Easyjet-Chef Lundgren: „Europas Luftfahrtbranche steht vor einer unsicheren Zukunft“
Der britische Billigflieger Easyjet ruft Europas Regierungen angesichts der Coronavirus-Pandemie auf, die Branche mit Finanzhilfen zu unterstützen.
„Europas Luftfahrtbranche steht vor einer unsicheren Zukunft“, sagte Easyjet-Chef Johan Lundgren am Montag. Es brauche eine koordinierte Unterstützung durch die europäischen Regierungen, damit die Branche überlebe und nach dem Ende der Krise ihren Betrieb fortsetzen könne.
Das Management schließt nicht aus, dass Easyjet wie andere Airlines den Großteil der Flotte wegen der geltenden Reisebeschränkungen und der Buchungseinbrüche in Kürze am Boden lassen muss.
Das Unternehmen habe sein Flugangebot bereits deutlich gekürzt, setze den Betrieb vorläufig aber soweit möglich fort, um bereits verreiste Kunden zurück in die Heimat zu holen.
Eine Finanzprognose für das Geschäftsjahr bis Ende September ist aus Sicht der Easyjet-Führung derzeit unmöglich. Das Unternehmen verfüge aber über eine starke Bilanz mit Finanzmitteln von 1,6 Milliarden britischen Pfund (1,8 Mrd Euro) und eine Kreditlinie von 500 Millionen US-Dollar (450 Mio Euro).
Hinzu kämen Flugzeuge im Wert von mehr als 4 Milliarden Pfund, die unbelastet von Schulden seien, sowie wertvolle Start- und Landerechte. Bis zum Jahr 2022 müsse Easyjet keine Kredite refinanzieren und spreche derzeit mit Geldgebern.
Airlines weltweit streichen Flugpläne stark zusammen
Die Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen auf das Reisen zwingt Fluggesellschaften weltweit zu drastischen Einschnitten. Am Montag teilte die British-Airways-Mutter IAG mit, sie werde ihre Kapazitäten im April und Mai um mindestens 75 Prozent im Vorjahresvergleich reduzieren. Zur IAG-Gruppe gehören auch die spanische Iberia, die irische Aer Lingus und die Billiglinien Level und Vueling.
Die IAG verfüge zwar über „solide Finanzen“, die Unsicherheit über die Auswirkungen und die Dauer der Pandemie machten eine Gewinnprognose für das Gesamtjahr aber nicht mehr möglich. Konkurrent Easyjet warnte am Montag, kurzfristig werde wegen der Einschränkungen die Mehrheit der Flotte am Boden bleiben.
Air France-KLM wird nach Angaben vom Montag im April und Mai zwischen 70 und 90 Prozent der Flüge streichen. Die finanziellen Auswirkungen seien noch nicht absehbar.
In den USA kündigte American Airlines ebenfalls eine Reduzierung der internationalen Flüge um 75 Prozent an. Dies gelte zunächst bis zum 6. Mai. Die Flüge innerhalb der USA würden im April um 20 Prozent gekappt. Die Konkurrenten Delta und Southwest kündigten ebenfalls stark ausgedünnte Flugpläne an, nannten aber noch keine Zahlen.
Die US-Fluggesellschaften hatten zunächst nur Flüge von und nach China sowie Italien ausgesetzt. Ab Freitag um Mitternacht trat ein Einreiseverbot für Reisende aus Europa in Kraft, ab Dienstag gilt es auch für Reisende aus Großbritannien und Irland.
In Neuseeland streicht Air New Zealand sogar 85 Prozent der Langstreckenflüge; der Handel mit den Aktien der Airline wurde am Montag ausgesetzt. Unternehmenschef Greg Foran kündigte Stellenstreichungen an, nannte aber keine Zahlen. Air New Zealand beschäftigt rund 8000 Menschen.
Europas größte Airline, die Lufthansa, will wegen der Auswirkungen der Pandemie Staatshilfen beantragen, wie das Unternehmen am Freitag angekündigt hatte. Im Bundeswirtschaftsministerium findet am Mittag ein Treffen von Luftfahrtkoordinator Thomas Jarzombek (CDU) mit Vertretern von Luftfahrtunternehmen und Gewerkschaften statt. (dpa/afp)
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