Schlechte Nachrichten für Verbraucher: 2016 hat die Inflation zugeschlagen

Man hat sich daran gewöhnt, dass der Einkauf kaum noch teurer wird. Lange dümpelte die Inflationsrate nahe der Nulllinie. Das könnte sich nun ändern. Volkswirte rechnen mit weiter steigenden Preisen.
Titelbild
Der Einkauf könnte bald teuerer werden, sagen Experten.Foto:  Frank Rumpenhorst/dpa
Epoch Times3. Januar 2017

Schlechte Nachrichten für Verbraucher: Die Preise in Deutschland steigen tendenziell wieder. Volkswirte und Währungshüter jedoch finden das gut. An diesem Dienstag veröffentlicht das Statistische Bundesamt seine erste Schätzung zu den Zahlen für Dezember und das Gesamtjahr 2016.

Wie haben sich die Verbraucherpreise zuletzt entwickelt?

Die Zeiten extrem niedriger Teuerungsraten nahe der Nullmarke oder gar darunter scheinen vorbei zu sein. Im November 2016 lagen die Verbraucherpreise in Deutschland wie im Oktober um 0,8 Prozent über dem Vorjahresniveau. Das war der höchste Stand seit etwa zwei Jahren. Im längeren Vergleich jedoch ist die Inflation nach wie vor vergleichsweise gering. Für das Gesamtjahr 2015 hatte das Wiesbadener Bundesamt eine Inflationsrate von 0,3 Prozent errechnet – damit stiegen die Verbraucherpreise in dem Jahr so langsam wie zuletzt in Zeiten der Wirtschaftskrise 2009.

Was dämpft die Inflation?

Vor allem die Preisentwicklung bei Energie. Seit Mitte 2014 wurde der Schmierstoff der Weltwirtschaft vor allem infolge der Überproduktion deutlich billiger. Kurz vor Weihnachten wurde ein Barrel (159 Liter) Öl der Nordseesorte Brent für gut 54 Dollar gehandelt, im Sommer 2014 waren es noch rund 115 Dollar. Doch es könnte sich eine Trendwende abzeichnen, wenn das Ölkartell Opec und andere Förderstaaten ihre Ankündigung wahr machen, 2017 die Produktion zu verringern, um den Preis für das „schwarze Gold“ nach oben zu treiben.

Wer profitiert von den niedrigen Preisen?

Autofahrer sparen beim Tanken und Verbraucher beim Heizen ihrer Häuser und Wohnungen – auch wenn die Energiepreise zuletzt wieder anzogen. Wer weniger Geld an der Tankstelle und beim Heizöllieferanten lässt, hat mehr Spielraum für andere Anschaffungen. Die Kaufkraft erhöht sich zudem, weil Lohnerhöhungen wegen der geringen Inflation fast vollständig im Geldbeutel der Beschäftigten bleiben. Im dritten Quartal 2016 lagen die Reallöhne in Deutschland nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes um 1,8 Prozent über dem Vorjahreszeitraum.

Warum machen sich Währungshüter Sorgen?

Wenn die Preise für viele Waren und Dienstleistungen über einen längeren Zeitraum kaum noch oder gar nicht mehr steigen, könnte das Verbraucher und Unternehmer bei Investitionen bremsen. Es könnte ja bald noch billiger werden. Das könnte die Konjunktur abwürgen. Mit viel billigem Geld versucht die Europäische Zentralbank (EZB) gegenzusteuern. Im Dezember verlängerte die Notenbank ihr Programm zum Kauf von Staats- und Unternehmensanleihen um neun Monate bis mindestens Ende 2017. Von April an will die EZB aber monatlich nur noch 60 Milliarden Euro statt 80 Milliarden Euro in den Markt pumpen. Die Geldflut soll die Konjunktur ankurbeln und die Inflation anheizen. Mittelfristig strebt die EZB ein stabiles Preisniveau bei knapp unter 2,0 Prozent an – weit genug entfernt von der Nullmarke.

Wie werden sich die Preise 2017 entwickeln?

„Grundsätzlich befinden sich die Inflationsrate in Deutschland und die des Euroraums im Aufwärtstrend“, konstatierte Commerzbank-Ökonom Marco Wagner. „Maßgeblicher Treiber sollten in den kommenden Monaten die Energiepreise sein.“ Der leichte Ölpreisanstieg dürfte sich fortsetzen, zudem fällt der Preisunterschied zum Vorjahr 2017 nicht mehr so stark ins Gewicht. Volkswirte trauen auch der Weltwirtschaft wieder mehr Wachstum zu – wenn die globale Konjunktur besser läuft, steigen tendenziell Löhne und Preise. Einen rasanten Anstieg der Teuerungsraten erwarten Ökonomen gleichwohl nicht. Die Bundesbank rechnet für 2017 für Deutschland mit einer Inflationsrate von 1,4 Prozent nach 0,3 Prozent 2016.

Wie wird die Teuerungsrate berechnet?

Monat für Monat schwirren Preiserheber der Statistischen Landesämter und des Wiesbadener Bundesamtes aus. Die 600 Frauen und Männer notieren bundesweit in Geschäften, was Obst und Gemüse, Bücher und Zeitschriften, Schuhe und Möbel kosten. Wie hoch ist der Listenpreis für ein Auto, was kostet eine Pauschalreise, was der Sprit an der Tankstelle? Mehr als 300 000 Einzelpreise von Waren und Dienstleistungen werden so repräsentativ nach einem stets gleichen Schema erfasst. Der Warenkorb umfasst rund 600 Güterarten. Den größten Anteil hat Wohnen (Mieten, Strom, Gas) mit fast 32 Prozent. Gut 10 Prozent entfallen auf Lebensmittel. Auf dieser Grundlage berechnet das Statistische Bundesamt die Verbraucherpreisentwicklung. (dpa)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion