Diebstahl in großem Stil: Aurubis fehlen Metalle im Wert von 185 Millionen Euro
Infolge von Diebstahls- und Betrugsfällen in insgesamt dreistelliger Millionenhöhe hat der Hamburger Kupferhersteller Aurubis AG seine Gewinnprognose für das aktuelle Geschäftsjahr deutlich gesenkt. Nach einer Inventur der Lager werde von fehlenden Edelmetallen im Wert von 185 Millionen Euro ausgegangen, erklärte der Hamburger Konzern am Dienstag.
Demgegenüber stünden rund 30 Millionen Euro aus Versicherungsansprüchen und zusätzlich arrestiertes oder eingefrorenes Vermögen. Diese Summe soll die negativen Effekte zumindest teilweise kompensieren.
Das Unternehmen verarbeitet komplexe Metallkonzentrate, Schrotte, organische und anorganische metallhaltige Recyclingmaterialien und industrielle Rückstände zu Metallen. Aurubis produziert Kupferprodukte wie Gießwalzdraht, Stranggussformate mit rundem und quadratischem Querschnitt sowie in verschiedenen Abmessungen. Früher war das Unternehmen als Norddeutsche Affinerie AG bekannt, 2009 wurde es nach der Übernahme des belgischen Kupferproduzenten Cumerio durch die Norddeutsche Affinerie AG in Aurubis umbenannt.
Taskforce beauftragt
Als Aurubis die Abweichungen feststellte, stellte das Unternehmen unter Beteiligung externer Fachleute umgehend eine Taskforce zusammen. Das Team arbeitet daran, die Sicherheitskonzepte weiter zu verbessern und das Sicherheitsniveau im Konzern zu erhöhen.
Es sei gesichert, dass Lieferungen und Proben zum Schaden von Aurubis manipuliert worden waren. Diese Metalle seien in den Lieferungen nicht in den anhand der manipulierten Proben erwartbaren Mengen enthalten gewesen und damit wurden überhöhte Rechnungen bezahlt, erklärt das Unternehmen nach der Sonderinventur.
„Wir haben alle erforderlichen internen Kräfte zusammengezogen und nutzen externe Forensik-Spezialisten“, so Roland Harings, CEO der Aurubis AG.
Ferner gehört zum Aufgabenbereich der Task-Force, die Standortbedingungen weiterzuentwickeln und weitere dauerhafte Verbesserungen zu verankern. Der Aufsichtsrat der Aurubis AG hat einen Sonderausschuss „Sicherheit“ gebildet, der in kurzen Abständen die Fortschritte sämtliche Maßnahmen der Arbeits- und Werkssicherheit überwacht. Die renommierte Anwaltskanzlei Hengeler Mueller unterstützt den Aufsichtsrat bei der Aufklärung.
Gewinnprognose deutlich gesenkt
Auf Basis dieser enormen Schadensumme und der erwarteten wirtschaftlichen Entwicklung im vierten Geschäftsquartal 2022/2023 hat das Unternehmen die Prognose der Gewinnspanne deutlich gesenkt – von 450 bis 550 Millionen Euro auf 310 bis 350 Millionen Euro.
Entsprechend reagierte der Börsenkurs der Aurubis-Aktie. Innerhalb der vergangenen zwei Monate büßte sie rund 17 Prozent an Wert ein. Derzeit kostet die Aktie 69,38 Euro (Stand: 24. September).
Die Rendite auf das eingesetzte Kapital prognostizierte das Unternehmen nun auf 8 bis 12 Prozent – nach 14 bis 18 Prozent vor dem Edelmetall-Raub, wie „n-tv“ berichtete. Aurubis-Chef Roland Harings sagte: „Arbeitssicherheit und Werkssicherheit haben für uns höchste Priorität. An der Aufklärung der Sachverhalte der kriminellen Aktivitäten arbeiten wir mit Hochdruck und eng mit den Ermittlungsbehörden zusammen.“
Gleichzeitig werde laut „EQS-News“ das Schutzniveau gegen professionelle Kriminalität erhöht. „Unsere Ambition ist, die Sicherheitsvorkehrungen so anzuheben, dass Diebstahl und Betrug unmöglich werden“, schilderte Harings.
Wiederholter Metallraub
Bereits im Juni hatte Aurubis gemeldet, dass dem Unternehmen edelmetallhaltige Zwischenprodukte im Wert von rund 20 Millionen Euro gestohlen worden seien. Der zweite Fall wurde Anfang September öffentlich. Zu welchem Zeitpunkt die Manipulationen genau stattgefunden haben und welche Lieferanten konkret betroffen sind, werde derzeit noch ermittelt.
Aurubis kündigte bereits im Juni an, seine Präventions- und Sicherheitsstandards anzuheben. Erste Sofortmaßnahmen habe das Unternehmen bereits umgesetzt. Aufgrund der Ereignisse musste nun auch Salzgitter, der Großaktionär von Aurubis, seine Prognose ebenfalls deutlich nach unten korrigieren. Salzgitter hält 29,99 Prozent an Aurubis.
Aurubis verfügt über Produktionsstandorte in Europa und den USA sowie über ein weltweites Vertriebsnetz. Das Unternehmen beschäftigt rund 6.900 Mitarbeiter und ist im Prime-Standard-Segment der Deutschen Börse sowie im MDAX, dem Global Challenges Index (GCX) und dem STOXX Europe 600.
(Mit Material von AFP)
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