Dramatischer Einbruch: Tesla-Aktie stürzt auf Tiefstand – was steckt dahinter?

Die Aktie des von Elon Musk geführten Elektroautobauers Tesla hat am Montag einen dramatischen Einbruch erlebt: Mit einem Rückgang von mehr als 15 Prozent büßte sie nicht nur die Gewinne seit der US-Präsidentenwahl vom November wieder ein, sondern fiel auf den niedrigsten Stand seit Monaten.
Seit dem Wahlsieg von Donald Trump ging es mit der Tesla-Aktie nach oben. So stieg die Aktie kurz nach dem klar war, dass Trump sich bei der Wahl gegen Kamala Harris durchgesetzt hat, um 13 Prozent.
Stand die Aktie am 6. November noch bei 262 US-Dollar, kletterte sie bis zum 18. Dezember auf den Höchststand von 449 US-Dollar. Stand Dienstag ist die Aktie seitdem auf 205 US-Dollar gefallen.
Zuvor hatte die Schweizer Großbank UBS das Kursziel für Tesla von 259 auf 225 US-Dollar gesenkt und empfiehlt den Verkauf der Aktie („Sell“). Analyst Joseph Spak reduzierte seine Prognosen für die Tesla-Auslieferungen im ersten Quartal und im Gesamtjahr. Er sieht ein Risiko, dass der Gewinn je Aktie bis zu 30 Prozent unter den Erwartungen des Marktes liegen könnte.
Trump solidarisiert sich mit Musk
Elon Musk war im US-Wahlkampf zu einem engen Verbündeten von Donald Trump geworden. Nach seinem Wahlsieg machte Trump den Tesla-Chef zum Kostensenker im Auftrag der US-Regierung und gab ihm weitreichende Vollmachten für das von ihm geführte Büro für Regierungseffizienz (DOGE).
Auf den Kurssturz der Tesla-Aktie reagierte Trump mit einem Post bei seiner Social-Media-Plattform Truth Social. Der Präsident sprach von einer gezielten Kampagne gegen Musk: „Radikale linke Wahnsinnige“ würden Tesla boykottieren, um dem Unternehmer zu schaden. Trump kündigte an, als Zeichen der Unterstützung noch am Dienstag ein Tesla-Fahrzeug zu kaufen.
Die Schwierigkeiten für Tesla sind jedoch nicht nur politischer Natur. Das Unternehmen musste zum Ende des Jahres 2024 erstmals seit mehr als einem Jahrzehnt einen Rückgang bei den Auslieferungen hinnehmen – entgegen vorherigen Prognosen von Musk, der noch ein Wachstum in Aussicht gestellt hatte.
Kursverluste könnten Folgen für Musk haben
Dennoch setzen viele Anleger weiter auf Teslas Potenzial in den Bereichen autonomes Fahren und humanoide Roboter. Trotz der Unsicherheiten in diesen Segmenten bewerten Investoren Tesla deutlich höher als traditionelle Automobilhersteller.
Während Tesla Mitte Dezember mit einem Aktienkurs von rund 449 US-Dollar eine Marktkapitalisierung von mehr als 1,5 Billionen US-Dollar erreichte, ist dieser Wert nun auf etwa 715 Milliarden Dollar gesunken. Im Vergleich dazu kommen die US-Autokonzerne Ford und General Motors nur auf 40 und 48 Milliarden Dollar.
Auch für Elon Musk persönlich haben die Kursverluste Folgen. Sein Vermögen beträgt laut „Bloomberg“-Milliardärsindex mit Stand 8. März 2025 330 Milliarden US-Dollar, das sind etwa 304 Milliarden Euro. Das Vermögen des Tesla- und SpaceX-CEOs ist damit laut dem Index in weniger als zehn Wochen um 24 Prozent geschrumpft.
Autopilottechnologie in der Kritik
Neben wirtschaftlichen Faktoren gerät Tesla auch regulatorisch zunehmend unter Druck. Die US-Verkehrsbehörde NHTSA untersucht derzeit mehrere Unfälle im Kontext des Assistenzsystems Autopilot.
Musk verfolgt bei der Entwicklung von selbstfahrenden Robotaxis einen umstrittenen Ansatz, der auf den Einsatz von Laser-Radaren verzichtet und stattdessen ausschließlich auf Kameras setzt. Diese Strategie ist nicht unumstritten. In Deutschland gibt es jetzt dazu sogar ein erstes Urteil.
Seit Herbst 2022 setzt Tesla bei seinen Fahrassistenzsystemen ausschließlich auf Kameras und verzichtet auf Radar- und Ultraschallsensoren, die traditionell für Funktionen wie Abstandstempomat, Einparkhilfe und Notbremsassistent verwendet werden.
Diese Strategie, bekannt als „Vision Only“, stößt auf Kritik, da kamerabasierte Systeme in vielen Situationen unzuverlässiger arbeiten als herkömmliche Ansätze.
In einem Verfahren vor dem Landgericht Traunstein, in dem es im Januar ein Urteil gab, wurde der Autopilot untersucht. Der Kläger stellte fest, dass sein Tesla Model 3 wiederholt sogenannte Phantombremsungen durchführte.
Dabei bremst das Fahrzeug ohne ersichtlichen Grund stark ab, obwohl weder Hindernisse noch andere Fahrzeuge im Weg sind. Solche unerwarteten Bremsmanöver können gefährliche Situationen im Straßenverkehr verursachen.
Tesla weist Vorwürfe zurück
Tesla bestritt, dass solche Phantombremsungen auftreten. Um die Vorwürfe zu prüfen, beauftragte das Gericht einen unabhängigen Sachverständigen. Das von diesem vorgelegte Gutachten liefert brisante Erkenntnisse: Es zeigt, dass der „sogenannte Autopilot“ erhebliche Sicherheitsrisiken birgt.
Der Sachverständige testete das Model 3 des Klägers auf einer 700 Kilometer langen Strecke, überwiegend auf Autobahnen. Die Fahrten wurden mit Kameras dokumentiert, während das Assistenzsystem von Tesla aktiv war.
In fünf Fällen stellte der Gutachter problematisches Fahrverhalten fest. In vier dieser Situationen konnte der Fahrer eingreifen und Schlimmeres verhindern – etwa als das Fahrzeug in einer Baustelle unerwartet von Tempo 80 Stundenkilometer auf 54 Stundenkilometer abbremste, weil es die seitlichen Abstände falsch einschätzte. Dabei wurde der nachfolgende Verkehr gefährdet.
Gefährliche Vollbremsung zwingt zum Abbruch
Besonders kritisch wurde es jedoch in einer weiteren Situation: Bei einer Geschwindigkeit von 140 Stundenkilometern auf der linken Spur einer dreispurigen Autobahn bremste das Fahrzeug plötzlich ohne ersichtlichen Grund auf 96 Stundenkilometer ab.
Der Gutachter stellte klar, dass „dieses Abbremsen aus technischer Sicht nicht erforderlich gewesen“ sei. Er schilderte, dass durch dieses Manöver erhebliche Gefahrensituationen für den nachfolgenden Verkehr entstanden seien: „Dort konnten Ausweichmanöver und starke Bremsmanöver der nachfolgenden Fahrzeuge beobachtet werden[…].“
Nach diesem Vorfall entschied sich der Gutachter, die Probefahrt mit Teslas Autopiloten abzubrechen, um weitere Risiken zu vermeiden. In seinem Bericht betonte er zudem:
„Eine weitere Erprobung des [streit]gegenständlichen Fahrzeuges im öffentlichen Verkehrsraum, ohne abgesperrte Autobahnabschnitte, war aus Sicht des Unterzeichners aus Sicherheitsgründen nicht mehr durchführbar.“
Erste offizielle Bestätigung von Phantombremsungen
Dieses Gutachten ist besonders bedeutend, da erstmals ein unabhängiger, gerichtlich bestellter Experte die Existenz von Phantombremsungen in Tesla-Fahrzeugen bestätigt. Im Januar folgte das Gericht in seinem Urteil dem Gutachter, dass der Autopilot mangelhaft sei.
Das Gericht verurteilte Tesla dazu, die Phantombremsungen des Tesla Model 3 abzustellen. Das Gericht entschied eindeutig: „Das Fahrzeug ist hinsichtlich der anlasslosen Bremsungen mangelhaft.“ Der Autopilot eigne sich weder „für die gewöhnliche Verwendung“ noch sei er bei „Produkten derselben Art […] üblich“.
Die Zukunft von Tesla hängt nun entscheidend davon ab, ob Musk das Vertrauen der Investoren zurückgewinnen kann. Die Erwartungen an selbstfahrende Autos und humanoide Roboter bleiben hoch, doch aktuelle Rückschläge und regulatorische Unsicherheiten dürften den Druck auf das Unternehmen weiter erhöhen.
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion