Die Welt wird reicher – Deutschland fällt zurück

Gute Nachrichten hat der Global Wealth Report der Bank UBS für das Jahr 2024: Die Welt wird wohlhabender, auch die Corona-Delle ist weithin überwunden. Eine Ausnahme ist jedoch Deutschland: Hier ist der Wohlstand rückläufig – außer für das reichste Bevölkerungssegment.
Titelbild
Global Wealth Report der UBS: Globaler Wohlstand nimmt zu, doch Deutschland sieht keinen vergleichbaren Aufschwung.Foto: JARAMA/iStock
Von 11. Juli 2024

An dieser Stelle wird ein Podcast von Podcaster angezeigt. Bitte akzeptieren Sie mit einem Klick auf den folgenden Button die Marketing-Cookies, um den Podcast anzuhören.

Die Welt wird reicher – Deutschland hingegen nicht. Das ist eine der zentralen Erkenntnisse, die sich aus dem jüngst veröffentlichten Global Wealth Report der Schweizer Großbank UBS herauslesen lässt. Analysten hatten dafür weltweit 56 Schlüsselmärkte analysiert, die zusammen 432 Billionen US-Dollar an Wohlstand repräsentieren – und damit 92,2 Prozent des weltweiten.

Damit hat die Aufwärtsentwicklung des weltweiten Wohlstands nach der Corona-Delle wieder dort angeknüpft, wo sie durch diese unterbrochen worden war. Die Welt werde, so heißt es in dem Bericht, in allen Vermögenssegmenten reicher. Das Vermögen wächst in Schwellenländern deutlich schneller als in den bereits hoch entwickelten Märkten. Allerdings ist die Dynamik insgesamt geringer geworden – was auch mit Entglobalisierungstendenzen und rückläufigen Geburtenraten zu tun haben könnte.

Mehr als sechs von zehn Menschen schaffen Aufstieg aus der Armut

Immerhin hat sich dem Bericht zufolge der Anteil der besonders armen Menschen – mit einem Vermögen unter 10.000 US-Dollar – seit dem Jahr 2000 fast halbiert. Eine weitere zentrale Erkenntnis des Berichts lautet: Die Wahrscheinlichkeit, mehr Wohlstand zu erlangen, ist global gesehen höher als jene, ärmer zu werden.

Der Global Wealth Report beziffert die Chance, aus dem ärmsten Wohlstandssegment aufzusteigen, auf 61,7 Prozent. Mit 37,7 Prozent beziffert der Bericht die Chance, aus der Mittelschicht in die Oberschicht aufzusteigen. Dieser Wert ist insofern von Bedeutung, als Untersuchungen zufolge die Bereitschaft von Menschen, zum Zweck wirtschaftlicher Verbesserung auszuwandern, von diesem Status an abnimmt.

Ein Aufstieg von der Armut in die Mittelschicht fördert hingegen in Ländern der Südhalbkugel die Bereitschaft, den Lebensmittelpunkt zu verlagern. Die Wanderungsbewegungen führen dann aus ländlichen Gebieten in die Städte des eigenen Landes – in einigen Fällen auch in Richtung Nordhalbkugel.

Erhebliche Vermögenstransfers in den kommenden Jahrzehnten möglich

Das Risiko, aus dem wohlhabendsten Segment wieder herauszufallen, ist mit 51,6 Prozent hoch. Allerdings spielen neben absoluten auch relative Wohlstandsverluste dabei eine Rolle – etwa wenn die Durchschnittseinkommen stärker wachsen als das eigene.

Die Welt stehe auch vor Vermögenstransfers in einem Umfang von bis zu 83,5 Billionen US-Dollar innerhalb der nächsten 20 bis 25 Jahre. Der größte Anteil davon werde sich zwischen Ehegatten und Generationen innerhalb eines Haushalts vollziehen.

Die Schwellenländer hatten 2008 erst 16,8 Prozent des weltweiten Wohlstands auf sich vereint, mittlerweile sind es 31,88 Prozent. Die Asien-Pazifik-Region hatte in diesem Zeitraum jedoch einen erheblichen Schuldenzuwachs von 192,2 Prozent zu verzeichnen. Währenddessen waren es auf dem amerikanischen Kontinent nur 48,6 und im Bereich Europa-Afrika-Naher Osten nur 8,7 Prozent.

Ein Faktor dabei sind auch sogenannte Remittances, das sind Überweisungen von Einwanderern in ihre Herkunftsländer. Im Jahr 2021 schätzte die Weltbank diese auf weltweit mehr als 600 Milliarden US-Dollar. Europa spielt dabei jedoch mit etwa 43 Milliarden Euro eine vergleichsweise geringe Rolle.

Weniger Gesamtvermögen in Deutschland als 2021

Deutschland ist, wie der Global Wealth Report anklingen lässt, eine der Ausnahmen von der Gesamtentwicklung. Hier ist zwar die Zahl der Finanzmillionäre weiter gestiegen, allerdings ist das Medianeinkommen sowohl im EU- als auch im weltweiten Maßstab rückläufig.

Was die Zahl der Millionäre anbelangt, liegt Deutschland noch weltweit auf dem sechsten Platz mit 2,8 Millionen Bürgern, die über ein siebenstelliges Vermögen verfügen. Neben dem verhältnismäßig hohen Wert von Immobilienvermögen in einigen Lagen habe dazu auch der leicht aufgewertete Kurs des Euro gegenüber dem US-Dollar einfacher gemacht, das nominelle Vermögen zu erhöhen.

Einer ebenfalls jüngst vorgelegten Erhebung der Boston Consulting Group (BCG) ist das Nettoreinvermögen der Deutschen im Vorjahr auf insgesamt 17,75 Milliarden Euro gesunken. Im Vorjahr hatte es noch bei mehr als 18 Milliarden Euro gelegen, auch 2021 war es über dem Wert von 2023.

Zudem ist das Land beim Medianvermögen, also dem Vermögensstand, der die untere und die obere Hälfte trennt, nicht einmal mehr unter den weltweiten Top 25. Während die Hälfte der Bevölkerung in Luxemburg umgerechnet mehr als 372.258 und in Australien mehr als 261.805 US-Dollar an Geld- und Sachvermögen besitzt, gehört man in Deutschland bereits mit mehr als 70.900 US-Dollar zur reicheren Hälfte.

Türkei, Katar und Russland im Global Wealth Report als Positivbeispiele aufgeführt

Die Entwicklungen der vergangenen Jahre wie Inflation, höhere Zinsen, höhere Schulden und Preisverfall bei Immobilien sind dabei nicht die einzigen Faktoren. Die schwache Wirtschaftsentwicklung und die sinkende Kaufkraft tragen ebenfalls zu der rückläufigen Entwicklung bei.

In den 2000er-Jahren hatte das jährliche Wachstumstempo beim Vermögen in Deutschland laut UBS noch sechs Prozent betragen. Im Zeitraum seit 2010 ist dieses jedoch auf nur noch drei Prozent gesunken – Tendenz weiter fallend. Lediglich renditeträchtiges Engagement an der Börse half einigen Bürgern, dem Vermögensverfall gegenzusteuern. Allerdings sind dies in Deutschland nicht viele: Aktien oder Fonds gelten der Mehrheit der deutschen Sparer als „spekulativ“. Die Folge ist, dass sie auf Anlagen setzen, die so geringe Erträge abwerfen, dass die Inflation diese auffrisst.

Als Positivbeispiel für eine positive Entwicklung zwischen 2022 und 2023 nennt der Global Wealth Report die Türkei. Dort sei der Wohlstand pro Erwachsenem um nicht weniger als 157 Prozent gestiegen – wobei dies in türkischer Lira gerechnet ist. Im Gegenwert von US-Dollar hätte das Plus aber ebenfalls bei 63,2 Prozent gelegen.

Ebenfalls massiv an Vermögen zugelegt haben Katar und Russland mit einem Plus von jeweils knapp 20 Prozent, Südafrika mit 16 und Israel mit 14 Prozent. Erwachsene in den USA konnten sich im Schnitt über ein Plus von 2,5 Prozent freuen. In Europa verzeichnete lediglich Großbritannien ein Plus im zweistelligen Bereich.



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion