DIW-Chef: Enteignungen kontraproduktiv für Wohnungsmarkt

Berliner Bürger haben für die Enteignung großer Wohnungsunternehmen gestimmt. Laut Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung könnte das unschöne Folgen für den Wohnungsmarkt haben.
Titelbild
Wohnungen vor dem Berliner Fernsehturm. (Archivbild).Foto: Fabian Sommer/dpa/dpa
Epoch Times28. September 2021

Nach dem Berliner Volksentscheid über die Enteignung großer Wohnungsunternehmen hat der Präsident der Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, vor negativen Konsequenzen für den Wohnungsmarkt gewarnt.

„Enteignungen wären nicht nur wirtschaftlich schädlich, sondern sie wären mit Blick auf das Wohnungsangebot und die Mieten kontraproduktiv“, sagte er der Funke Mediengruppe.

Enteignungen könnten zu weniger Wohnungsbau führen

Auch nur ein begrenztes Risiko möglicher Enteignungen werde die Unsicherheit auf Seiten der Investoren erhöhen und somit zu einem Rückgang des Wohnungsbaus in Berlin führen. Fratzscher: „Vermieter werden höhere Risikoprämien verlangen, so dass langfristig und kurzfristig die Mieten noch deutlich stärker steigen werden und das Wohnungsangebot noch knapper sein wird.“

Immobilienwirtschaft warnt vor „Scheinlösungen“

Unterdessen warn die Immobilienwirtschaft vor teuren „Scheinlösungen“. „Bezahlbares Wohnen lässt sich nicht durch Scheinlösungen wie Enteignung sichern“, sagte der Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft, Axel Gedaschko, den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) vom Dienstag. Das sei „eindeutig der falsche Weg“.

Er bezeichnete Vergesellschaftungen als „teure und unwirksame Ideen“ und forderte stattdessen eine nachhaltige Bodenpolitik, eine starke soziale Wohnraumförderung sowie politischen Willen, den Wohnungsneubau voranzubringen. Nur so könne Menschen bei der Suche nach bezahlbarem Wohnraum geholfen werden, sagte Gedaschko.

Eine Mehrheit der Berlinerinnen und Berliner hatte am Sonntag für den Volksentscheid „Deutsche Wohnen & Co. enteignen“ gestimmt. 56,4 Prozent votierten dafür und 39,0 Prozent dagegen, auch das Mindestquorum wurde erreicht – damit gilt der Volksentscheid als angenommen. Ziel der Bürgerinitiative ist die Vergesellschaftung von Wohnungen der großen Immobilienkonzerne in Berlin.

Keine rechtliche Verpflichtung für den Senat

Der Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen geht davon aus, dass letztlich „nur eine Minderheit tatsächlich für eine Umsetzung einer Enteignung“ sei.

Vorstandsmitglied Maren Kern verwies dabei in den RND-Zeitungen auf Umfragen, wonach die Wähler bei ihrer Entscheidung berücksichtigt hätten, dass die Umsetzung des Entscheids nicht bindend ist.

Da nicht über ein konkretes Gesetz oder eine Verfassungsänderung abgestimmt wurde, bedeutet das Ergebnis keine rechtliche Verpflichtung für den neuen Senat. Dieser muss also nicht ein entsprechendes Gesetz zur Enteignung ausarbeiten.

„Berlins Wohnungsproblem lässt sich nicht durch Enteignungen lösen, sondern nur durch gemeinsame Anstrengungen für mehr Wohnen“, sagte Kern weiter. Sie schlug ein „Bündnis für Neubau und Wohnen“ vor.

Besorgt zeigten sich auch genossenschaftliche Immobilienbesitzer. „Viele Genossenschaften fürchten, dass eine rechtssichere Ausnahme von Genossenschaften – wie bereits beim Mietendeckel – nicht möglich ist“, sagte etwa Dirk Enzesberger, Vorstandsmitglied der Charlottenburger Baugenossenschaft, dem RND. (afp/dpa/oz)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion