Entspannung auf Getreidemärkten: Preise für Weizen wieder auf Vorkriegsniveau
In den ersten Monaten nach Beginn der russischen Militäroperation in der Ukraine kam es zu einem deutlichen Anstieg der Preise für Getreide auf den Weltmärkten. Die Angst vor Engpässen, aber auch Spekulationen sorgten für massive Aufschläge an den Terminbörsen. Im Mai 2022 hatte der MATIF-Preis für Weizen an der Pariser Terminbörse bis zu 438,25 Euro pro Tonne erreicht.
Mittlerweile ist eine deutliche Entspannung eingetreten. Mit einem Tonnenpreis von 253,50 Euro erzielt Weizen die niedrigsten Preise seit September 2021. Auch die Preise für Mais sind mittlerweile wieder bei rund 250 Euro pro Tonne angelangt. Noch im Vorjahr hatten sie sich teilweise auf 375 Euro zubewegt. Beim Raps zeigt sich eine ähnliche Entwicklung.
Preisentwicklung für Weizen hängt weiter von Exporten über das Schwarze Meer ab
Das Fachmagazin „Agrar heute“ sieht eine Mehrzahl an Faktoren hinter dem Preisrückgang. Ein wesentlicher Grund ist die Verlängerung des Getreideabkommens zwischen den Kriegsparteien Russland und Ukraine. Dazu komme ein Ausverkauf der großen Finanzfonds an den Getreide- und Rohstoffmärkten in einem fragilen weltwirtschaftlichen Umfeld.
Die Türkei hatte im Vorjahr in Zusammenarbeit mit der UNO erstmals eine Vereinbarung über Exporte von ukrainischem Getreide über drei Schwarzmeerhäfen ermöglicht. Ein erstes auf 120 Tage befristetes Abkommen verlängerten die Verhandlungspartner zunächst nur um weitere 120 Tage. Vor knapp zwei Wochen stimmten sie in Istanbul einer weiteren Fortdauer zu. Allerdings ist der neue Kompromiss auf 60 Tage beschränkt. Wie „TRT Deutsch“ berichtet, macht die Russische Föderation weitere Verlängerungen von der Erleichterung eigener Exporte abhängig. Vor allem bei Düngemitteln erschweren westliche Sanktionen die Ausfuhr durch Russland.
Zudem fordert der Kreml Erleichterungen für Bankzahlungen, Transportlogistik und Versicherungen. Als dritte Bedingung nennt Russland die Wiedereröffnung der durch die Ukraine führenden russischen Pipeline für Ammoniak. Diese ist seit Kriegsbeginn unterbrochen.
Türkei wollte mit ihrer Diplomatie Hungersnöte verhindern
Vor Beginn der russischen Militäroperation galt die Ukraine als einer der wichtigsten Getreideexporteure der Welt. Vor allem beim Weizen war das Land führend. Dass Kampfhandlungen und Sanktionen auch russische Getreideexporte behinderten, nährte zudem die Furcht vor Hungersnöten.
Vor allem die ärmsten Länder hätten befürchten müssen, beim Einkauf auf den Weltmärkten zu kurz zu kommen. Auch deshalb startete die Regierung in Ankara ihre diplomatische Offensive zur Erleichterung von Getreidelieferungen über das Schwarze Meer und den Bosporus. Die türkische Regierung kontrolliert auch die Einhaltung der Vereinbarung.
Für 2023 rechnet das Landwirtschaftsministerium in Kiew mit einem Export von insgesamt 16,6 Millionen Tonnen Weizen. Im Vorjahr waren es 20,5 Millionen. Beim Mais erwartet man 21,7 Millionen Tonnen an Ausfuhren – gegenüber 25,6 Millionen im Vorjahr. Was den Raps anbelangt, geht man sogar von einem leichten Anstieg um 100.000 auf 3,8 Millionen Tonnen aus. Allerdings könnte die Führung in Kiew die eigenen Exportchancen durch ihre Kriegsführung beeinträchtigen – etwa durch den geplanten Einsatz von Uranmunition.
Russland könnte seine Exporte von Weizen verdoppeln
Russland könnte einer Analyse von Sovceon zufolge seine Ausfuhren von Weizen im März 2023 auf 4,2 Millionen Tonnen gegenüber dem Vorjahresmonat verdoppeln. Der Preis für russischen Weizen mit 12,5 Prozent Proteingehalt ist allerdings auch gesunken, und zwar auf umgerechnet 256 Euro pro Tonne.
Die Weichweizenexporte der EU stiegen in der Saison 2022/23 um etwa acht Prozent auf rund 22,13 Millionen Tonnen. Dies galt den Daten der Europäischen Kommission zufolge zum Stand 19. März. Wie in Europa befinde sich Analysten zufolge auch der Winterweizen in den USA in gutem Zustand.
Insgesamt geht man auch für die EU und die USA von steigenden Erträgen beim Getreide aus. Lediglich bei der Gerste sollen diese stagnieren und beim Raps leicht sinken. Ein Unsicherheitsfaktor bleiben zuletzt geringe Regenmengen in Südspanien, Portugal sowie in Nord- und Mittelitalien.
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