EU deckt gepanschten Honig auf – das sollten Sie wissen

Süß, goldgelb und gesund. In vielen Haushalten ist Honig nicht wegzudenken. Ein Bericht der Europäischen Kommission schlägt nun Wellen.
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„Wer Honig kauft, bekommt auch Honig – diese Gewissheit ist in Europa leider keine Selbstverständlichkeit“, heißt es von der Organisation „foodwatch“ (Symbolbild).Foto: iStock
Von 13. April 2023

Ob als Brötchenaufstrich oder in den Tee, das beliebte Bienenprodukt steht bei vielen hoch im Kurs. Doch Honig ist nicht gleich Honig – was vielen Verbrauchern jedoch verborgen bleibt.

In einer seit Oktober 2021 laufenden Aktion wurden insgesamt 320 Proben von in die EU importiertem Honig entnommen.

Bei fast der Hälfte (46 Prozent) bestand der Verdacht, dass gegen geltende Richtlinien verstoßen wurde, heißt es in einem Bericht der EU-Kommission. Das ist dreimal so viel wie im Zeitraum 2015 bis 2017, wo nur 14 Prozent betroffen waren.

Was stimmt mit dem importierten Honig nicht?

Um die Preise zu senken, streckten Hersteller den Honig mit Zuckersirup – sowohl in Drittländern als auch innerhalb der EU. Es werden Farb- und Zusatzstoffe eingesetzt, um die wahre botanische Herkunft des Honigs zu vertuschen. Letztlich werden auch Angaben verfälscht und Pollen entfernt, um den wahren geografischen Ursprung des Honigs zu verschleiern.

Von den 32 in Deutschland entnommenen Proben besteht bei der Hälfte der Verdacht, dass es sich nicht um reinen Honig handelt.

Was haben die Unternehmen von dem Betrug?

Es geht um Profit. Wie foodwatch mitteilt, kostet der nach Europa eingeführte Honig im Durchschnitt 2,17 Euro pro Kilogramm, während die Kosten für Zuckersirup aus Reis um die 0,50 Euro/kg betragen. Kommt also Sirup zum Einsatz, bringt das dem Unternehmen Gewinne.

Die EU ist mit jährlich 175.000 Tonnen Honigimport aus Drittländern der zweitgrößte Honigimporteur der Welt. Laut Schätzungen von foodwatch werden in der EU jedes Jahr 80.000 Tonnen gefälschter Importhonig verkauft. „Da Betrug jedoch auch innerhalb der EU stattfindet, ist die Gesamtzahl des verbotenen Honigs im europäischen Handel deutlich höher“, heißt es von der Organisation.

Woher stammt der verfälschte Honig?

Vorrangig betroffen war Honig aus China, der Türkei und Großbritannien. Bislang wurden 44 EU-Unternehmen untersucht, sieben davon sanktioniert.

Woran erkennt man echten Honig?

Echter Honig ist teurer. Bei einem Preis von drei Euro für ein 500-Gramm-Glas Honig sollte man misstrauisch werden, erklärt der Imker Markus Pahlke in „agrarheute“. Das deute auf minderwertige Ware hin.

Ein weiteres Indiz ist die Konsistenz. Die meisten Honigsorten kristallisieren mit der Zeit nach Auskunft des Experten. „Das Wasser im Honig wird verdrängt und der Honig wird fest. Ein naturbelassener Honig sollte spätestens nach dem Winter vollständig kristallisiert sein“, so Pahlke. Falscher Honig hingegen wird weder dickflüssig noch fest.

Wie kann man gepanschten Honig vermeiden?

Nur beim Imker des Vertrauens kann man sicher sein, dass der Honig aus der Region kommt. Hier ist die Chance, echten, unverfälschten Honig zu erhalten, am größten, rät Pahlke. Bei Honig aus Nicht-EU-Ländern hingegen lasse sich weder nachvollziehen, woher er stammt, noch, wie er erzeugt wurde.

Was ist „Echter Deutscher Honig“?

Damit Honig die Bezeichnung „Echter Deutscher Honig“ tragen darf, muss er einige Bedingungen erfüllen. Laut Qualitätsrichtlinien des Deutschen Imkerbundes muss der Honig:

  1. ausschließlich in Deutschland erzeugt worden sein, was durch Pollenanalyse nachweisbar ist.
  2. naturbelassen sein, das heißt dem Honig darf nichts entzogen und nichts zugeführt worden sein.
  3. einen Wassergehalt von weniger als 18 Prozent aufweisen, denn wasserarmer Honig ist reifer, weniger gärungsgefährdet und besitzt ein volleres Aroma.

Honig in Zahlen

Das Sammelgebiet eines Bienenvolkes erstreckt sich nach Angaben des Deutschen Imkerbundes auf etwa 50 Quadratkilometer, was ungefähr dem Innenstadtgebiet von Köln entspricht. Für 500 Gramm Honig müssen Arbeitsbienen rund 40.000 Mal ausfliegen und dabei eine Flugstrecke von rund 120.000 Kilometer zurücklegen.

In Deutschland verbrauchte ein durchschnittlicher Konsument laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2021 rund 828 Gramm Honig. Damit zählt Honig zu den beliebtesten Brotaufstrichen und Frühstücksprodukten in Deutschland – noch vor Nuss- und Nougatcremes, aber nach Marmeladen. Mehr als 20 Millionen Verbraucher hierzulande greifen mindestens einmal pro Woche zu diesem süßen Brotaufstrich. Bei Marmelade und Konfitüre sind es rund 40 Millionen.

Im Jahr 2022 wurden rund 74.650 Tonnen Honig nach Deutschland importiert. Bei dem niedrigen Selbstversorgungsgrad von 28 Prozent (Stand 2021) ist Deutschland auf Honigimporte aus dem Ausland angewiesen, teilt das Statistische Bundesamt mit.



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