Erster Energieversorger in Deutschland gibt auf – Erdgaspreise vervielfacht
Die enorm gestiegenen Preise für Erdgas haben dazu geführt, dass in Niedersachsen der erste Energieversorger aufgibt. Der „Deutsche Energiepool“, der in Salzbergen ansässig ist, kündigte vielen Kunden seine Erdgas-Lieferverträge.
Am 24. September erfolgte die entsprechende Information auf der Firmenwebsite.
„In den letzten Monaten haben sich die Beschaffungspreise für Erdgas und für Strom am Terminmarkt rund verdreifacht, die Preise für kurzfristige Beschaffung sind rund verfünffacht.“ Damit hätte kaum jemand am Energiemarkt gerechnet.
„Während im Spotmarkt im August 2020 Erdgas mit bis zu 4,80 EUR je MWh angeboten wurde, erreichen wir inzwischen Preise von 75,04 EUR je MWh (Settlement-Stand NCG : 20.09.2021).“ Zudem sei kein Ende abzusehen, weil die europäischen Erdgasspeicher unterdurchschnittlich gefüllt sind.
Wegen der „wirtschaftlichen Unzumutbarkeit“ sieht sich der Versorger gezwungen, viele der Verträge zu kündigen. Die bundesweite Belieferung mit Erdgas wird vollständig eingestellt.
Und eine Mahnung, bis zum Ende zu zahlen
Um die Arbeitsplätze erhalten zu können, will sich die Deutsche Energiepool künftig auf Dienstleistungen im Energiesektor konzentrieren. Das Unternehmen teilt mit, dass es derzeit auf telefonischem Weg aufgrund von Überlastung schlecht erreichbar sei.
Nach Beendigung des Vertrages wird schnellstmöglich die Schlussrechnung erstellt. Gleichzeitig warnt das Unternehmen seine Kunden: „Bis zum Tag des Wirksamwerdens der Kündigung wird der Vertrag unsererseits erfüllt – Bitte halten auch Sie sich daran.“
Wie geht es weiter?
Der Energiekonzern E.ON springt nun ein. Der zuständige Grund- und Ersatzversorger wird sicherstellen, dass es nicht dazu kommt, dass jemand in der Kälte sitzt. „Wir stellen sicher, dass es zu keiner Unterbrechung der Energieversorgung kommt“, teilte E.ON über die Nachrichtenagentur „Reuters“ mit.
Im Vordergrund stünde beim Energieeinkauf für E.ON die Planungssicherheit: „Wir kaufen die benötigten Energiemengen langfristig und vorausschauend ein, um genau solche Preisspitzen, wie wir sie derzeit erleben, im Sinne unserer Kunden zu vermeiden“, erklärt Christoph Müller, Senior Vice President Customer Value Management von E.ON Energie Deutschland.
In Deutschland haben bis zum Beginn der Heizsaison 58 Gasgrundversorger bereits ihre Preise erhöht oder gaben entsprechende Ankündigungen heraus.
Thema auf EU-Gipfeltreffen
Europaweit steigen die Energiepreise. Frankreich kündigte für die Wintermonate eine Deckelung der Tarife für Gas und Strom an. Bis April soll der Gaspreis jenen von Anfang Oktober nicht übersteigen dürfen. Auch der Strompreis wird fixiert, ab Anfang 2022 darf der Strompreis höchstens um vier Prozent steigen. Das kündigte Premierminister Jean Castex am 30. September an.
Das Thema steht auf dem Plan des Gipfeltreffens der Staats- und Regierungschefs der EU-Mitgliedstaaten am 21. und 22. Oktober.
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