbolbild)
Eine Zwei-Euro-Münze liegt auf der Tastatur eines Laptops neben einem Eurozeichen. Die EBZ hebt die Zinsen vorerst nicht weiter an. (Symbolbild)Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa
Epoch Times26. Oktober 2023

Die Europäische Zentralbank (EZB) lässt die Leitzinsen nach zehn Erhöhungen in Folge erstmals unverändert. Es werde erwartet, dass die Inflation weiterhin „zu lange zu hoch“ sein werde, gleichzeitig sei die Teuerung aber „merklich zurückgegangen“, begründete die EZB ihre Entscheidung am Donnerstag in Athen. Im September hatte sich die Inflationsrate in der Eurozone auf 4,3 Prozent im Jahresvergleich abgeschwächt.

Der Satz, zu dem Geschäftsbanken sich Geld bei der EZB leihen können, bleibt bei 4,5 Prozent. Der sogenannte Spitzenrefinanzierungssatz zur kurzfristigen Beschaffung von Geld verharrt bei 4,75 Prozent und der für Sparer wichtige Einlagenzins auf seinem historischen Höchststand von 4,0 Prozent.

Die EZB erklärte, die bisherigen Zinserhöhungen „schlagen weiterhin stark auf die Finanzierungsbedingungen durch“. Dies dämpfe zunehmend die Nachfrage und trage so zu einem Rückgang der Inflation bei. Sie erwartet für das gesamte Jahr 2023 eine Teuerung von 5,6 Prozent in der Eurozone.

Mittelfristige Inflationsrate von 2,0 Prozent angestrebt

Der Hauptgeschäftsführer des Bankenverbandes, Heiner Herkenhoff, empfahl der EZB, „die Tür für Zinserhöhungen“ weiterhin offenzuhalten. Für die Glaubwürdigkeit der Geldpolitik werde es entscheidend sein, dass es der EZB gelinge, die Inflationsrate in den nächsten ein bis eineinhalb Jahren auch tatsächlich in ihren eigenen Zielbereich von rund zwei Prozent zurückzuführen. „Eine Zinssenkung kommt aus heutiger Sicht erst dann in Betracht, wenn die Inflation tatsächlich die Zielmarke erreicht hat.“

Der Präsident des Münchner Ifo-Instituts, Clemens Fuest, begrüßte die Zinspause: „Das ist eine gute Entscheidung.“ Die schnellen Zinserhöhungen seit etwa einem Jahr hätten dazu beigetragen, die Inflation zu dämpfen und die Inflationserwartungen zu stabilisieren – „und diese Entwicklung wird sich voraussichtlich in den kommenden Monaten fortsetzen“.

Für Zinssenkungen sei es allerdings noch zu früh, mahnte Fuest. „Dafür muss die Inflation weiter zurückgehen. Vor allem wegen hoher Lohnabschlüsse und Risiken bei den Energiepreisen ist nicht garantiert, dass das so kommt.“

„EZB-Kurs bremst Nachfrage“

DGB-Vorstandsmitglied Stefan Körzell dagegen erklärte, von den aktuellen Lohnabschlüssen gehe kein Preisdruck aus. „Das aktuell hohe Zinsniveau ist schlecht für die Wirtschaft“, betonte er. Jetzt sei es an der Zeit über eine Zinskorrektur nach unten nachzudenken. „Der derzeitige EZB-Kurs bremst die Nachfrage aus und treibt Deutschland unnötig in eine Rezession.“

Alle Indikatoren deuteten darauf hin, dass die Teuerung im Euroraum ihren Zenit überschritten habe, erklärte Körzell weiter. Aktuelle Prognosen zeigten, dass sie sich langsam in Richtung des Inflationsziels von zwei Prozent bewege.

Das Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) bemängelte, die EZB habe den Zinserhöhungszyklus zu zögerlich begonnen. „Und es könnte sich herausstellen, dass sie jetzt auch die Pause zu spät einleitet.“ Die Zinserhöhungen hätten bereits eine deutliche Trendwende auf dem deutschen und europäischen Wohnungsmarkt ausgelöst.

„Insgesamt steht aber außer Frage, dass die Reaktion der EZB auf den Inflationsschub wirksam war und ihre Glaubwürdigkeit als Inflationsbekämpferin unterstrichen hat“, so das Fazit des IfW. (afp/dl)



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