Brasilien: Dürre setzt Kaffeebauern zu und lässt die Preise steigen

„Es war zum Verzweifeln“: Wie hunderte andere Kaffeeproduzenten hat auch Moacir Donizetti hilflos mit ansehen müssen, wie seine Kaffeepflanzen im brasilianischen Bundesstaat São Paulo im vergangenen Jahr gleich hektarweise verbrannten.
Kaffeebeeren werden auf der Plantage des Biologischen Instituts geerntet.
Kaffeebeeren werden auf der Plantage des Biologischen Instituts geerntet in Brasilien.Foto: Andre Penner/AP/dpa
Epoch Times22. Januar 2025

Viele Kaffeebauern im weltweit wichtigsten Anbauland Brasilien ächzen derzeit unter der unheilvollen Kombination aus extremer Dürre mit heftigen Waldbränden und unberechenbaren Regenfällen. Die Kaffeepreise schießen unterdessen in die Höhe.

„Ich sah, wie die Flammen vorrückten, unsere Plantage zerstörten“, erzählt Donizetti. Bis auf 20 Meter sei die Feuersbrunst an sein Haus herangekommen. Vier Tage lang kämpfte die gesamte Familie auf dem abgelegenen Betrieb im Atlantischen Regenwald gegen das Inferno. Nun werde es drei bis vier Jahre dauern, bis auf den verkohlten Flächen wieder Kaffee wächst, schätzt der 54-Jährige; fünf Hektar sind zerstört, ein Drittel der Produktionsfläche.

Wie es weiter geht, weiß Donizetti nicht. „Seit etwa fünf Jahren ist es zu trocken, manchmal regnet es monatelang nicht“, berichtet er. „Außerdem ist es viel heißer geworden, es ist unerträglich.“

Das Jahr 2024 war das wärmste, das in Brasilien je gemessen wurde, die Zahl der Waldbrände so hoch wie seit 14 Jahren nicht mehr.

Auswirkungen hat dies auch über Brasilien hinaus – denn das südamerikanische Land steht für mehr als ein Drittel der weltweiten Kaffeeproduktion. Und eine schlechte Ernte wirkt sich erheblich auf die internationalen Preise aus: Im Dezember stieg der Preis für Arabica-Bohnen, die wirtschaftlich bedeutendste Sorte, an der New Yorker Rohstoffbörse auf 3,48 Dollar je Pound (rund 454 Gramm) – den höchsten Stand seit 1977.

Er sei bereits seit 35 Jahren im Kaffeegeschäft tätig, sagt Guy Carvalho, selbst Kaffeeproduzent in Brasilien und Berater für die Branche. Aber so eine schwierige Situation wie momentan habe er noch nicht erlebt. „Hohe Temperaturen und unregelmäßige Niederschläge zwingen uns dazu, mehr zu investieren“, sagt er. Trotzdem falle die Ausbeute oftmals geringer aus als früher. „Nach der letzten großen Ernte im Jahr 2020 hatten wir immer irgendwelche Wetterprobleme“, sagt Carvalho.

Nach seiner Einschätzung sind die hohen Börsenpreise neben den enttäuschenden Ernten auch auf die düstere Prognose für 2025 zurückzuführen. Geopolitische Faktoren wie mögliche US-Zölle und künftige EU-Vorschriften zur Verhinderung von Entwaldung trügen ebenfalls dazu bei.

Einige Kaffeeproduzenten in Brasilien setzen derweil auf neue Strategien, um sich an das zunehmend Problem anzupassen. Im Ort Divinolandia, ebenfalls im Bundesstaat São Paulo, hat Produzent Sergio Lange gemeinsam mit Kollegen auf Schattenanbau umgestellt – eine uralte Technik, bei der die Kaffeepflanzen unter dem Schutz größerer Bäume wachsen und die auch in Ländern wie Äthiopien, dem Ursprungsland des Kaffees, angewandt wird.

Zwar sinke bei dieser Technik, bei der sich dank der größeren Biodiversität auch auf den Einsatz von Pestiziden verzichten lasse, am Anfang die Produktivität, erzählt er. In einigen Jahren sei jedoch mit „fantastischen Ergebnissen“ zu rechnen, ist Lange überzeugt. (afp)



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