Erwerbstätigkeit nahm zu, Geschäftsklima im Einzelhandel verschlechtert sich

45,9 Millionen Menschen in Deutschland sind erwerbstätig und 1,58 Millionen erwerbslos – beides etwas mehr als im Vormonat. Das Geschäftsklima im deutschen Einzelhandel hat sich hingegen im Juni wieder deutlich verschlechtert.
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Auf dem Marktplatz neben dem Alten Rathaus in Leipzig.Foto: Neurobite / iStock
Epoch Times28. Juni 2024

Im Mai 2024 waren rund 45,9 Millionen Personen mit Wohnort in Deutschland erwerbstätig. Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes stieg die Zahl der Erwerbstätigen saisonbereinigt gegenüber dem Vormonat um 20.000 Personen. In April 2024 war die Erwerbstätigenzahl gegenüber dem Vormonat um 25.000 und damit in ähnlichem Umfang angestiegen.

Nicht saisonbereinigt nahm die Zahl der Erwerbstätigen im Mai 2024 gegenüber April 2024 um 68.000 Personen (+0,1 Prozent) zu. Der Anstieg fiel damit geringfügig schwächer aus als im Mai-Durchschnitt der Jahre 2022 und 2023 (+72.000 Personen).

Abwärtstrend auf dem Arbeitsmarkt

Gegenüber Mai 2023 stieg die Zahl der Erwerbstätigen im Mai 2024 um 0,3 Prozent (+119.000 Personen). Im April 2024 hatte die Vorjahresveränderung noch bei 0,2 Prozent gelegen, von Januar bis März 2024 lagen die monatlichen Raten zwischen 0,2 Prozent und 0,4 Prozent. Der langfristige Aufwärtstrend auf dem Arbeitsmarkt im Vorjahresvergleich hielt somit im Mai 2024 an.

Im Mai 2024 waren nach Ergebnissen der Arbeitskräfteerhebung 1,58 Millionen Personen erwerbslos. Das waren 331.000 Personen oder 26,5 Prozent mehr als im Mai 2023. Die Erwerbslosenquote stieg auf 3,6 Prozent (Mai 2023: 2,8 Prozent).

Bereinigt um saisonale und irreguläre Effekte lag die Erwerbslosenzahl im Mai 2024 bei 1,47 Millionen Personen und damit geringfügig höher als im Vormonat April 2024 (+6.000 Personen; +0,4 Prozent). Die bereinigte Erwerbslosenquote lag im Vergleich zum Vormonat unverändert bei 3,3 Prozent, so die Behörde.

Normalerweise sinkt die Arbeitslosigkeit im Juni, bedingt durch saisonale Effekte. Der Anstieg in diesem Jahr wird fast ausschließlich auf konjunkturelle Ursachen zurückgeführt.

Nahles: „Unternehmen sind weiter zurückhaltend“

„Die Schwäche am Arbeitsmarkt hält weiter an“, sagte die Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur, Andrea Nahles. „Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung nahmen im Juni saisonbereinigt spürbar zu. Die Unternehmen sind weiter zurückhaltend bei der Suche nach neuem Personal“, betonte Nahles.

So ging auch die Zahl der gemeldeten offenen Arbeitsstellen weiter zurück. Im Juni lagen der Bundesagentur 701.000 freie Stellen vor, 69.000 weniger als ein Jahr zuvor.

In einem Anstieg der Kurzarbeit drückt sich die Konjunkturschwäche derzeit noch nicht aus. Vom 1. bis 24. Juni stellten Betriebe Anzeigen auf Kurzarbeit für 42.000 Personen – etwa das gleiche Niveau wie im Vormonat.

Ob die Kurzarbeit auch in Anspruch genommen wird, ist nicht klar. Daten für tatsächlich in Anspruch genommenes Kurzarbeitergeld liegen bis April 2024 vor. In diesem Monat wurde Kurzarbeitergeld für 242.000 Menschen gezahlt, nach 223.000 im März.

Etwas besser ist derzeit dagegen der Ausbildungsmarkt. Die Zahl der Bewerber um Lehrstellen liege mit 383.000 um 9000 höher als vor einem Jahr. Von ihnen hatten im Juni noch 154.000 junge Leute weder eine Lehrstelle noch eine Alternative dazu gefunden. Gleichzeitig waren 480.000 Ausbildungsplätze gemeldet worden, 21.000 weniger als vor einem Jahr.

Geschäftsklima im Einzelhandel hat sich deutlich verschlechtert

Das Geschäftsklima im deutschen Einzelhandel hat sich nach mehreren Lichtblicken in Folge im Juni wieder verschlechtert.

Nach Angaben des Münchner ifo-Instituts vom Freitag sank der entsprechende Indikator im Juni deutlich auf minus 19,5 Punkte, nach minus 13,3 Punkten im Mai. Die Einzelhändler beurteilten demnach ihre aktuelle Lage schlechter und blickten auf pessimistischer in die nahe Zukunft.

Besonders Bekleidungseinzelhändler, Fahrradhändler und Bau- und Heimwerkermärkte schätzten ihre Geschäftslage deutlich negativer ein als noch im Mai.

Auch Lebensmitteleinzelhändler und Kfz-Händler waren mit ihren Geschäften weniger zufrieden. Insbesondere die Bekleidungs- und Fahrradhändler haben zudem ihre Erwartungen an die kommenden Monate deutlich gesenkt.

Viele Einzelhändler sitzen weiterhin auf hohen Lagerbeständen. Daher möchten die Unternehmen in den kommenden Monaten ihre Warenbestellungen eher zurückfahren als sie zu erhöhen.

Hoffen auf das 2. Halbjahr 2024

„Viele Einzelhändler können mit der Geschäftsentwicklung im ersten Halbjahr 2024 nicht zufrieden sein“, ordnete ifo-Forscher Patrick Höppner die Zahlen und den Blick auf die vergangenen sechs Monate ein.

Auch die Beschäftigungserwartungen der Einzelhändler bleiben angesichts einer verhaltenen Nachfrageentwicklung gedämpft.

„In der zweiten Jahreshälfte 2024 wird sich der private Konsum voraussichtlich stärker entwickeln als in der ersten“, sagte Höppner. Damit werden auch Geschäftsimpulse für die Einzelhändler wahrscheinlicher.

Zwar seien die verfügbaren Einkommen der Verbraucher gestiegen, diese Zuwächse seien aber eher gespart als für zusätzlichen Konsum ausgegeben worden. In der zweiten Hälfte des Jahres dürfte sich der private Konsum wieder besser entwickeln. (dts/red)



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