Düngerpreise explodieren – von 279 auf 587 Euro pro Tonne

Auf die drastisch gestiegenen Gaspreise folgt eine Drosselung in der Grundstoffindustrie. Es ist keine ökonomisch sinnvolle Produktion von Düngemitteln mehr möglich. Auch die Herstellung von AdBlue ist betroffen – und damit neben der Landwirtschaft auch alle Diesel-Fahrzeuge, einschließlich der europäischen Schiffe.
Von 4. November 2021

Der Bayerische Bauernverband macht darauf aufmerksam, dass die Preise für Düngemittel „explodiert“ seien und ein „exorbitantes Niveau“ erreicht hätten. Der Abgabepreis für den wichtigsten Stickstoffdünger KAS (Kaliammonsalpeter) betrug im Oktober 587 Euro pro Tonne ab Lager und ohne Mehrwertsteuer. Das sind 279 Euro pro Tonne oder 90,6 Prozent mehr als im Vormonat.

Im Vergleich zum Jahresanfang stieg der Preis sogar um 389 Euro pro Tonne. KAS ist der wichtigste Stickstoffdünger für Getreide, Raps und Mais.

Auch Phosphatdünger verteuerte sich drastisch: DAP (Diammonphosphat) stieg von 379 Euro pro Tonne Anfang des Jahres auf 518 Euro pro Tonne im Juli. Im Oktober kostete die Tonne DAP 735 Euro (ohne Mehrwertsteuer).

Die nächste Düngung steht für Landwirte im Frühjahr an, der Dünger wird über den Winter gekauft und gebunkert. Derzeit liegt der Verkauf allerdings bei Null. Die Landwirte hoffen, dass im Frühjahr die Preise wieder gesunken sind.

Grund der Verteuerung: Energiekosten und Knappheit chemischer Stoffe

Der Bauernverband sieht als Ursache der Preissteigerungen die drastisch gestiegenen Energiekosten sowie den daraus resultierenden Mangel chemischer Stoffe an. Düngemittel können aktuell nur mit Verlust produziert werden.

Petr Cingr, Vorsitzender der Geschäftsführung des größten Düngemittelherstellers Deutschlands SKW Piesteritz, erklärt: „Wir sehen uns gezwungen, unsere Düngemittelproduktion weiter zu reduzieren. Der Grund ist einfach – die Düngemittelhändler sind nicht bereit, die für uns wirtschaftlich notwendigen Preise zu zahlen.“

Mit diesem Schritt reagiert die Geschäftsleitung der Stickstoffwerke Piesteritz GmbH auf die seit Wochen stark gestiegenen und anhaltend hohen Gaspreise. Durch die Verteuerung von Erdgas um mehr als das Fünffache steigen die Produktionskosten von Ammoniak und Harnstoff, was zwangsläufig eine Preissteigerung für Düngemittel zur Folge hat.

Bereits Anfang Oktober drosselten die SKW die Produktion von Ammoniak um 20 Prozent. Ammoniak ist ein Vorprodukt der Düngemittelherstellung sowie einer Vielzahl chemischer Grundstoffe für die Industrie.

Petr Cingr erklärte schon am 5. Oktober in Bezug zum Gaspreis:

Das mittlerweile erreichte Niveau ermöglicht keine ökonomisch sinnvolle Produktion mehr, sodass wir uns zu diesem Schritt gezwungen sehen.“

Seither entscheidet die Unternehmensführung stetig auf Basis des Gaspreises, ob die Produktionsmenge wieder erhöht werden könnte. Bisher war das nicht der Fall, wie Christopher Profitlich, Leiter der Kommunikationsabteilung, der Epoch Times mitteilte.

Warnung vor Ernteausfällen

„Wir warnen eindringlich vor Ernteausfällen und Versorgungsengpässen. Die Düngemittelhändler müssen reagieren. Erst wenn der Gaspreis sinkt und/oder die Düngemittelhändler bereit sind, die notwendigen Preise zu zahlen, wird es eine Entspannung auf dem Düngemittelmarkt geben können“, erklärt der Vorsitzende der Geschäftsführung Petr Cingr. Die Dynamik des Preisanstiegs sei besorgniserregend.

Aufgrund der in der Branche bereits gedrosselten Produktion werden sich sehr wahrscheinlich die Düngemittel für die nächste Düngesaison verknappen. Dadurch wiederum verringern sich die Ernteerträge in der Landwirtschaft:

„Wir fordern unverzügliches Handeln der Politik. Ohne staatliche Maßnahmen droht in Kürze ein Produktionsstopp. Die Konsequenzen betreffen dann nicht allein den Wirtschaftsstandort Sachsen-Anhalt, sondern werden sich auf weiterverarbeitende Industrien, die Logistik und die deutsche Landwirtschaft auswirken.“

Andere Unternehmen der Branche haben ebenfalls ihre Ammoniakproduktion heruntergefahren (darunter BASF und der norwegische Düngemittelhersteller Yara). Europaweit stellten infolge des unrentablen Gaspreises mehrere chemische Unternehmen ihre Produktion gänzlich und auf unbestimmte Zeit ein.

Auch AdBlue könnte teurer werden

Die SKW Piesteritz sind zudem deutscher Marktführer bei der Herstellung von AdBlue für dieselbetriebene Fahrzeuge.

Die Produktion von AdBlue, die auf Harnstoff basiert, wurde ebenfalls gedrosselt. Von der AdBlue-Produktion sind alle Diesel-Fahrzeuge betroffen, gleichfalls alle europäischen Schiffe und alles, was mit Katalysatoren ausgerüstet ist.

Im Jahr 2020 beschäftigte die SKW Piesteritz im Durchschnitt rund 860 Mitarbeiter und erzielte einen Umsatz von rund 504 Mio. EUR.



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