Dritte Senkung seit Juni: EZB senkt Leitzinsen um weitere 0,25 Prozentpunkte

Die Inflation im Euroraum sinkt schnell, während die Konjunktur zunehmend schwächelt. Die Europäische Zentralbank steuert mit der nächsten Zinssenkung gegen. Verbraucher spüren die Folgen schon jetzt.
Die Europäische Zentralbank (EZB) in Frankfurt am Main.
Die Europäische Zentralbank (EZB) in Frankfurt am Main.Foto: Arne Dedert/dpa
Epoch Times17. Oktober 2024

Angesichts der schwächelnden Konjunktur im Euroraum hat die Europäische Zentralbank (EZB) ihre drei Leitzinssätze um weitere 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Der zentrale Leitzins, zu dem Geschäftsbanken über Nacht Geld bei der EZB parken können, liegt nun bei 3,25 Prozent, wie die Notenbank am Donnerstag nach ihrem Treffen im slowenischen Ljubljana mitteilte. Es ist die dritte Zinssenkung seit Juni und die zweite in Folge. Weitere Zinsschritte könnten im Dezember folgen.

Mit der Entscheidung liegt der Hauptrefinanzierungssatz, zu dem sich Geschäftsbanken Geld von der EZB leihen können, nun bei 3,40 Prozent. Der Zins zur kurzfristigen Beschaffung von Geld, der Spitzenrefinanzierungssatz, liegt bei 3,65 Prozent.

Erfolge im Kampf gegen die Inflation

Ökonomen hatten die Zinssenkung der EZB erwartet, denn im September fiel die Teuerungsrate dem Statistikamt Eurostat zufolge auf 1,7 Prozent. Das war noch weniger als in einer ersten Schätzung errechnet und deutlich niedriger als im August (2,2 Prozent). Die Inflation lag damit erstmals seit Mitte 2021 unter der Zielmarke von zwei Prozent, die die EZB mittelfristig im Euroraum anstrebt. Vor allem billigere Energie drückte die Teuerungsrate und sorgte auch in Deutschland für einen deutlichen Rückgang der Inflation.

Zugleich macht die schwache Konjunktur in der Eurozone der EZB Sorgen. Sie erwartet nur ein Mini-Wachstum von 0,8 Prozent im laufenden Jahr – etwas weniger als im Sommer vorhergesagt. Dabei wirkt die schwache Wirtschaft in Deutschland als Bremsklotz. Erst in den Folgejahren soll sich die Konjunktur im Währungsraum erholen, so die Notenbank.

„Wir können die Wachstumsabschwächung nicht ignorieren“, sagte EZB-Direktorin Isabel Schnabel jüngst. Ein nachhaltiger Rückgang der Inflation zum Ziel werde „in angemessener Zeit wahrscheinlicher“. Selbst Bundesbank-Präsident Joachim Nagel, der sonst für einen vorsichtigen Kurs plädierte, zeigte sich zuletzt offen für Diskussionen über eine Zinssenkung.

Schuldner profitieren von Zinssenkungen, Sparer im Nachteil

Privathaushalte spüren die Zinssenkungen der EZB bereits – zum Beispiel Hausbauer. Die Zinsen für zehnjährige Immobilienkredite lagen zuletzt laut FMH-Finanzberatung bei durchschnittlich rund 3,3 Prozent, vor einem Jahr waren es gut 4,2 Prozent. Der Kreditvermittler Dr. Klein sieht mittelfristig aber kaum Abwärtspotenzial. Weitere Leitzinssenkungen seien schon eingepreist.

Für Sparer sind sinkende Leitzinsen schlecht. Seit der September-Zinssenkung haben mindestens 346 Banken und Sparkassen die Festgeldzinsen reduziert, analysiert das Vergleichsportal Verivox. Für zweijährige Festgelder gebe es bei überregionalen Banken im Schnitt noch 2,51 Prozent Zinsen – ein Tiefstand seit April 2023.

Die Zinssenkung am Donnerstag war die dritte in diesem Jahr. Der erste Zinsschritt war im Juni erfolgt, im Juli hielten sie die Zinsen konstant, nach der Sommerpause gab es dann im September die nächste Senkung. Bis Oktober 2023 hatte die EZB die Leitzinsen als Reaktion auf die hohe Inflation schrittweise erhöht. (afp/dpa/red)



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