Druck aus Berlin: Deutsche Bank prüft mögliche Fusion mit Commerzbank

Um den deutschen Sektor der Großbanken zu stärken hat die Bundesregierung vorgeschlagen, dass die Deutsche Bank und die Commerzbank fusionieren. Sonst würde die Commerzbank vermutlich ins Ausland verkauft werden.
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Die Skyline von Frankfurt (Main).Foto: iStock
Epoch Times10. März 2019

Der Vorstand der Deutschen Bank will einem Zeitungsbericht zufolge informelle Gespräche mit der Commerzbank aufnehmen, um eine mögliche Fusion zu prüfen.

Wie die Zeitung „Welt am Sonntag“ laut Vorabmeldung unter Berufung auf Finanzkreise berichtet, gab es bereits erste inoffizielle Kontakte „in sehr kleiner Runde“. Diese seien allerdings noch nicht in einem Stadium, in dem sie mitteilungspflichtig seien.

Beide Banken reagierten damit auch auf den Druck aus Berlin, schreibt die „WamS“. Die Bundesregierung erwarte eine Entscheidung in den kommenden Wochen. Ein Zusammenschluss von Deutscher Bank und Commerzbank sei die letzte verbliebene Möglichkeit, um den deutschen Großbankensenktor zu stärken.

Sollte es nicht dazu kommen, würde die Commerzbank in absehbarer Zeit vermutlich bei einem ausländischen Käufer unterkommen, heißt es. Damit gäbe es aber auch für die angeschlagene Deutsche Bank keine Option mehr. Im Geschäftsjahr 2016 war die Commerzbank nach der Bilanzsumme die viertgrößte Deutschlands

Aus Sicht der Berliner Politik drängt die Zeit. Ende Mai wird ein neues Europaparlament gewählt. Dem Bericht zufolge fürchtet die Bundesregierung neue Mehrheiten in Brüssel, die das Vorhaben blockieren könnten. So drohe ein beihilferechtliches Problem, wenn die beiden Banken bei ihrem Zusammengehen eine Form staatlicher Stütze bräuchten.

Sollten Union und SPD bei der Wahl zudem merklich Stimmen einbüßen, könnte der Fortbestand der großen Koalition gefährdet sein. In einer instabilen politischen Lage wäre eine neuerliche Krise einer großen deutschen Bank besonders problematisch, heißt es.

Druck aus Berlin

Spekulationen über einen Zusammenschluss der letzten beiden unabhängigen Großbanken kursieren seit Monaten. Seit Sommer werben Finanzstaatssekretär Jörg Kukies, Ex-Deutschlandchef von Goldman Sachs, und Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) für stärkere deutsche Banken. Und Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) schreibt in seiner „Nationalen Industriestrategie 2030“, in allen wichtigen Wirtschaftsbereichen brauche es „große und starke Akteure, die mit Wettbewerbern aus den USA oder China auf Augenhöhe sind“.

Der „Welt am Sonntag“ zufolge sollen Scholz und Kukies die Bankchefs Christian Sewing (Deutsche Bank) und Martin Zielke (Commerzbank) gedrängt haben, ein Zusammengehen zu prüfen. „Innerhalb der nächsten Wochen, am besten vor der Europawahl Ende Mai“ erwarte man in Berlin eine Reaktion. Aus Frankfurter Kreisen zitiert das Blatt, es sei richtig, sich einen Termin zu geben, „sonst schiebt man die Antwort auf diese Frage noch die nächsten zwei Jahre vor sich her.“

Die Risiken und Nutzen sind umstritten

Risiken und Nutzen einer Fusion der beiden letzten selbstständigen privaten Großbanken in Deutschland sind unter Experten umstritten. Auf dem umkämpften – und traditionell kleingliedrigen – Heimatmarkt stünden ihnen weiterhin die öffentlich-rechtlichen Sparkassen und die genossenschaftlichen Volks- und Raiffeisenbanken als bedeutende Spieler gegenüber.

Auf dem internationalen Spielfeld könnte eine neue Großbank dagegen Boden gut machen, wenngleich vor allem die ertragsstarken US-Institute in einer anderen Liga spielen.

Als gewichtiges Gegenargument gilt: Beide Häuser sind auch mehr als zehn Jahre nach der Finanzkrise immer noch mit eigenen Baustellen beschäftigt. Die Deutsche Bank hat nach drei Jahren mit zum Teil tiefroten Zahlen 2018 gerade erst die Rückkehr in die Gewinnzone geschafft. Der Aktienkurs ist mit aktuell unter acht Euro weit von einstigen Spitzenwerten entfernt.

Auch die Commerzbank sieht sich bei ihrem Konzernumbau noch nicht am Ziel. Das Institut musste im Herbst angesichts eines ebenfalls kräftig gestutzten Börsenwertes sogar den Dax verlassen und in die zweite Börsenliga MDax absteigen.

Der Bund ist mit gut 15 Prozent größter Einzelaktionär der Commerzbank – seit mehr als zehn Jahren: Die Übernahme der kriselnden Dresdner Bank mitten in der Finanzkrise hatte die Commerzbank zum Rettungsfall gemacht, und der Staat bewahrte das Institut mit Steuermilliarden vor dem Kollaps. Es war die erste direkte Beteiligung des Bundes an einer großen Privatbank in Deutschland.

Und was sagen die Bankhäuser dazu?

In den Frankfurter Zentralen der beiden Geldhäuser hielt man sich zu den Gerüchten um einen näher rückenden Zusammenschluss bislang stets bedeckt. Die Spekulationen seien „verständlich“, hatte Commerzbank-Chef Martin Zielke zuletzt bei der Bilanzvorlage Mitte Februar gesagt:

Das ist etwas, das nicht neu ist. Es macht aber überhaupt keinen Sinn, solche Spekulationen zu kommentieren oder sich daran zu beteiligen.“

Und der Chef der Deutschen Bank, Christian Sewing, hatte sich rund zwei Wochen zuvor kämpferisch gegeben: „Wir haben es selbst in der Hand.“ Zugleich hatte er mit Blick auf die Fusionsgerüchte gesagt:

Wir glauben an unseren Plan. Dafür müssen wir hart arbeiten. Und über alles andere mache ich mir keine Gedanken. Wir beteiligen uns an diesen Spekulationen nicht.“

Zur Rolle Berlins in der Diskussion hatte er zudem angemerkt, er freue sich, „dass wir eine Bundesregierung haben, die sich aktiv um den Finanzstandort Deutschland und Frankfurt Gedanken macht“. (dpa)



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