„Es ist ein Crash“: Containerpreise in Schifffahrt stark gesunken

Nach der Transportkrise der letzten Jahre gibt es jetzt einen plötzlichen Preisverfall in der internationalen Containerschifffahrt. Auch deutsche Reedereien wurden davon überrascht.
Titelbild
Ein Frachtcontainerschiff in Tilbury, England, am Tilbury Dock.Foto: Daniel Berehulak/Getty Images
Von 27. November 2022

Die Lager sind voll, Händler bestellen weniger – die Containerpreise sinken. Und das so schnell, dass Florian Braun von der Spedition Flexport meint: „Es ist ein Crash.“

Ein 20-Fuß-Container von Shanghai nach Nordeuropa, der Anfang 2022 noch 8.000 Dollar kostete, kostet jetzt durchschnittlich 1.479 Dollar. Ein 40-Fuß-Container kostete Anfang des Jahres von Shanghai nach Rotterdam über 17.000 US-Dollar, heute etwa ein Zehntel davon. Das ist kaum teurer als vor dem Ausbruch von Corona.

Kaufrausch beendet

Die Gründe für den Einbruch der Frachtraten sehen Fachleute wie Braun in Überkapazitäten bei Containern einerseits und dem veränderten Verbraucherverhalten. Wurden zunächst Vorräte angelegt und das eigene Zuhause aufgehübscht, so sind die Verbraucher nun zurückhaltender in ihren Konsumausgaben.

Laut dem CEO der Logistikplattform „Container xChange“ seien Händler und größere Speditionen vorsichtiger geworden und bestellten weniger. Andererseits beobachten Analysten im „Handelsblatt“ auch eine Beeinflussung der Frachtraten durch den Krieg in der Ukraine und steigende Energiekosten.

Hinzu kommen Neubestellungen von Frachtern, die zukünftig die Containerpreise beeinflussen werden. Hapag-Lloyd gab während der Engpässe im Rahmen von Corona beispielsweise 22 neue Schiffe bei den Werften für die nächsten Jahre in Auftrag. Sie haben Platz für insgesamt 400.000 Standardcontainer.

Überangebot erwartet

Die deutschen Reedereien rechneten noch im Juni mit stabilen oder höheren Frachtraten, der Preissturz bei Containern trifft sie unvorbereitet. Gleichzeitig steigen ihre Kosten, nicht nur für Treibstoff. Auch die Abfertigung hat sich verteuert.

Die Aktien von Hapag-Lloyd brachen seit Anfang August um 48 Prozent ein, die von Maersk um 33 Prozent. Deutschland hat an der weltweiten Containerseefahrt einen Marktanteil von 12,5 Prozent.

„In der Zwischenzeit haben sich die Wartezeiten für Schiffe in den Häfen verkürzt und auch die Containerumschlagszeiten sind gesunken, was Kapazitäten freigesetzt hat“, beobachtete das Wirtschaftsnachrichtenportal „Portfolio„. Staus vor den Häfen lösen sich allmählich auf, die Lage in Rotterdam, Antwerpen und Hamburg entspannt sich.

Reedereien gelten als Frühindikatoren für die Wirtschaft. Fällt ihr Auftragsvolumen, dann deutet das auch auf weniger Bestellungen durch Mittelständler und Industrie hin. Die Nachfrage nach Gütern sinkt, weil die Lager voll sind oder sich wieder normalisiert haben.



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