Deutlich mehr Regelinsolvenzen

Auch im April stieg die Zahl der beantragten Regelinsolvenzen stark an – um 28 Prozent gegenüber April 2023. Die Forderungen der Gläubiger gehen in die Milliarden.
Die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof ist insolvent.
Die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof ist insolvent.Foto: Jörg Carstensen/dpa
Epoch Times8. Mai 2024

Die Zahl der beantragten Regelinsolvenzen in Deutschland ist auch im April 2024 stark gestiegen. Sie legte um 28,5 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat zu, teilte das Statistische Bundesamt am Mittwoch mit.

Im März 2024 hatte sie um 12,3 Prozent gegenüber März 2023 zugenommen. Seit Juni 2023 sind damit durchgängig zweistellige Zuwachsraten im Vorjahresvergleich zu beobachten. Über einen längeren Zeitraum betrachtet liegt die Zahl der Regelinsolvenzen zwischen Mai 2023 und April 2024 in etwa auf dem Vor-Corona-Niveau des Zeitraums Mai 2019 bis April 2020.

1.785 Insolvenzen im Februar

Bei den Ergebnissen ist zu berücksichtigen, dass die Anträge erst nach der ersten Entscheidung des Insolvenzgerichts in die Statistik einfließen. Der tatsächliche Zeitpunkt des Insolvenzantrags liegt in vielen Fällen annähernd drei Monate davor.

Die Insolvenzstatistik bildet nur Geschäftsaufgaben ab, die im Zuge eines Insolvenzverfahrens ablaufen, nicht jedoch solche aus anderen Gründen beziehungsweise vor Eintritt akuter Zahlungsschwierigkeiten.

Im Februar 2024 meldeten die Amtsgerichte nach endgültigen Ergebnissen 1.785 beantragte Unternehmensinsolvenzen, so das Bundesamt weiter.

Das waren 31,1 Prozent mehr als im Februar 2023 und 16,7 Prozent mehr als im Februar 2020 (1.529 beantragte Unternehmensinsolvenzen), dem entsprechenden Vergleichsmonat im Zeitraum vor dem von Sonderregelungen und niedrigen Insolvenzzahlen geprägten Zeitraum der Coronakrise.

4,1 Milliaren Euro auf Gläubigerseite

Die Forderungen der Gläubiger aus den im Februar 2024 gemeldeten Unternehmensinsolvenzen bezifferten die Amtsgerichte auf rund 4,1 Milliarden Euro. Im Februar 2023 hatten die Forderungen bei rund 3,2 Milliarden Euro gelegen.

Bezogen auf 10.000 Unternehmen gab es im zweiten Monat des Jahres in Deutschland insgesamt 5,2 Unternehmensinsolvenzen. Die meisten Insolvenzen je 10.000 Unternehmen entfielen auf den Wirtschaftsabschnitt Verkehr und Lagerei mit 9,0 Fällen.

Danach folgten das Verarbeitende Gewerbe sowie das Baugewerbe mit jeweils 8,0 Fällen und die sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen (zum Beispiel Zeitarbeitsfirmen) mit 7,4 Fällen je 10.000 Unternehmen.

Auch die Zahl der Verbraucherinsolvenzen legte deutlich zu: Im Februar 2024 gab es 5.795 entsprechende Pleiten. Damit stieg die Zahl der Verbraucherinsolvenzen um 12,3 Prozent gegenüber Februar 2023.

IHK sieht keine Trendwende

Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) sieht weiterhin keine Trendwende bei den Insolvenzen. „Die wirtschaftliche Lage ist weiterhin sehr schwierig, Entlastungen von staatlicher Seite etwa bei Steuern sind nicht in Sicht“, erklärte der DIHK-Mittelstandsexperte Marc Evers.

Er rechnete mit weiter steigenden Zahlen. Sinkende Inflationszahlen und eine stabile Weltwirtschaft „geben der Konjunktur hierzulande leider noch keinen Auftrieb“.

Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) hatte bereits am Dienstag einen neuen Höchststand bei den Firmenpleiten gemeldet, dabei aber auch auf ein baldiges Ende der Insolvenzwelle verwiesen.

„Während die derzeit noch außergewöhnlich hohe Zahl an Insolvenzen besorgniserregend wirkt, zeigen die Frühindikatoren klar in Richtung Entspannung“, erklärte Steffen Müller vom IWH dazu. (dts/afp/red)

 



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