Bundeswehr Ex-General Kujat gibt bei Waffenhersteller Heckler und Koch auf
Der Machtkampf beim Waffenhersteller Heckler & Koch hat ein prominentes Opfer: Der frühere Generalinspekteur der Bundeswehr Harald Kujat tritt als Aufsichtsratsvorsitzender der Firma zurück. Er habe die Gesellschafter hierüber informiert, teilte der 78-Jährige am Freitag der Deutschen Presse-Agentur mit.
Bis zur Hauptversammlung am 27. August bleibe er noch im Amt. Kujat war erst im Sommer 2019 auf den Posten gekommen, für den altgedienten Militär mit früheren Spitzenfunktionen in der Bundeswehr und der Nato war es die erste Tätigkeit in der freien Wirtschaft. Grund für seinen Rücktritt sind neue Mehrheitsverhältnisse unter den Firmeneigentümern.
Bei der Schwarzwälder Waffenschmiede rangen zwei Großaktionäre lange um Einfluss, seit kurzem ist die Auseinandersetzung entschieden. Auf der einen Seite ist der Deutsche Investor und langjährige Mehrheitseigentümer Andreas Heeschen, dank dessen Unterstützung Kujat den Posten bekam. Auf der anderen Seite ist der Franzose Nicolas Walewski, dessen Luxemburger Finanzholding CDE ab 2015 nur ein relativ kleines Aktienpaket hielt und Mitte Juli auf rund 60 Prozent aufstockte – die Mehrheit bekam sie ausgerechnet vom Widersacher Heeschen, welcher der CDE im Jahr 2015 Aktien verpfändet hatte. Der Deutsche hoffte vergeblich darauf, dass die Bundesregierung ein Veto einlegen würde gegen die Übernahme durch die ausländische Firma und dass er seine Aktien behalten könnte.
Kujat wurde in dem Machtkampf dem Heeschen-Lager zugerechnet. Von Beginn an hatte der pensionierte Militär bei H&K einen schweren Stand. So bekam er bei seiner Wahl in den Aufsichtsrat im Sommer 2019 nur 94,3 Prozent der Stimmen der anwesenden Aktionäre – was angesichts üblicher 99,9 Prozent-Voten bei H&K ein mieser Wert war. Die CDE nahm an der damaligen Abstimmung gar nicht teil – erst auf einer außerordentlichen Hauptversammlung Ende 2019 kam die Finanzholding aus der Deckung und beantragte Kujats Abwahl, was sie unter anderem mit dessen mangelnder Wirtschaftskompetenz begründete. Da Heeschen damals noch die Mehrheit hielt und weiter zu dem Ex-General stand, behauptete sich Kujat zunächst noch im Amt.
Seine Lage verschlechterte sich aber rapide, als vor zwei Wochen die Überschreibung der Aktienmehrheit an Walewskis CDE amtlich wurde. Es wurde klar, dass Kujat auf verlorenem Posten stand – entweder Abwahl oder Rücktritt, das waren die verbliebenen Optionen. Bei der Begründung seiner Entscheidung für den Rücktritt blieb er vage. „Ich habe diese Aufgabe übernommen, weil es mir ein Anliegen war, ein für unsere Sicherheit und die bestmögliche Ausrüstung der Bundeswehr wichtiges Unternehmen mit unabhängiger Kontrolle und Beratung zu unterstützen und auf diese Weise den Sicherheitsinteressen unseres Landes zu dienen“, erklärte Kujat am Freitag. Er sei aber nur dazu bereit, Verantwortung für ein Unternehmen zu tragen, wenn es mit seinen Überzeugungen und Grundsätzen im bisherigen Dienst für Deutschland vereinbar sei. Wer Kujats Nachfolger werden soll, ist noch nicht bekannt.
Heckler & Koch stellt Pistolen, Gewehre und Granatwerfer her, neben der Bundeswehr sind andere Nato-Armeen Kunde sowie die Polizei. 2019 konnte nach zwei Verlustjahren wieder ein kleiner Gewinn gemacht werden, der Umsatz zog auch Anfang 2020 deutlich an. Dennoch bleibt die Situation wegen des nach wie vor hohen Schuldenberges angespannt.
Den Posten des Vorstandsvorsitzenden Jens Bodo Koch dürfte das Stühlerücken in dem Kontrollgremium samt Eigentümerwechsel nicht infrage stellen. Denn seine Arbeit hatte die CDE bisher positiv bewertet. Und wie geht es weiter mit der Firma? Auf der vergangenen Hauptversammlung im Dezember hatte Koch bereits klargestellt, dass ein Eigentümerwechsel die bisherige Firmenstrategie nicht ändern würde und dass es auf gar keinen Fall „Technologietransfer“ ins Ausland geben würde, also Verlagerung von Wissen und Produktionsanlagen. (dpa)
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